Hermann Meyerhoff (Mediziner)

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Hermann Maria Meyerhoff (* 18. Februar 1932 in Herne; † Dezember 1993) war ein deutscher Arzt, Psychiater, Hochschullehrer und Ministerialdirigent. Von 1971 bis 1987 war er Direktor des Landeskrankenhauses für Kinder- und Jugendpsychiatrie Schleswig-Hesterberg, von April 1987 bis 1993 Leiter der Gesundheitsabteilung im Sozialministerium Schleswig-Holsteins in Kiel.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hermann Meyerhoff wurde als viertes Kind des Oberstadtdirektors und Herner Bürgermeisters Hermann Meyerhoff und dessen Frau Hildegard, geb. Ahn, in Herne geboren. Nach dem Schulbesuch in Herne und Weilheim/Oberbayern studierte er seit 1952 Medizin an der Philipps-Universität Marburg, wo er nach fünf Semestern die ärztliche Vorprüfung bestand. Sein klinisches Studium beendete er mit dem medizinischen Staatsexamen an der Universität München. Nach der Medizinalassistentenzeit am Universitätsklinikum München und einer geburtshilflich-gynäkologischen Ausbildung im Krankenhaus Bochum-Gerthe erhielt er 1961 die Approbation als Arzt durch das Bayerische Innenministerium und arbeitete ab 1962 als wissenschaftlicher Assistent am Forensisch-psychiatrischen Institut der Freien Universität Berlin; 1964 wurde er in München mit einer geburtsstatistischen Untersuchung bei Gerhard Martius zum Dr. med. promoviert.[1]

1965 wurde Meyerhoff leitender Abteilungsarzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universitäts-Nervenklinik in Homburg, wo er sich im Dezember 1970 bei Hans-Hermann Meyer mit einer Untersuchung über das Leistungsverhalten hirngeschädigter Kinder habilitierte.[2][3] 1971 übernahm er in der Nachfolge Walter Döhners als ärztlicher Direktor die Leitung der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Schleswig-Hesterberg, die mit seinem Dienstantritt von der Erwachsenenpsychiatrie Stadtfeld räumlich und administrativ getrennt wurde.[4][5] Als Klinikdirektor reformierte Meyerhoff im Rahmen von Psychiatriekritik und Psychiatriereform Anfang/Mitte der 1970er Jahre den Führungsstil und den Klinikalltag der Anstalt und transformierte „den Hesterberg“ von einer rein verwahrenden, gemischten Psychiatrie in eine eigenständige, das Wohl der Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt stellende Kinder- und Jugendpsychiatrie.[6][7] Hierzu ließ er große Teile des medizinischen und pflegerischen Anstaltspersonals austauschen, stellte geschulte Psychologen und Psychotherapeuten ein und etablierte verschiedene Formen der Psychotherapie wie Werktherapie, Musiktherapie, Gestalttherapie oder Maltherapie.[8][9] 1984 übernahm Meyerhoff den Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Medizinischen Hochschule Lübeck,[10] im April 1987 – nach dem Ausscheiden des Ministerialdirigenten Klaus-Rüdiger Zur – die Leitung der Gesundheitsabteilung (Abt. IX 4) des Schleswig-Holsteinischen Sozialministeriums in Kiel.[11][3] Im Dezember 1993 starb Meyerhoff an Lungenkrebs. Sein Sohn ist der Schauspieler und Schriftsteller Joachim Meyerhoff.

