Indinavir

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Strukturformel
Allgemeines
Freiname Indinavir
Summenformel C36H47N5O4
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
ECHA-InfoCard 100.207.707
PubChem 5362440
ChemSpider 4515036
DrugBank DB00224
Wikidata Q425490
Arzneistoffangaben
ATC-Code

J05AE02

Wirkstoffklasse

HIV-Proteaseinhibitor

Eigenschaften
Molare Masse 613,80 g·mol−1
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]

Achtung

H- und P-Sätze H: 319​‐​361d
P: 201​‐​264​‐​280​‐​308+313​‐​337+313​‐​405[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Indinavir (IDV, Handelsname: Crixivan) war ein Arzneistoff aus der Gruppe der HIV-Proteaseinhibitoren und wird zur Therapie von HIV-1-infizierten Patienten eingesetzt. 2021 erlosch seine Zulassung in der EU.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entwickelt wurde Indinavir von MSD Sharp & Dohme. 1996 erhielten orale Darreichungsformen von Indinavir die Zulassung durch die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA und durch die europäische EMEA. Zum Zeitpunkt der Einführung gehörte Indinavir zu den am besten wirksamen antiviralen Wirkstoffen. Neuere, besser verträglichere Vertreter der HIV-Proteaseinhibitoren lösen Indinavir aber zunehmend ab. Ende 2019 nahm MSD mit Verweis auf bessere Alternativtherapien Indinavir außer Handel.[2] 2021 erlosch die Zulassung in der EU.[3]

Indikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Indinavir war zur Therapie von HIV-Infektionen angezeigt, konnte aber auch zur postexpositionellen Prophylaxe angewendet werden. Es wurde grundsätzlich nicht als Einzelmedikament eingesetzt, da dies wegen der Resistenzentwicklung der Viren nicht sinnvoll wäre. Zur Anwendung kam hingegen die Kombination von Indinavir mit zwei weiteren antiviralen Wirkstoffen, etwa Lamivudin und Zidovudin. Die empfohlene Dosierung von Indinavir beträgt dabei 3× täglich 800 mg in Form von Tabletten. Niedrigere Dosierungen haben eine deutliche Wirkungseinbuße zur Folge.

Pharmakologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Vertreter der HIV-Proteaseinhibitoren ist Indinavir in der Lage, das zur Virusreproduktion von HIV nötige Enzym HIV-Protease zu hemmen. Die Substanz besitzt dabei eine ca. zehnmal höhere Selektivität für die Protease von HIV-1 im Vergleich zu jener aus HIV-2. Die Folge ist eine starke Senkung der Viruslast, besonders in Verbindung mit anderen antiviralen Wirkstoffen. Indinavir wird im Blutkreislauf zu ca. 60 % an Plasmaproteine gebunden. In der Leber erfolgt die Metabolisierung und Eliminierung. Die Halbwertzeit beträgt dabei 1,8 Stunden.

Nebenwirkungen und Kontraindikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei etwa 6 % der Patienten muss die Therapie wegen unerwünschter Wirkungen abgebrochen werden. Häufig treten Störungen des Gastrointestinaltraktes auf (Bauchschmerzen, Übelkeit, Diarrhoe). Es wird empfohlen viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um dem Risiko von Kristallurie und Bildung von Nierensteinen[4] entgegenzuwirken. Eine weitere, seltenere Nebenwirkung besteht in der sogenannten Lipodystrophie, abnormer Fettumverteilung (Stiernacken). Unerwünschte Laborwertveränderungen können Anstiege der Transaminasen oder des Bilirubins sowie Proteinurie sein. HIV-Proteaseinhibitoren weisen aufgrund der Elimination durch die Leber zahlreiche Interaktionen mit anderen gebräuchlichen Arzneistoffen auf (z. B. Rifampicin, Terfenadin, Astemizol, Cisaprid und Benzodiazepine). Das führt zu vielfältigen Problemen bei Mehrfachmedikation, wie sie im Zuge einer Aids-Erkrankung nicht ungewöhnlich ist.

Nachteil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Indinavir musste sehr genau alle 8 Stunden eingenommen werden, um eine ausreichende Bioverfügbarkeit zu gewährleisten. Die Einnahme sollte 1 Stunde vor oder 2 Stunden nach einer Mahlzeit erfolgen. Fett- und proteinreiche Mahlzeiten verringern die Resorption beträchtlich, während durch leichte Mahlzeiten kaum eine Veränderung erfolgt. Es war jedoch empfohlen, das Präparat nüchtern einzunehmen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • J. P. Vacca, B. D. Dorsey, W. A. Schleif, R. B. Levin, S. L. McDaniel, P. L. Darke, J. Zugay, J. C. Quintero, O. M. Blahy, E. Roth u. a.: L-735,524: an orally bioavailable human immunodeficiency virus type 1 protease inhibitor. In: Proc Natl Acad Sci U S A., 91(9), 26. Apr 1994, S. 4096–4100. PMC 43730 (freier Volltext)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b SICHERHEITSDATENBLATT Indinavir Formulation. (PDF) Abgerufen am 18. Dezember 2021.
  2. MSD nimmt Crixivan vom Markt. Apotheke Adhoc, abgerufen am 30. Januar 2020.
  3. Crixivan (indinavir) - Withdrawal of the marketing authorisation in the European Union. (PDF) In: EMA. 11. Juli 2022, abgerufen am 29. Mai 2023 (englisch).
  4. Thema: Medikamenteninduzierte Steine. (PDF; 3,2 MB) S2k-Leitlinie Urolithiasis: Diagnostik, Therapie und Metaphylaxe der Urolithiasis, AWMF/DGU, 2018/2019, S. 109