Issime

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Issime
Issime (Italien)
Issime (Italien)
Staat Italien
Region Aostatal
Lokale Bezeichnung Éischeme
Koordinaten 45° 41′ N, 7° 51′ OKoordinaten: 45° 41′ 0″ N, 7° 51′ 0″ O
Höhe 956 m s.l.m.
Fläche 35 km²
Einwohner 378 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl 11020
Vorwahl 0125
ISTAT-Nummer 007036
Bezeichnung der Bewohner Issimesi (italienisch)
Issimois (französisch)
Éischemera (Töitschu)
Schutzpatron Jakobus der Ältere
Website Gemeindeverwaltung Issime

Hauptort Issime vom Weiler Hubbal aus gesehen

Issime (walserdeutsch Éischeme) ist eine norditalienische Gemeinde mit 378 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) im Aostatal.

Issime ist das am südlichsten gelegene Dorf des historischen alemannischen (westoberdeutschen) Sprachraums und von diesem durch den frankoprovenzalischsprachigen Nachbarort Gaby getrennt. Die Bevölkerung spricht bzw. sprach wie im mittelbar benachbarten Gressoney traditionell Walserdeutsch, doch sind die beiden Dialekte derart unterschiedlich, dass sich deren Sprecher gegenseitig nicht ohne weiteres verstehen.

Lage von Issime im Aostatal

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde gehört der Union der Aostataler Walsergemeinden an und liegt im Lystal am Fluss Lys, welcher in Pont-Saint-Martin in die ebenfalls durch Issime fließende Dora Baltea mündet.

Issime besteht aus den Ortsteilen (auf Französisch und auf Töitschu) Grand Praz (Gran Proa), Crest (Krecht), Chincheré (Tschentschiri), Bioley (Biouley), Seingles (Zéngji), Seingles Dessus (Ds uabra Zéngji), Plane (Pioani), Ribola (Ribulu), Vecchaus (Vetschus), Riccourt (Rickurt), Riccourt Dessus (Ds uabra Rickurt), Rollie (Rolji), Crose (Kruasi), Riva (Réivu), Preit (Preite), Tontinel (Tuntelentsch), Fontaineclaire (Funtrunkieeru), Chef-lieu (Duarf), Grand Champ (Gran Tschamp), Cugna (Künju), Nicche (Nicke), Zan (San), Ceresole (Di Zinnisili), Praz (Proa), Proasch (Proasch), Champriond (Tschendriun), Stein (Stein) und Riccard (Rickard).

Sprachen und Dialekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hinweisschild auf die Walsergemeinschaft und zweisprachige Ortstafel am Ortseingang

Das höchstalemannische Töitschu hat seine Ursprünge bei den Walliser Siedlern – den sogenannten Walsern –, die um 1300 nach Süden auswanderten. Verglichen mit dem Dialekt von Gressoney hat das Issimedeutsch einerseits viele Altertümlichkeiten erhalten, wurde aber auch von den anderen in der Region gesprochenen Sprachen (hauptsächlich Frankoprovenzalisch, in jüngerer Zeit auch Italienisch) beeinflusst. Es weist zahlreiche Besonderheiten wie etwa Monophthongierung mittelhochdeutscher Diphthonge (etwa mhd. chuo > iss. Chuu ‚Kuh‘) und Diphthongierung mittelhochdeutscher Monophthonge (etwa mhd. hûs > iss. Hous ‚Haus‘) auf, womit es sich nicht nur vom Gressoneydeutschen, sondern überhaupt vom Hoch- und Höchstalemannischen abhebt; überdies ist das Töitschu die einzige südwalserische Mundart, welche die mittelhochdeutschen gerundeten Vokale nicht entrundet hat (etwa iss. hübsch ‚hübsch‘, nicht wie sonst bei den Südwalsern hibsch).

