Internationaler Lutherischer Rat

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Der Internationale Lutherische Rat (englisch: International Lutheran Council – ILC) ist ein Bund konfessionell lutherischer Kirchen in der Welt. Er repräsentiert ca. 7,15 Mio. Lutheraner in 54 Mitgliedskirchen (seit 2018)[1] und ist nach dem Lutherischen Weltbund (LWB – ca. 70 Millionen Lutheraner) der zweitgrößte lutherische Bund.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ursprünge des Internationalen Lutherischen Rates gehen zurück auf ein Treffen von konfessionell lutherischen Kirchen in Uelzen im Jahr 1952. Eine weitere Konferenz im Jahr 1959 in Oakland, Californien USA, beschäftigte sich mit der Thematik „Kirchengemeinschaft zwischen unseren Kirchen“. Für diese noch informellen Zusammenkünfte gaben sich diese lutherischen Kirchen 1963 den Namen „Internationale lutherisch-theologische Konferenz“. Während der drei folgenden Jahrzehnte gab es weitere 11 informelle Treffen von lutherischen Bischöfen und Präsides. Der Internationale Lutherische Rat in seiner heutigen offiziellen Gestalt wurde 1993 in Antigua, Guatemala, gegründet, wo diese lutherischen Kirchen sich auch eine Verfassung gegeben haben.

Konfessionelle Grundlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Internationale Lutherische Rat ist eine weltweite Gemeinschaft von konfessionell lutherischen Kirchen, die das Evangelium von Jesus Christus auf der Grundlage der Heiligen Schrift, verstanden als inspiriertes und unfehlbares Wort Gottes, glauben, lehren, bekennen und leben, und der lutherischen Bekenntnisschriften, die sie als wahre und glaubwürdige Auslegung des Wortes Gottes betrachten. Detailliertere Erläuterungen zu Unterschieden gegenüber anderen theologischen Richtungen innerhalb des Luthertums finden sich z. B. hier.

Aufgaben und Ziele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der ILC hat sich zur Aufgabe gemacht, konfessionell lutherische Theologie in Lehre und Leben zu vertreten und auszubreiten. Dies soll geschehen durch

  1. gemeinsame theologische Studien
  2. gegenseitige Unterstützung der Mitgliedskirchen
  3. Unterstützung von lutherischer Mission
  4. gemeinsame theologische Ausbildung durch theologische Professoren, Hochschulen, lutherische Missionsgesellschaften und diakonische Hilfe
  5. Förderung der Kommunikation zwischen den konfessionell lutherischen Kirchen in der Welt u. a. durch Veröffentlichungen, wie z. B. ILC-News.
  6. Veröffentlichung von konfessionell lutherischer Literatur

Organisatorischer Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die offiziellen Amtsgeschäfte des ILC üben der Vorsitzende, der Vizevorsitzende und der Generalsekretär aus. Daneben gibt es einen Exekutivausschuss, der aus dem Vorsitzenden, Vizevorsitzenden, dem Generalsekretär und zusätzlichen Repräsentanten aus den Kontinenten Afrika, Ostasien, Südasien, Europa, Lateinamerika, Nordamerika und Australien bestehen. Dieses Gremium hat die Aufgabe, sich der Ziele (siehe Aufgaben und Ziele) anzunehmen und sie umzusetzen.

Der Generalsekretär hat die Aufgabe administrative und technische Unterstützung für die Mitgliedskirchen zu leisten. Der derzeitige (2010) Generalsekretär ist der vormalige leitende Geistliche der Lutherischen Kirche Kanada, Ralph Mayan. Die lutherischen Mitgliedskirchen sind nach Anzahl ihrer getauften Glieder gehalten sich an den Kosten für die Aufgaben des ILC zu beteiligen. Alle zwei Jahre findet eine Konferenz der Mitgliedskirchen statt. Derzeit (2007) gehören zum ILC 34 Mitgliedskirchen. Neben der Vollmitgliedschaft gibt es die Möglichkeit der assoziierten Mitgliedschaft, den Beobachtungsstatus und die Mitgliedschaft für kirchliche Organisationen, die kein Kirchenkörper sind. Der ILC an sich ist kein Kirchenkörper und übernimmt keine kirchlichen Funktionen.

