Hotel Panhans

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Hotel Panhans (Oktober 2022)
Ostansicht des Hotels Panhans (November 2021)
Das Hotel im Februar 2017

Das Hotel Panhans ist ein Traditionshotel in Semmering im österreichischen Bundesland Niederösterreich. Von den Grand Hotels der Fin-de-Siècle-Periode am Semmering-Pass bezeichnet sich das Panhans als das einzige mit ununterbrochener Tradition. Der derzeitige Hotelbetrieb ist nicht mehr auf die Luxusschicht konzentriert, sondern adressiert sich an ein bürgerliches Publikum.

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Hotel wurde im Jahr 1888 von Vinzenz Panhans (1841–1905) eröffnet und hatte damals 44 Zimmer. Panhans war zuvor Küchenchef im seit 1882 bestehenden Südbahnhotel gewesen – einem Grand Hotel in unmittelbarer Nähe des Panhans. Erste Ausbauten erfolgten 1891 und 1904. Nach dem Ableben von Vinzenz Panhans übernahm dessen Neffe Franz Panhans das Hotel. Franz Panhans unternahm den Ausbau zum Großhotel mit 400 Zimmern, verstarb aber bei einer Operation kurz vor der Eröffnung des Neubaus (Weihnachten 1913) im September 1913. Nach dem Tod des erst 44-jährigen Unternehmers führte dessen Witwe Clara das Haus bis 1918 weiter. Es zählte nach seinem Ausbau 1912/13 zeitweise zu den größten Hotels in Europa – die Dependancen Pension „Waldesruhe“ und der „Fürstenhof“ noch nicht mit eingerechnet. Die Planung dieses letzten noch erhaltenen Gebäudeteiles – einer damals hochaktuellen Stahlbetonkonstruktion – geht, wie auch die der gleichzeitig entstandenen Dependancen, auf die Wiener Architekten Fellner & Helmer zurück.

In den Jahren 1910 bis 1912 war Kaiser Franz Josef I. Gast der Familie Panhans in der 1908 errichteten Villa Waldruhe. Auch andere Mitglieder des Kaiserhauses, wie u. a. Erzherzog Franz Ferdinand, der spätere Kaiser Karl oder Erzherzog Friedrich stiegen im Hotel ab und zeigten sich stets sehr angetan vom Haus und seinem Service.[1]

Weitere Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Plakat aus dem Jahr 1920

1918 gab Clara Panhans das Haus an die Österreichische Commerzialbank ab, und es folgte eine Periode der Unruhe und mehrfacher spekulativer Besitzerwechsel. Im Jahr 1930 übernahm der aus Estland stammende Hotel- und Spielbankenunternehmer William D. Zimdin das Hotel. Er konnte die Wettbewerbsfähigkeit des Hauses durch Investitionen erhalten und sogar ausbauen. So ließ er 1932 durch die Architekten Anton Liebe und Ludwig Stigler das legendäre Alpenstrandbad Semmering errichten, ein freistehendes Hallenbad mit verschiebbaren Glaswänden[2]. Am 3. Februar 1934 wurde im Panhans, gleichzeitig mit jenem in Kitzbühel, ein Spielcasino eröffnet. Zimdin finanzierte auch zwei Schienenbusse, die besonders für den Casinoverkehr eingesetzt wurden. Nach dem „Anschluss“ erzwang der Wiener NS-Gauleiter Bürckel von Zimdin, der jüdischer Herkunft war, den Verkauf des Hotels an die Gauelektrowerke. Während der NS-Herrschaft stand es als Gauhotel Semmering den NS-Granden zur Verfügung. Zwischenzeitlich wurde das Gebäude auch von Hermann Göring als Leitstelle der deutschen Luftwaffe genutzt.

1945 wurde es von der NEWAG, der Rechtsnachfolgerin der Gauelektrowerke, übernommen und 1949 das Haupthaus unter Federführung des Österreichischen Verkehrsbüros wieder eröffnet. Die einst noble Semmeringregion erlebte damals allerdings durch ihre Zugehörigkeit zur sowjetischen Besatzungszone (bis 1955) eine lange nachwirkende Periode des Niedergangs. Das Panhans konnte bis 1969 überleben und wurde dann geschlossen.

