Irma Goecke

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Irma Goecke (* 23. Juli 1895 in Paris; † 1976 in München) war eine deutsche Tapisseriekünstlerin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgewachsen in Frankreich und Belgien zog sie 1914 nach dem Tod des belgischen Vaters zusammen mit ihrer Schwester und ihrer deutschen Mutter zur Familie ihrer Mutter nach Düsseldorf. Von 1914 besuchte sie die Kunstgewerbeschule Düsseldorf, 1916 und 1917 die Unterrichtsanstalten des Kunstgewerbemuseums in Berlin. Sie wurde dann als erste Frau in die Kunstakademie Düsseldorf aufgenommen und studierte bei Ernst Aufseeser Gebrauchsgrafik. In dieser Zeit entwickelte sich ihr Interesse für Stickerei und Bildwirkerei. Von 1918 bis 1920 betrieb sie ein eigenes Atelier für Textilentwurf und Ausführung in Düsseldorf. 1919 war sie Gründungs- und Vorstandsmitglied der Künstlergruppe Das Junge Rheinland und Mitglied der Rheinischen Sezession. Von 1920 bis 1940 leitete sie die Textilfachklasse an der Kunstgewerbeschule in Dortmund, von 1940 bis 1960 die Fachklasse für Textilkunst an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Von 1941 bis 1966 war sie künstlerische Leiterin der Nürnberger Gobelin-Manufaktur, wo sie mit documenta-Künstlern wie Ernst Wilhelm Nay, Fritz Winter und Herbert Bayer zusammenarbeiten und Gobelins nach ihren Entwürfen fertigen konnte.

Am 18. Februar 1941 beantragte Goecke die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 1. April desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 8.266.616).[1] Sie produzierte Gobelins für das Reichsparteitagsgelände und für SS-Unterkünfte. 1943 nahm sie mit dem Gobelin Weltesche an der Großen Deutschen Kunstausstellung in München teil, den Hermann Göring für 3500 RM erwarb.[2]

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Goecke von den US-amerikanischen Besatzungsbehörden des Amtes enthoben, bei der Entnazifizierung wurde sie zunächst als Mitläuferin eingestuft.[3] Am 9. Mai 1961 erhielt sie den bayerischen Verdienstorden und die Silbermedaille der Stadt Paris.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Frauen. Katalog Ausstellung Galerie Alfred Flechtheim, Düsseldorf, 1919
  • Das Junge Rheinland, Ausstellungskatalog, Düsseldorf, 1919
  • Ludwig Grote: Moderne Bildwirkereien, In: Werkbund-Zeitschrift Die Form, Heft 10, 1930
  • Ausstellung moderner Bildwirkrereien 1930, Ausstellungskatalog Bauhaus, Dessau
  • Neue Lehrer an der Akademie der Bildenden Künste. Katalog zur Ausstellung, Nürnberg, 1941
  • Max Körner: Irma Goecke – Schattenstickerein und Bildteppiche. In: Gebrauchsgrafik. Heft Oktober 1942
  • Walter Passarge: Textilkunst. In: Deutsche Werkkunst der Gegenwart. 1944
  • Fränkische Bildteppiche aus alter und neuer Zeit. Katalog Ausstellung Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, 1948;
  • Das große Buch der Tapisserie, Joseph Jobé, 1965
  • Contemporary European Tapesty. Katalog Ausstellung Contemporary Arts Museum Houston, Houston, Texas 1955;
  • Wandteppiche der Nürnberger Gobelin-Manufaktur, 1973
  • Nürnberger Gobelin-Manufaktur: 50 Jahre, 1992
  • Die Nürnberger Gobelin-Manufaktur: Die Geschichte einer Manufaktur im 20. Jahrhundert. 1996
  • Anja Prölß-Kammerer: Tapisserien im Nationalsozialismus, 2000
  • Manfred H. Grieb (Hrsg.): Nürnberger Künstlerlexikon. Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom 12. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. K. G. Saur, München 2007, ISBN 978-3-11-091296-8, S. 485f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nachlass Irma Goecke im Deutschen Kunstarchiv in der Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/11231665
  2. https://www.gdk-research.de/de/obj19360270.html
  3. Max Gnugesser-Mair: Kritik an der geschönten und verkürzten Darstellung zahlreicher Künstlerbiografien der Nazizeit im Nürnberger Künstlerlexikon, 2016 (Rezension von Manfred H. Grieb (Hrsg.): Nürnberger Künstlerlexikon, 2007)