Hermersen

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Hermersen ist der Name einer wüsten Siedlungsstelle in der heutigen Gemeinde Emmerthal. Sie lag vermutlich nordöstlich des Ortes Hämelschenburg nahe der Emmer.

Erwähnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ob die Siedlung mit den im 9. Jahrhundert belegten Orten „Hamereshusun“ und „Hohmareshusun“ gleichzusetzen ist, ist unklar. Erstmals sicher erwähnt wird Hermersen (nicht: Hemersen) in einem Verzeichnis der Rechte des Hamelner Schultheißen Hartung von Frenke aus der Zeit zwischen 1237 und 1247. Nach diesem erwarb er damals am Ort einen Hof mit zwei Mansen von den Einwohnern von Kirchohsen (Osen) und zwei weitere Mansen von Graf Hermann I. von Everstein.

1337 verkauften die Brüder Johannes und Dietrich Bock von Oldendorf den Brüdern Dietrich und Arnold Hake ihre vermutlich ebenfalls von den Eversteiner Grafen erhaltenen Lehngüter um Hameln, zu denen sechs Hufen in Hermersen gehörten. Zwei Jahre später rundeten die Brüder Hake diesen Grundbesitz durch den Erwerb eines Hofes am Ort von verschiedenen Einwohnern von Emmern ab. Mit den so erworbenen Gütern in Hermersen wurden die Hake noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Landgrafen von Hessen-Kassel belehnt, an welche die Lehnsherrschaft nach dem Aussterben der Eversteiner über die Häuser Lippe und Schaumburg-Lippe übergegangen war. Hingegen gelangte die Zehntherrschaft nach der Eversteiner Fehde an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg und wurde von diesen als Zubehör der Hämelschenburg ab 1437 an die Ritter Klencke verlehnt. Der Ort existierte aber bei dem Übergang der Lehns- und Zehnherrschaft wahrscheinlich schon nicht mehr (siehe unten).

Als weitere von den Eversteinern belehnte Grundbesitzer in Hermersen sind die nicht näher bekannten Brüder Bruno und Johann von der Mühlen (Molendino) bezeugt, die 1354 mit zwei Mansen Land und einer Kate (area tenguria) belehnt wurden. 1375 erhielt ferner ein ebenfalls unbekannter Johann von Rokelsen (oder Bokelsen) von Graf Hermann VII. von Everstein zwei Höfe als Lehen.

Gemäß der Überlieferung wird Hermersen also aus nicht mehr als fünf bis zehn Höfen bestanden haben. Im Hamelner Stadtbuch (Donat) wird der Ort in einem Verzeichnis aus dem 14. Jahrhundert unter den Dörfern genannt, die an den städtischen Rat Bruchholz liefern mussten.

Wüstwerden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da nach 1375 von Grundbesitz in Hermersen nichts mehr überliefert ist, dürfte der Ort um 1400 wüstgeworden sein. Wenn eine Zerstörung in der Eversteiner Fehde auch nicht völlig ausgeschlossen werden kann, so hält Horst-Rüdiger Marten doch eher ein freiwilliges Verlassen durch die Ortsbewohner für wahrscheinlich. Die Ursache hierfür könnte in der Pest von 1350 zu suchen sein, durch die etwa ein Drittel der Bevölkerung Europas ihr Leben lassen musste und folglich sowohl in Hermersen als auch im Nachbarort Hämelschenburg zahlreiche Höfe leerstanden. Nachdem letzterer nicht nur durch eine Burg geschützt, sondern als Flecken auch eine gewisse zentralörtliche Funktion hatte, lag es für die Hermerser nahe, dorthin überzusiedeln.

Die Siedlungsfläche von Hermersen dürfte in der Folgezeit in Ackerland umgewandelt worden sein, sodass heute keine oberirdischen Spuren mehr vorhanden sind.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Detlev Hellfaier / Martin Last: Historisch bezeugte Orte in Niedersachsen bis zur Jahrtausendwende (= Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens 26), Hildesheim 1976.
  • Horst-Rüdiger Marten: Die Entwicklung der Kulturlandschaft im alten Amt Aerzen des Landkreises Hameln-Pyrmont (= Göttinger geographische Abhandlungen 53), Göttingen 1969.
  • Otto Meinardus (Bearb.): Urkundenbuch des Stiftes und der Stadt Hameln bis zum Jahre 1407 (= Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens 2), Hannover 1887.
  • Uwe Ohainski (Hg.): Die Lehnregister der Herrschaften Everstein und Homburg (= Göttinger Forschungen zur Landesgeschichte 13). Bielefeld 2008