Histoire/Geschichte

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Histoire/Geschichte ist ein dreibändiges deutsch-französisches Geschichtslehrbuch für die Oberstufe im Gymnasium. Der erste Band wurde 2006, der zweite 2008 und der dritte 2011 veröffentlicht. Es ist das erste binationale Geschichtslehrbuch weltweit, das Schülern verschiedener Nationen Geschichte auf gleiche Art und mit den gleichen Inhalten vermittelt. Entsprechend ist das Buch auf Französisch und Deutsch erschienen. An dem Projekt waren Regierungsvertreter, Wissenschaftler und Lehrer sowie Vertreter der beiden Verlage beteiligt. Es wurde aber in den Schulen nur wenig eingesetzt.

Idee und Konzept[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Vorschlag für das auf mehrere Bände angelegte Buch wurde vom Deutsch-Französischen Jugendparlament, welches vom 18.–23. Januar 2003 anlässlich des 40. Jahrestages des Elysée-Vertrags zusammentraf[1], vorgetragen und von den nationalen Regierungen beider Staaten aufgegriffen. Allerdings ist der Bund für Schulbücher nicht zuständig. Vorarbeiten gab es in der deutsch-französischen Schulbuchkommission.

Die Konzeption des Lehrbuchs gestaltete sich schwierig, da die Lehrpläne aller deutscher Bundesländer und Frankreichs berücksichtigt werden mussten, die sich noch während der Erstellung änderten. Deutsche und französische Autoren gestalteten den Inhalt. Die Autoren gaben an, weniger die Inhalte als die Buchgestaltung sei strittig gewesen: Autorentext vs. Quellen, Zweck, Zahl und Größe der Bilder, Stufung der Arbeitsaufträge, Ziele des Unterrichts.[2]

Das Lehrbuch ist in Deutschland für die Oberstufen und in Frankreich für die drei Klassenstufen des Lycée (nämlich: première, seconde und terminale) vorgesehen.

Umsetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Projekt ist von Regierungsvertretern beider Länder, Wissenschaftlern und Lehrern sowie Bevollmächtigten beider Verlage, Nathan und Klett, in jahrelanger Arbeit umgesetzt worden. Es entstand ein dreibändiges Unterrichtswerk, herausgegeben von Daniel Henry, Guillaume de Quintrec und Peter Geiss. Die Inhalte der deutschen und französischen Ausgaben sind vollkommen identisch.

Am 10. Juli 2006 wurde in Saarbrücken der erste Band „Europa und die Welt seit 1945“ (frz. L’Europe et le monde depuis 1945.) vorgestellt, am 9. April 2008 in Berlin der zweite Band „Vom Wiener Kongress bis zum Ende des 2. Weltkrieges“. Der dritte Band mit dem Titel „Europa und die Welt von der Antike bis 1815“ erschien im Juli 2011. Das Verfassen der Bände im Rückwärtsgang sollte die publizistische Aufmerksamkeit erhalten.

Es ist nicht nur das erste binationale Geschichtslehrbuch, sondern bei seiner Veröffentlichung auch das einzige bundesweit zugelassene Schullehrbuch. Die Länder waren vom Bundeskanzleramt um großzügige Genehmigung gebeten worden. Die Außenministerien beider Staaten förderten das Projekt.[3] Das Buch wurde in der Bilanz wenig verkauft, der Klett-Verlag vertreibt nur noch die Reste (2020).

Ausgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

deutschsprachig
französisch-sprachig

Literatur, Rezensionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Corine Defrance, Ulrich Pfeil: Au service du rapprochement franco-allemand. Dialogue d’historiens de part et d’autre du Rhin, in: Georges Mink, Laure Neumayer (Hg.), L’Europe et ses passés douloureux, Paris, La Découverte, 2007, S. 91–103. (Eine detailreiche Darstellung zur langen Vorgeschichte des Projekts.)
  • Corine Defrance, Ulrich Pfeil: Symbol or reality? The background, implementation and development of the Franco-German history textbook, in: Karina V. Korostelina, Simone Lässig (Hg.), History Education and Post-Conflict Reconciliation, New York, Routledge, 2013, S. 52–68. Eine detailreiche Studie zur Vorgeschichte und zur Umsetzung des Projekts.
  • Cornelia Frenkel: VichyWaschi. Der Zweite Weltkrieg im binationalen Geschichtsbuch, in: Dokumente. Zeitschrift für den deutsch-französischen Dialog Heft 4, 2008, S. 25 ff. ISSN 0012-5172 (Eine sehr kritische Besprechung des Teils, der sich mit der Judenverfolgung und Judenvernichtung durch das Vichy-Regime und die Deutschen befasst.)
  • Ursula Lange: Transnationales Wissen. Das nationalstaatliche Prinzip im gemeinsamen Geschichtsbuch, in: ebd., S. 21–24 Download (Rezension des Lehrwerks bis ca. 1900, beide Art. auch in frz. Sprache erhältlich in der Parallel-Ausgabe) Documents. Revue du dialogue franco-allemand [1] (Insbes. auch zur sog. Erbfeindschaft.)
  • Étienne François: Le manuel franco-allemand d’histoire. Une entreprise inédite, in: Vingtième Siècle. Revue d’histoire, Paris, Presses de la Fondation nationale de sciences politiques, Heft 94, 2007, S. 73–86. (Über die lange Vorgeschichte des Projekts, die Schwierigkeiten und deren Lösung.)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelbelege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Deutsch-Französisches Jugendparlament vom 18.- 23. Januar in Berlin 40 Jahre Elysée-Vertrag Abschlusserklärung zur Zukunft der deutsch-französischen Beziehungen. Abgerufen am 31. März 2021.
  2. Peter Geiss: Nützliche Nachfragen aus Frankreich. Urteilsbezogene Arbeitsaufträge für den Geschichtsunterricht im deutsch-französischen Dialog. In: Bongertmann, Ulrich, Collard, Franck, (Hrsg.): Deutschland und Frankreich – Geschichtsunterricht für Europa = France – Allemagne. L’enseignement de l’histoire pour l’Europe. Schwalbach / Ts 2017, ISBN 978-3-7344-0598-3, S. 154–170.
  3. Die Zusammenarbeit der Auswärtigen Dienste Frankreichs (...) - France-Allemagne.fr. Abgerufen am 21. August 2020.