Hoym-Verlag

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Hoym-Verlag war ein Verlag in Hamburg und Berlin, 1920–1933, zunächst als Verlag Carl Hoym Nachf. Louis Cahnbley Hamburg-Berlin, später unter der Bezeichnung Verlag der Kommunistischen Internationale.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um unabhängig von Fremdverlagen agieren zu können, erwarb das Westeuropäische Büro der Kommunistischen Internationale (Komintern) am 3. Februar 1920 die Verlagsbuchhandlung des Hamburger Buchhändlers und Antiquars Carl (Henry) Hoym (1882–1974).[1] Der so entstandene "Verlag Carl Hoym Nachf. Louis Cahnbley Hamburg-Berlin" war auf den Tischler und KPD-Funktionär Louis Cahnbley (1892–1970) eingetragen, hatte aber seinen Hauptsitz ab 1921 in Berlin-Mitte (Adresse: Louisenstraße 27–28 in Berlin NW 6). Während im Parteiverlag und in der Druckerei des Bezirks Wasserkante Presseerzeugnisse und Publikationen von lokaler Bedeutung erschienen, wurde der Verlag „Carl Hoym Nachf. Louis Cahnbley“ ein „zentrale(s) Instrument der Verlags- und Vertriebspolitik der Kommunistischen Internationale“ in Deutschland.[2] Im Hoym-Verlag erschienen neben den Protokollen der Komintern-Weltkongresse und der Zeitschrift der Kommunistischen Internationale auch deutsche Erstausgaben der Schriften von Lenin, das Jahrbuch der Kommunistischen Internationale (drei Bände des Jahrbuchs für Politik, Wirtschaft und Arbeiterbewegung), Schriften von Zetkin, Bucharin, Varga, Sinowjew, Liebknecht, Trotzki, Radek sowie sowjetische Belletristik. Hoym-Bücher waren Bestandteil der Kleinen Bibliothek der Russischen Korrespondenz und der Bibliothek der Kommunistischen Internationale. Zwischen 1921 und 1923 erschien eine Postkartenserie mit politischen Karikaturen, Fotografien und Grafiken.[3] Auch die deutsche Erstausgabe von John ReedsZehn Tage, die die Welt erschütterten“ wurde bei Hoym herausgegeben. Wenn auch der Verlagsort Hamburg noch lange im Impressum des Hoym-Verlags zu lesen war, so verlagerte sich die Verlagstätigkeit in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre endgültig nach Berlin. Im März 1933 stellte der Verlag mit seiner Beschlagnahmung durch die Nationalsozialisten seine Tätigkeit in Deutschland ein. Geschäftsführer waren Karl Retzlaw und Johannes Holm.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Projektgruppe Arbeiterkultur Hamburg (Hrsg.): Vorwärts und nicht vergessen: Arbeiterkultur in Hamburg um 1930 – Materialien zur Geschichte der Weimarer Republik, Verlag Frölich und Kaufmann, Berlin 1982, S. 245–246
  • Wolfgang Hesse: Der rote Abreißkalender. Revolutionsgeschichte als Wandschmuck, Lübeck 2019, online unter https://slub.qucosa.de/api/qucosa%3A34691/attachment/ATT-0/
  • René Senenko: Hoym-Verlag, das Verlagshaus mit dem revolutionären Profil. In: Seit 150 Jahren Postkarten in Deutschland : Revolution, Demokratie, Antifaschismus : Hamburgs Zeitgeschichte im Spiegel historischer Postkarten. Begleitheft zu den Ausstellungen; Hrsg.: Kulturverein Grüner Saal e. V., Hamburg 2020, Seite 8, 4 Abb.
  • René Senenko: Der Hoym-Verlag: Das Verlagshaus mit dem revolutionären Profil. In: René Senenko (Hrsg.): „Mit revolutionären Grüßen“. Postkarten der Hamburger Arbeiterbewegung 1919–1945 für eine Welt ohne Ausbeutung, Faschismus und Krieg. VSA-Verlag, Hamburg 2022, ISBN 978-3-96488-108-3, S. 68–70, mit 3 Abb.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hoym, Carl. deutsche-biographie.de
  2. Projektgruppe Arbeiterkultur Hamburg (Hrsg.): Vorwärts und nicht vergessen: Arbeiterkultur in Hamburg um 1930 – Materialien zur Geschichte der Weimarer Republik, Verlag Frölich und Kaufmann, Berlin 1982, S. 245–246
  3. Drei dieser Postkarten abgebildet in: René Senenko: Hoym-Verlag, das Verlagshaus mit dem revolutionären Profil. In: Seit 150 Jahren Postkarten in Deutschland : Revolution, Demokratie, Antifaschismus : Hamburgs Zeitgeschichte im Spiegel historischer Postkarten. Begleitheft zu den Ausstellungen; Hrsg.: Kulturverein Grüner Saal e. V., Hamburg 2020, Seite 8. Die drei Postkarten zeigen eine Karikatur auf Gustav Noske, ein Foto des Lassalle-Denkmals in Petrograd (ab 1924 Leningrad) sowie eine Fotografik mit der Statur Lenins.