Vorsitzende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bischof Hans-Jörg Voigt
  1. 1998–2007 Präses Ralph Mayan, Lutherische Kirche – Kanada
  2. 2007–2010 Präses Gerald B. Kieschnick, Lutheran Church – Missouri Synod
  3. 2010–2022 Hans-Jörg Voigt, Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche zunächst als Interimsvorsitzender und seit 20. September 2012 als regulärer Vorsitzender
  4. seit 2022 Juhana Pohjola, Evangelisch-lutherische Missionsdiözese in Finnland

Tagungsorte und Hauptthemen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Berlin (Deutschland) 2005
  • Accra (Ghana) 2007 – Thema: Als versöhnte Kinder Gottes leben
  • Pretoria (Südafrika) 2007
  • Korea (Südkorea) 2009
  • Toronto (Kanada) 2012
  • Buenos Aires (Argentinien) 2015 (25. Weltkonferenz)
  • Antwerpen (Belgien) 2018 (26. Weltkonferenz)
  • Kisumu (Kenia) 2022

Mitgliedskirchen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Afrika

Asien und Australien

  • Australien: Lutherische Kirche Australiens (assoziiertes Mitglied)
  • Hong Kong: Lutherische Kirche – Hong Kong Synode
  • Indien: Indische Evangelisch-Lutherische Kirche
  • Indonesien: Indonesische Lutherische Christliche Kirche (Beobachtungsstatus)
  • Japan: Japanische Lutherische Kirche
  • Korea: Lutherische Kirche in Korea
  • Myanmar: Lutherische Kirche Myanmars
  • Papua-Neuguinea: Gutnius Lutherische Kirche
  • Philippinen: Lutherische Kirche auf den Philippinen
  • Sri Lanka:
    • Lanka Lutherische Kirche
    • Evangelisch-Lutherische Kirche Ceylon
  • Taiwan:
    • Chinesische Evangelisch-Lutherische Kirche (Republik China / Taiwan)
    • Lutherische Kirche der Republik China (Beobachtungsstatus)

Europa

Südamerika

  • Argentinien: Evangelisch-Lutherische Kirche von Argentinien (IELA, 1986 verselbstständigter Missionsdistrikt der Missouri-Synode)
  • Bolivien: Christliche Evangelisch-Lutherische Kirche von Bolivien (assoziiertes Mitglied)
  • Brasilien: Evangelisch-Lutherische Kirche von Brasilien
  • Chile: Bekennende Lutherische Kirche von Chile (bis 2007: Evangelisch-Lutherische Kirche der Republik Chile, IELCHI)[2]
  • Paraguay: Evangelisch-Lutherische Kirche von Paraguay
  • Peru: Evangelisch-Lutherische Kirche – Peru (assoziiertes Mitglied)
  • Uruguay: Lutherische Kirche von Uruguay
  • Venezuela: Lutherische Kirche von Venezuela

Mittelamerika

  • Guatemala: Lutherische Kirche von Guatemala
  • Haiti: Evangelisch-Lutherische Kirche von Haiti
  • Mexiko: Lutherische Synode von Mexiko
  • Nicaragua: Lutherische Kirche – Synode von Nicaragua (ILSN)

Nordamerika

Kontaktgespräche ILC – LWB[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben dem ILC gibt es den an Mitgliedern größeren Lutherischer Weltbund (LWB) als Zusammenschluss lutherischer Kirchen. Zwischen den ILC und dem LWB kam es in jüngster Zeit zu Kontaktgesprächen mit einem Abschlusskommuniqué mit dem Titel „Was uns eint – was uns trennt“.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Mathew Block: ILC welcomes 17 new member churches representing 4.15 million Lutherans worldwide. Meldung vom 26. September 2018 auf der Webseite des Rates, abgerufen im November 2019.
  2. Die „Bekennende Lutherische Kirche von Chile“ (Iglesia Luterana Confesional de Chile), die sich von 1991 bis 2007 „Evangelisch-Lutherische Kirche der Republik Chile“ (Iglesia Evangélica Luterana de la República de Chile, IELCHI) nannte, entstand 1955 als Missionswerk der Missouri-Synode (LCMS), die über ihren argentinischen Distrikt Missionare nach Chile entsandte. Als der Distrikt selbstständig wurde, bestand der chilenische Ableger seit 1986 als Mission der „Evangelisch-Lutherischen Kirche von Argentinien“ (ILEA) und wurde Anfang der 1990er Jahre selbstständig. Die IELCHI, die sich neuerdings ILC-Chile abkürzt, ist nicht zu verwechseln mit den beiden einheimischen lutherischen Kirchen Chiles, der „Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile“ (Iglesia Evangélica Luterana en Chile, IELCH) und der 1975 von dieser abgespaltenen „Lutherischen Kirche in Chile“ (Iglesia Luterana en Chile, ILCH), die beide (seit 1957 resp. 1991) dem Lutherischen Weltbund angehören. Vgl. ILC News, XX. Jg., Nr. 2 (1. Mai 2009), spanische Ausgabe (PDF; 152 kB), S. 8 f.; Sergio Adrián Fritzler, Cristián E. Rautenberg: Resumen de la historia del ILC-Chile (PDF; 27,2 MB), März 2014/Mai 2016; Daniel Lenski: La historia de la Iglesia Luterana en Chile auf der Webseite der ILCH; alle abgerufen im November 2019 (alle spanisch).