Unterrichtssprachen in der Schule sind Italienisch und Französisch, so dass die deutsche Mundart nach wie vor einem starken Assimilationsdruck ausgesetzt ist.[2] Nur sehr wenige Kinder beherrschen noch den walserdeutschen Dialekt.[3] Im Schuljahr 2008/2009 wurde an den Schulen in Issime und dem benachbarten Gressoney erstmals das Fach Deutsch eingeführt, wozu zwei Deutschlehrerinnen eingestellt wurden.[4]

Gegenwärtig werden zahlreiche Versuche unternommen, den rückläufigen Dialekt zu erhalten. So nimmt sich die Associazione Augusta der Förderung des Walserdeutschen an, und vom Centro Studi e Cultura Walser wurde ein italienisch-issimedeutsches/issimedeutsch-italienisches Wörterbuch verfasst.

Eine Umfrage der Fondation Émile Chanoux[5] aus dem Jahr 2001 ergab, dass Italienisch für 61,33 %, die traditionelle Volkssprache Töitschu für 22,33 % der Bevölkerung Muttersprache ist.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Augusta. Revue. Editée par Association d’Issime sous le patronage de l’Assessorat regional à l’Instruction Publique. Aoste 1969 ff. (ab 2004 au online uf augustaissime.it).
  • Silvia Dal Negro, Monica Valenti: Issime, una comunità plurilingue: l’analisi di un corpus. Associazione Augusta, Aosta 2008.
  • Karin Heller, Luis Thomas Prader und Christian Prezzi (Hrsg.): Lebendige Sprachinseln. 2. Auflage, Bozen 2006. Online zu Issime.
  • Walser Kulturzentrum – Centro Studi e Cultura Walser della Valle d'Aosta (Hrsg.): D’Éischemtöitschu. Vocabolario Italiano-Töitschu. Gressoney St-Jean 1988. / Vocabolario Töitschu-Italiano. ebd. 1998.
  • Peter Zürrer: Sprachinseldialekte. Walserdeutsch im Aostatal. Aarau 1999 (= Reihe Sprachlandschaften 23).
  • Peter Zürrer: Sprachkontakt in Walser Dialekten. Gressoney und Issime im Aostatal (Italien). Stuttgart 2009 (= ZDL-Beiheft 137).
  • Renato Perinetto[7]: Eischemer’s Büjie. San Valentino 1981. [Deklination.]
  • Imelda Ronco, Michele Musso: Éischemgseiti. Les dictions van a voart. Aosta 2007.
  • Comune di Issime: Fiori e piante nella lingua Walser. Blljümi un bauma in Éischemtöitschu. Meie òn Bouma òf Greschòneytitsch. Dizionario illustrato. St-Christophe 2010.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. Isabel Zollna: Das Deutsche im Sprachenkontakt – Französisch und Provenzalisch/Deutsch. In: Werner Besch, Oskar Reichmann, Stefan Sonderegger: Sprachgeschichte: ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache. S. 3192–3202. Zum Aostatal: S. 3196.
  3. Nicola Vicquery: Oberes Lystal – eine Walsergemeinschaft im rasanten Sprachwandel. In: Walsersprache. Progetto Interreg III B. 2. Studienzusammenkunft in Brig, 9.–10. Juni 2006. S. 125–135. (Memento vom 12. September 2012 im Internet Archive) (PDF; 1,6 MB) S. 131.
  4. Nicola Vicquery (16. Oktober 2009): Gressoney und Issime. Jahresbericht (September 2008–September 2009). Unternehmungen zum Erhalt bzw. zur Förderung der Sprache. Walser Regionen – Aosta
  5. Émile Chanoux (* 9. Januar 1906, Rovenaud bei Valsavarenche; † 18. Mai 1944, Aosta), Notar und antifaschistischer Politiker, Mitglied der Resistenza, verstarb in nazifaschistischer Kerkerhaft.
  6. Fondation Émile Chanoux, Sondage Linguistique, Résultats Vallée d'Aoste: Die Zahlen basieren auf der Auswertung von 7.500 Fragebögen. Die Erhebung fand im September 2001 statt.
  7. Siehe Renato Perinetto in der alemannischen Wikipedia.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Issime – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien