Hortenkachel

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Fassade aus Hortenkacheln

Die Hortenkachel ist der Baustein einer speziellen Gebäudefassade, benannt nach dem Kaufhaus Horten. Sie wurde um 1961 von Helmut Rhode entworfen.[1][2] Firmenintern sprach man von der Wabenfassade, beispielsweise im Horten-Mitarbeitermagazin Der Einblick.[3]

Ein Kachelkonzept wurde bereits früher beim niederländischen Warenhaus De Bijenkorf von Marcel Breuer verwendet.[4] Die Anbringung der Wabenfassaden wurde Ende der 1970er Jahre beendet, weil es vermehrt Widerstände aus den Städten gab, so 1972 beim Umbau der Filiale in Regensburg[5] und beim etwa gleichzeitig entstandenen Neubau der Filiale in Nürnberg.[6]

Gestaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gebäude des Kaufhauses Horten in Trier, Fleischstraße (heute: Galeria Kaufhof), mit typischer Fassade aus Hortenkacheln
Hortenkachel 68/300 aus Hamm

Das Grundmaß einer Kachel ist 50 cm × 50 cm, die Tiefe liegt bei ca. 15–20 cm (es gibt mindestens zwei Versionen). Anfänglich wurden die Kacheln aus Keramik hergestellt, später aus Aluminium. Die Form entspricht einem stilisierten ‚H‘ für Horten.

Die ornamentale Fassade, die das Gebäude nahezu vollständig bekleidet, nimmt keinen Bezug auf den stadträumlichen Kontext und macht die innere Gliederung sowie den Maßstab des Gebäudes nicht ablesbar. Da sich mit diesem Fassadensystem die Gebäudegrundrisse sehr flexibel und mit einem Höchstmaß an Stellfläche durch die Vermeidung von Fenstern ausbilden lassen, fand dieses Fassadensystem viel Anklang beim Neubau von Kaufhäusern. Auch beim Umbau oder der Erweiterung bestehender Gebäude war dies ein Vorteil, da man bei der Planung keine Rücksicht auf eventuell vorhandene Fassadengliederungen nehmen oder Anbauten an das bestehende Gebäude anpassen musste, wenn anschließend der gesamte Gebäudekörper mit der Kachel verkleidet wurde. Da die Kacheln Nistmöglichkeiten für Tauben bieten, wurden sie meistens mit einem Drahtnetz überzogen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wolfgang Hocquél, Friedel Kellermann, Hans-Georg Pfeifer, Mathias Schreiber, Klaus-Dieter Weiß, EberhardZeidler: Architektur für den Handel. Kaufhäuser, Einkaufszentren, Galerien. Geschichte und gegenwärtige Tendenzen. Basel/Boston/Berlin 1996.
  • Thomas Irrgang: Deutsche Warenhausbauten. Entwicklung und heutiger Stand ihrer Betriebs-, Bau- und Erscheinungsformen. Dissertation. Berlin 1980.
  • Annemarie Jaeggi (Hrsg.): Egon Eiermann (1904–1970). Die Kontinuität der Moderne. Ostfildern-Ruit. 2004. Katalog zur Ausstellung der Städtischen Galerie Karlsruhe vom 18. September 2004 bis 9. Januar 2005.
  • Silke Langenberg: Bauten der Boomjahre. Architektonische Konzepte und Planungstheorien der 60er und 70er Jahre. Dissertation. Dortmund 2006.
  • Christian Schramm: Deutsche Warenhausbauten. Ursprung, Typologie und Entwicklungstendenzen. Aachen 1995.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. BauNetz: Adé Hortenkachel – Düsseldorfer Kaufhaus von RKW umgebaut. 13. Juni 2018, abgerufen am 25. Dezember 2021.
  2. Birkhäuser (Hrsg.): Architektur für den Handel – Kaufhäuser, Einkaufszentren, Galerien – Geschichte und gegenwärtige Tendenzen – mit einem Werkbericht der Architekten RKW, Rhode, Kellermann, Wawrowsky + Partner. Birkhäuser, Basel 1996, ISBN 3-7643-5268-X, S. 80.
  3. Der Einblick (Magazin für Mitarbeiter der Horten Betriebe), Ausgabe 53, S. 12: „Unser Foto zeigt die imposante Wabenfassade des in Duisburg-Hamborn entstehenden Warenhauses Horten.“ Der Einblick, Ausgabe 1/67, S. 16: „Am Ende dieser Umstrukturierungsphase wird unser Unternehmen ausschließlich über Horten-Vollwarenhäuser modernster Prägung verfügen, deren gemeinsames Kennzeichen bis auf wenige Ausnahmen die Keramik-Wabenfassade sein wird.“
  4. Silke Langenberg: Bauten der Boomjahre. Architektonische Konzepte und Planungstheorien der 60er und 70er Jahre. Dissertation. Dortmund 2006, S. 51.
  5. Letzte Schlacht. In: Der Spiegel. Nr. 23, 1980 (online).
  6. Karstadt schließt in Nürnberg: Was passiert mit dem Gebäude? In: nordbayern.de. Abgerufen am 6. April 2021.