Im Jahr 1978 übernahm der Wiener Bauunternehmer Adalbert Kallinger das Objekt und startete gemeinsam mit der Gemeinde Semmering und dem Land Niederösterreich ein Revitalisierungsprojekt. Eine große Zahl von ehemaligen Zimmern ist dabei erhalten geblieben, der von Ferdinand Fellner und Hermann Helmer erbaute 128 Meter lange Trakt wurde in Ferienwohnungen umgewandelt. Im Zuge dieser „Rundumerneuerung“ in den 1980er Jahren wurden allerdings wichtige Bauteile entfernt oder nicht mehr in das Konzept eingebunden, darunter auch das architektonisch bedeutsame große Hallenbad. Letzte Reste dieses durchaus interessanten Bauwerkes der klassischen Moderne sind bis dato im Gelände noch erkennbar.

1983 wurde der eigentliche Ursprungsbau abgetragen und der verbliebene Teil dafür ab dem Gelenksbau – dem ehemaligen Sprudelbad – mit einem Neubau auf die heutige Form ergänzt.

Der Hotelbetrieb findet überwiegend in diesem neuen Zubau und nur mehr in einem Teil des historischen Haupthauses statt. In diesem befinden sich u. a. der Restaurantbereich, die Rezeption sowie ein kleineres Hallenbad. An das Ambiente des traditionsreichen Hauses wurde insofern angeknüpft, dass man bei der Wahl des Interieurs auf eine Art Neo-Jugendstil setzte, der sich großteils durch die öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten zieht.

Im Jahre 1998 erwarben Franz Josef Haromy und seine Ehefrau Sigillindis (geb. von Lentner) diese Kaiservilla, welche 2012 in den Privatbesitz ihres Neffen Gerhard von Lentner überging.

Prominente Gäste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Hotel gibt an, dass bis zum Ende des Ersten Weltkrieges unter seinen Gästen waren: Kaiser Franz Josef I. (1909), Peter Altenberg, Gerhart Hauptmann, Oskar Kokoschka, Karl Kraus, Adolf Loos, Arthur Schnitzler und Stefan Zweig.

Für die Zeit bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges werden genannt: Heinz Rühmann, Josephine Baker, Fritz Imhoff, Jan Kiepura, Maria Jeritza, Rudolf Forster, Rudolf Caracciola, Hans Stuck.

Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schachweltmeisterschaft 1937[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1937 fand im Hotel der Zweikampf um die Schachweltmeisterschaft der Damen zwischen Vera Menchik und Sonja Graf statt, der von Menchik klar mit 11,5:4,5 gewonnen wurde. Im selben Jahr war es zusammen mit dem Hotel Grüner Baum in Baden bei Wien Austragungsort eines stark besetzten Schachturniers, das Paul Keres vor Reuben Fine, José Raúl Capablanca und Samuel Reshevsky gewann.

Kultur.Sommer.Semmering[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Übernahme des Südbahnhotels durch Christian Zeller übersiedelte der Kultur.Sommer.Semmering unter Intendant Florian Krumpöck 2022 ins Panhans.[3][4]

Insolvenzantrag 2012 und aktuelle Situation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 26. Juli 2012 brachten die Bank Austria und die Raiffeisenbank NÖ Süd-Alpin aufgrund von ausstehenden Zahlungen einen Insolvenzantrag gegen das Hotel Panhans ein.[5] Am 18. Dezember 2012 wurde der Verkauf des Hotels um fünf Millionen Euro an die IBS Umwelt- und Verkehrstechnik GmbH bestätigt. Das Hotel ist somit entschuldet.[6]

Im September 2013 verkaufte die IBS Umwelt- und Verkehrstechnik GmbH das Hotel ihrerseits an die Schweizer Renco Invest AG weiter.[7]

