Horten H II

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Horten H II
H II M, 1935
Typ Versuchsflugzeug
Entwurfsland

Deutsches Reich NS Deutsches Reich

Hersteller Gebrüder Horten
Erstflug Mai 1935
Produktionszeit

1935–1938

Stückzahl 1 × H II M + 3 × H II L
H II L

Die Horten H II (auch D–Habicht) war der erste freitragende motorisierte Nurflügel der Geschichte. Abgesehen vom Wellentunnel für die Druckschraube und der Heckradverkleidung störte nichts die Umströmung und alle Teile dienten der Auftriebserzeugung.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

H II modifiziert

Nach der Vorführung der Horten H I auf dem Rhönwettbewerb 1934 hatten die Gebrüder Horten einen Konstruktionspreis von 600 Reichsmark erhalten. Somit stand etwas Geld für den Bau einer verbesserten Ausführung zur Verfügung. Die H1 war im Flugzeugschlepp zur Rhön verbracht worden, da die Brüder keine andere Transportmöglichkeit hatten. Nach dem Wettbewerb bestand keine Möglichkeit, sie einzulagern oder nach Bonn zurückzubringen. So wurde sie vor Ort abgewrackt.

Nach den Erfahrungen, die die Brüder Horten mit dem Gleiter H I gemacht hatten, entstand 1935 der Motorsegler H II. Der Pilot war in leichter Rückenlage in dem vollständig verglasten Flügelmittelteil untergebracht. Erstmals kam, nach einer 1932 von Ludwig Prandtl veröffentlichten Theorie, die sogenannte Glocken-Auftriebsverteilung zum Einsatz. Hierbei wird durch starke Verwindung des Außenflügels eine stark unterelliptische Grundverteilung des Auftriebs erzwungen, die in etwa die Form einer Glocke hat. Der Antrieb des Motorseglers H II m erfolgte durch einen Vierzylindermotor Hirth HM 60 R mit 80 PS. Die ersten, noch motorlosen Flüge wurden im Mai 1935 mithilfe von Windenstarts absolviert. Nachdem im August ein gebraucht geliehener Antrieb eingebaut werden konnte, waren dann Eigenstarts möglich.

H II L[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erfolgreiche Flugerprobung der H II m führte zum Bau von drei reinen Seglern für den Rhön-Wettbewerb 1937. Diese Maschinen hatten einen kleinen verglasten Kopfaufsatz für den Piloten, um eine bessere Sicht zur Seite und nach hinten zu ermöglichen. Zwei dieser H II L genannten Maschinen nahmen für die Fliegergruppe Köln 1937 am Rhön-Wettbewerb teil. Die dritte (D-11-187) kam erst 1938 für die Fliegergruppe Fürth/Bay zum Einsatz, wo mit ihr bereits Streckenflüge bis 240 km Länge gelungen waren. Mit ihr stürzte der Pilot Kurt Hieckman im März 1939 ab, nachdem sich bei einer Kunstflugvorführung vermutlich die Kabinenverkleidung gelöst hatte.

Die andere Kölner Maschine wurde 1944 zu einem Versuchsträger umgebaut, um die Strömungsverhältnisse in und an den Lufteinläufen der geplanten Nachtjäger-Ausführung der Ho IX / Go 229 erforschen zu können. Hierfür waren die Luftführungen zu den späteren Triebwerken teilweise transparent ausgeführt und innen mit Wollfäden versehen. So konnte der Pilot die Strömungsverhältnisse in den Röhren während des Fluges beobachten. Die transparente Nasenverkleidung war nach vorne verlängert, wie es auch für die Go 229 V6 vorgesehen war.

Konstruktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Spannweite betrug 16,5 m und die Steuerung aller H II erfolgte durch Elevons und Bremsseitenruder (Nasen-Spreizklappen) an den Flügelspitzen. Als Landehilfen waren Wölbklappen am Innenflügel eingebaut. Das Mittelstück war aus geschweißtem Stahlrohr, die Außenflügel in klassischer Holzbauweise hergestellt. Das Bugfahrwerk war teileinziehbar, das Heckrad steuerbar.

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kenngröße Daten[1]
Besatzung 1
Länge 5,00 m
Spannweite 16,50 m
Höhe 1,65 m
Flügelfläche 32,00 m²
V-Form
Pfeilung 29°, 20'
Flügelstreckung 8,50
Flächenbelastung 16,20 kg/m²
Leistungsbelastung 6,44 kg/PS
Flächenleistung 2,50 PS/m²
Rüstmasse 385 kg
max. Startmasse 515 kg
Antrieb ein Vierzylinder-Reihenmotor Hirth HM 60 R
mit starrer Holzluftschraube (⌀ 1,60 m)
Startleistung 80 PS (59 kW)
Kraftstoffvorrat 45 l
Verbrauch 11,4 l/100 km
Höchstgeschwindigkeit 230 km/h
Reisegeschwindigkeit 205 km/h
Landegeschwindigkeit 60 km/h
Steiggeschwindigkeit 7,0 m/s in Bodennähe
Steigzeit 3,0 min auf 1000 m Höhe
Dienstgipfelhöhe 6800 m
Reichweite 470 km
Flugdauer 2,3 h
Startstrecke 70 m
Landestrecke 80 m

Erhaltene Exemplare[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Reimar Horten, Peter F. Selinger: Nurflügel, die Geschichte der Horten-Flugzeuge 1933–1960. H. Weishaupt Verlag, Graz, ISBN 3-900310-09-2.
  • Karl Nickel, Michael Wohlfahrt: Schwanzlose Flugzeuge. Ihre Auslegung und ihre Eigenschaften. Birkhäuser Verlag, Basel u. a. 1990, ISBN 3-7643-2502-X.
  • Hans-Peter Dabrowski: Deutsche Nurflügel bis 1945. Die Motor- und Turbinenflugzeuge der Gebrüder Horten. Dörfler, 2001, ISBN 3-89555-308-5.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Horten H.II – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Helmut Schneider: Flugzeug-Typenbuch. Handbuch der deutschen Luftfahrt- und Zubehör-Industrie. Nachdruck der Originalausgabe von 1944. Gondrom, Bindlach 1986, ISBN 3-8112-0484-X, S. 177.