Öffentliche Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herrmann Meyerhoff spielt v. a. in dem autobiografischen Roman „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war (Alle Toten fliegen hoch)“ seines Sohnes Joachim Meyerhoff eine zentrale Rolle.[12] Joachim beschreibt darin seinen Vater als begabten Mediziner, der allerdings im praktischen Leben oft genug versagt.[13] Die Krebserkrankung und der Tod Hermann Meyerhoffs 1993 werden im zweiten Teil des Buches stark thematisiert.[14]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Geburtshilfliche Statistik 1960 (München, Univ., Diss., 1964).
  • Das Leistungsverhalten des encephalopathischen Kindes. Kinderpsychiatrische und diskriminanzanalytische Untersuchung mit einer Testbatterie (Saarbrücken, Homburg, Med. Hab.-Schrift, 1970).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Cornelia Brink: Grenzen der Anstalt. Psychiatrie und Gesellschaft in Deutschland 1860-1980. Wallstein, Göttingen 2010, ISBN 978-3-8353-0623-3.
  • Joachim Meyerhoff: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war (Alle Toten fliegen hoch, Teil 2). Kiepenheuer & Witsch, Köln 2013, ISBN 3-462-04516-4.
  • Susanna Misgajski u. a. (Hrsg.): Der Hesterberg. 125 Jahre Kinder- und Jugendpsychiatrie und Heilpädagogik in Schleswig. Selbstverlag des Landesarchivs Schleswig-Holstein, Schleswig 1997, ISBN 3-931292-53-3.
  • Günter Wulf: Sechs Jahre in Haus F. Eingesperrt, geschlagen, ruhiggestellt. Meine Kindheit in der Psychiatrie. Lübbe, Köln 2020, ISBN 3-404-61699-5.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. den Lebenslauf im Dissertations-Manuskript: Hermann Maria Meyerhoff: Geburtshilfliche Statistik 1960, München, Univ., Diss., 1964, S. 69.
  2. Deutsches Universitäts-Handbuch (BRD + DDR). Band 2. Consultverlag, München 1970, S. 1581.
  3. a b Das Öffentliche Gesundheitswesen 49 (1987), S. 514.
  4. www.alte-schleihalle.de - Eingeschlossen und missbraucht - Günter Wulf über die Kinderpsychiatrie Hesterberg - Infos über Schleswig, Historisches, Bauprojekte, Fotos und Filme. In: www.alte-schleihalle.de. Abgerufen am 7. April 2021 (deutsch).
  5. Dörte Stolle: Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Schleswig. In: Susanna Misgajski u. a. (Hrsg.): Der Hesterberg. 125 Jahre Kinder- und Jugendpsychiatrie und Heilpädagogik in Schleswig. Schleswig 1997, S. 116.
  6. Joachim Meyerhoff: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2013, S. 122 f.
  7. Cornelia Brink: Grenzen der Anstalt. Psychiatrie und Gesellschaft in Deutschland 1860-1980. Wallstein, Göttingen 2010, S. 410–477.
  8. Günter Wulf: Das gestohlene Leben[1] - Misshandelt in der deutschen Psychiatrie der Nachkriegszeit. Bundesverband Psychosozialer Berufe, abgerufen am 18. Februar 2021.
  9. Günter Wulf: Sechs Jahre in Haus F. Eingesperrt, geschlagen, ruhiggestellt. Meine Kindheit in der Psychiatrie. Lübbe, Köln 2020, S. 163–181.
  10. DUZ Magazin: Universitätszeitung. Das deutsche Hochschulmagazin. Band 40, 1984, S. 34.
  11. www.alte-schleihalle.de - Eingeschlossen und missbraucht - Günter Wulf über die Kinderpsychiatrie Hesterberg - Infos über Schleswig, Historisches, Bauprojekte, Fotos und Filme. In: www.alte-schleihalle.de. Abgerufen am 17. Februar 2021 (deutsch).
  12. Martin Halter: Die Liebe zur suizidgefährdeten Marlene. In: FAZ.net. 15. August 2013, abgerufen am 28. Januar 2024.
  13. https://www.lovelybooks.de/autor/Joachim-Meyerhoff/Wann-wird-es-endlich-wieder-so-wie-es-nie-war-1009479813-w/
  14. https://dieschreibmaschine.net/2020/08/17/schmoeker-wann-wird-es-endlich-wieder-so-wie-es-nie-war-von-joachim-meyerhoff/