Am 19. Jänner 2018 wird berichtet, dass die niederösterreichische Gebietskrankenkasse (NÖGKK) einen Konkursantrag gegen die Panhans-Holding auf dem Semmering gestellt hat. Das Hotel ist Teil der Holding, die insgesamt vier Hotels und die Bergbahnen am Semmering hält.[8] Auch sonst wurde von problematischen Vorfällen rund um die ukrainische Eigentümergruppe berichtet.[9][10]

Mit der Wintersaison 2020/2021 hätte, nach einem Bericht von orf.at, der Betrieb wieder aufgenommen werden sollen.[11] Während der COVID-19-Pandemie war eine Öffnung auch aufgrund von Lockdowns und Beherbergungsverboten nicht möglich.

2022 diente das bis dato nicht wiedereröffnete Hotel als Spielstätte des Kultursommers Semmering.[12]

Am 16. November 2023 berichtet orf.at mit Berufung auf Daten aus Zypern, die Cyprus Confidential des Internationalen Netzwerkes investigativer Journalisten (ICIJ) über den Fall Panhans.[13]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Panhans Semmering war der Name eines historischen zweisitzigen Motorflugzeugs aus der Zeit um 1930, baugleich, nach einem Entwurf von Markus Frey, einem Eidgenossen, mit dem Austrian Elephant, einem Segelflugzeug aus 1932. Dieses war 2013 auf der Segelflugmesse in Schwabmünchen ausgestellt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fellner & Helmer: Sammelwerk der ausgeführten Bauten und Projekte in den Jahren 1870/1914. Wien um 1914.
  • Nachruf auf William Zimdin. In: Semmeringer Nachrichten Nr. 4/1951, S. 12.
  • Wolfgang Kos: Über den Semmering. Kulturgeschichte einer Landschaft. 2. Auflage. Edition Tusch, Wien 1991.
  • Eduard Aberham: Panhans – Ein Hotel und seine Menschen. Kral Verlag, 2017, ISBN 978-3-99024-681-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hotel Panhans – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ANNO, Sport und Salon, 1906-07-14, Seite 3. Abgerufen am 25. Februar 2021.
  2. Wolfgang Kos: Über den Semmering. 2. Aufl. Wien 1991, S. 184.
  3. Südbahnhotel startet in neue kulturelle Ära. In: ORF.at. 10. Juni 2022, abgerufen am 10. Juni 2022.
  4. Kultur.Sommer.Semmering: Geschichte des Festivals. In: kultursommer-semmering.at. Abgerufen am 10. Juni 2022.
  5. Panhans: Laut AKV Insolvenz beantragt (Memento des Originals vom 28. Juli 2012 im Internet Archive), 26. Juli 2012. Abgerufen am 27. Juli 2012 
  6. Hotel Panhans um fünf Millionen Euro verkauft, 18. Dezember 2012. Abgerufen am 9. September 2013 
  7. Hotel Panhans an Schweizer weiterverkauft, 9. September 2013 
  8. Konkursantrag gegen Panhans-Holding orf.at, 19. Jänner 2018, abgerufen am 19. Jänner 2018.
  9. Patrick Wammerl: Wieder Finanzrazzia im Grandhotel Panhans. In: Kurier.at. 7. Dezember 2017, abgerufen am 22. April 2018.
  10. Lucia Heisterkamp, Antonia Rauth: Der Strohmann (1/2): Das Oligarchen-Hotel. (mp3-Audio; 15,7 MB; 34:24 Minuten) In: Spiegel.de-Podcast „Inside Austria“. 18. November 2023, abgerufen am 30. November 2023.
  11. Kurhaus Semmering will wieder aufsperren orf.at, 14. Dezember 2019, abgerufen am 14. Dezember 2019.
  12. Kultur.Sommer.Semmering 2022. Abgerufen am 3. Januar 2023.
  13. Der Fall „Panhans“ orf.at, 16. November 2023, abgerufen 17. November 2023.

Koordinaten: 47° 38′ 14″ N, 15° 49′ 31″ O