Islamfeindliche und antipalästinensische Angriffe während des Krieges in Israel und Gaza 2023

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Seit dem Beginn des Krieges in Israel und in Gaza am 7. Oktober 2023 kam es während des Konflikts und als weltweite Reaktion darauf neben zahlreichen antisemitischen Ausschreitungen auch zu islamfeindlichen oder anti-palästinensischen Aktionen und Angriffen. Sie richteten sich in den Vereinigten Staaten gegen muslimische und insbesondere gegen palästinensische Amerikaner. Auch in Deutschland wurden anti-palästinensische Straftaten registriert.

Situation in den Vereinigten Staaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Council on American-Islamic Relations (CAIR) meldete zwischen dem 7. und 24. Oktober 774 diskriminierende Vorfälle gegenüber Muslimen, so viel wie seit 2015 nicht mehr, als Trump Wahlkampf gegen Muslime führte. Dies sei ein dreifacher Anstieg der Beschwerden über antimuslimische Gewalt und Belästigung. „Antisemitismus und Islamophobie geraten außer Kontrolle“, betonte Saylor und forderte den US-Präsidenten auf, einzugreifen.[1] Das American-Arab Anti-Discrimination Committee vermeldete im Oktober seit Ausbruch des Krieges über 100 verbale und nicht-verbale Übergriffe auf Muslime. Abed Ayoub, der Leiter der Organisation, erinnert die Situation an die Terroranschläge vom 11. September 2001, als es ebenfalls zu vermehrten Übergriffen auf Muslime gekommen war.[2]

Im November kündigte die Regierung der Vereinigten Staaten eine Strategie gegen Islamfeindlichkeit an, die seit Ausbruch des Krieges stark zugenommen habe. Zuvor hatte die Regierung bereits eine Strategie gegen Antisemitismus vorgestellt.[3]

Einige Fälle erregten besondere Aufmerksamkeit:

Tötung des sechsjährigen Wadea al-Fayoume in Plainfield, Illinois[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Plainfield bei Chicago (Illinois), stach der 71-jährige Joseph Czuba am 14. Oktober 2023 unter dem Ruf „Ihr Muslime müsst sterben“ („You Muslims must die“) mit einem Kampfmesser auf seine Mieterin, die 32-jährige palästinensisch-amerikanische Hanaan Shahin, ein und verletzte sie schwer. Danach stach er 26 Mal auf ihren sechsjährigen Sohn Wadea al-Fayoume ein und tötete ihn. Die Ermittler erklärten, der Mann habe es auf die Familie abgesehen, weil sie Muslime seien und er über den Konflikt verärgert sei.[4] Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hörte Herr Czuba konservative Radiosendungen und wurde zunehmend paranoid angesichts der Anwesenheit der palästinensisch-amerikanischen Familie in seinem Haus. Wadea al-Fayoume wurde in den USA geboren, nachdem seine Mutter vor 12 Jahren in das Land gekommen war. Gerichtsdokumenten zufolge sagte die Ehefrau von Joseph Czuba zur Polizei, dass ihr Mann befürchtete, von Menschen nahöstlicher Herkunft angegriffen zu werden. Aus Angst vor einer Katastrophe im US-Stromnetz habe er 1.000 Dollar von einer Bank abgehoben.[5]

Drohung gegen palästinensische Amerikaner in Dearborn, Michigan[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 19. Oktober 2023 wurde ein Mann in Dearborn (Michigan) von der örtlichen Polizei verhaftet, nachdem er auf Facebook eine glaubwürdige Drohung gepostet hatte, in der er Gewalttaten gegen palästinensische Amerikaner in Dearborn vorschlug. Dearborn ist die Stadt mit der größten arabisch-amerikanischen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten. Der Mann hatte eine Aufforderung zur „Jagd auf Palästinenser“ gepostet und behauptet, er gehöre einer jüdischen Gruppe an.[6]

Mordversuch gegen drei palästinensische Studenten in Burlington (Vermont)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Drei 20-jährige palästinensische Studenten wurden in Burlington (Vermont) auf dem Weg zu einem Thanksgiving-Familienessen von einem mit einer Handfeuerwaffe bewaffneten Mann angegriffen. Alle drei Studenten trugen Schussverletzungen davon; bei einem trat aufgrund einer Kugel, die seine Wirbelsäule traf eine Lähmung auf.[7][8] Die Polizei hat sich zu dem mutmaßlichen Motiv des 48-jährigen Täters nicht geäußert.[9]

Situation in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Berliner Polizei registrierte mit ihrer „Arbeitsgruppe Nahost“ Stand 17. Oktober 2023 rund 370 Straftaten nach dem Terrorangriff in Israel, die im Zusammenhang mit dem Krieg in Israel und Gaza stehen. Darunter sind 14 anti-palästinensische Straftaten.[10]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Seit Beginn des Gaza-Kriegs: Angst bei Juden und Muslimen in USA wächst. In: zdf.de. Abgerufen am 6. November 2023.
  2. Fabiola Cineas: “History repeating itself”: How the Israel-Hamas war is fueling hate against Muslims and Jews. In: Vox. 31. Oktober 2023, abgerufen am 2. November 2023 (englisch).
  3. USA kündigen Strategie gegen Islamfeindlichkeit an. In: Tagesschau. Abgerufen am 2. November 2023.
  4. chicago.suntimes.com: Palestinian American boy fatally stabbed, his mom wounded in Plainfield in hate crime motivated by war in Israel, police allege. Abgerufen am 30. Oktober 2023 (englisch).
  5. bbc.com: Wadea al-Fayoume: Last words of knifed US Muslim boy were ‘Mom, I’m fine’. Abgerufen am 30. Oktober 2023 (englisch).
  6. bridgemi.com: Amid Gaza war, Dearborn police arrest man for threat to ‘hunt Palestinians’. Abgerufen am 30. Oktober 2023 (englisch).
  7. For Palestinian Students Shot in Vermont, a Collision of Two Worlds, The New York Times, 29. November 2023
  8. Suspect pleads not guilty after three men of Palestinian descent shot in Vermont, BBC, 27. November 2023
  9. Palestinian students shot in Vermont say suspect waited for and targeted them. In: NBC News. 17. Januar 2024, abgerufen am 5. März 2024 (englisch).
  10. tagesspiegel.de: Körperverletzung und Landfriedensbruch: Berliner Polizei registriert rund 370 Straftaten nach Terrorangriff in Israel. Abgerufen am 30. Oktober 2023.