Iteru

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Iteru in Hieroglyphen
Altes Reich
M17X1
D21
G43N36

iteru
jtrw
ägyptische Meile

Schreibvariante
M17X1
D21
G43n
n
n
N36
N21 Z1

iteru
jtrw
ägyptische Meile

Schreibvariante
M17X1
D21
G43n
n
n
N36
N21 Z1
n
sAa28d
nw
wtP2

iteru n seqedut
jtrw n sqdwt
ägyptische Flußmeile

Griechisch σχοῖνος
Schoinos

Das Iteru repräsentierte im Alten Ägypten sowohl ein Längen- als auch ein mit der Sonne kombiniertes Zeitmaß. In der Regel wird angenommen, dass ein Iteru 20.000 Meh oder etwa 10,5 km entsprach.

Griechische Überlieferung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herodot nannte dieses Maß Schoinos und sagte, dass es 60 Stadien, also ungefähr 11 km entsprach.[1] Strabon berichtete, dass laut Aussage von Artemidor von Ephesos dem Schoinos an verschiedenen Orten verschiedenen Längen zugeordnet waren. So soll ein Schoinos zwischen Memphis und Theben 120 Stadien, zwischen Theben und Syene 60 Stadien und zwischen Pelusium und dem Nildelta 30 Stadien betragen haben.[2] Dies und die Tatsache, dass Iteru auch Fluss oder Nil bedeutet, könnte darauf hindeuten, dass die Maßeinheit etwa der Wegstrecke entsprach, die mit dem Schiff in einer Stunde zurückgelegt werden konnte.

Hieronymus berichtet, dass es am Nil Stationen gab, mit Mannschaften, die die Schiffe an Seilen flussaufwärts zogen, wovon sich der griechische Namen Schoinos (griechisch σχοῖνος „Seil, Strick“) herleiten soll.[3] Christian Ludwig Ideler schloss daraus, dass der Abstand dieser Stationen mit dem Gefälle des Flusses zusammenhing und hier die Ursache für die Variation der Länge des Schoinos zu suchen sei.[4]

Peter Wesseling folgerte aus der Angabe im Itinerarium Antonini, dass die Entfernung der Station Pentaschoenon (griechisch Πεντασχοινον Pentaschoinon „fünf Schoinen“), die genau zwischen Pelusium und dem Berg Casius lag und von beiden Orten 20 römische Meilen entfernt war, zu diesen Orten fünf Schoinen entfernt lag und deshalb 1 Schoinos 4 römischen Meilen oder 5,93 km entsprach.[5] Heron von Alexandria bestätigt diese Angabe und sagt, dass ein Schoinos 30 Stadien lang ist.[6] Auch bei Plinius dem Älteren gibt es ähnliche Angaben, so soll Eratosthenes für ein Schoinos mit 40 Stadien (40 × 192,3 m = 7,65 km) und wieder andere mit 32 olympischen Stadien (32 × 192,3 m = 6,15 km) gerechnet haben.[7]

Überprüft man die antiken Entfernungsangaben, so zeigt sich, dass ein Schoinos oft etwa 30–45 Stadien entsprach.

Gegenüberstellung: antike Entfernungsangabe zu tatsächlicher Entfernung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orte Entfernung
in Schoinos
tatsächliche
Entfernung in km
Länge eines Schoinos
in km
Länge eines Schoinos
in Stadien (192,3 m)
plinthinetischer Meerbusen – Serbonissee 60[1] etwa 370 6,17 32
PelusiumHeliopolis 25[8] etwa 165 6,6 34
Heliopolis – Theben 81[9] 722,5 8,92 46
Mittelmeerküste – Theben 102[10] etwa 890 8,73 45
Theben – Elephantine 30[11] etwa 220 7,33 38
Perseuswarte (Abukir) – Pelusium 40[12] etwa 270 6,75 35

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus den Schriften des Amduats geht hervor, dass der Sonnengott Re bei seiner nächtlichen Fahrt durch die Duat in einer Nachtstunde eine Strecke von 309 Iteru (knapp 3245 km) zurücklegte, weshalb 309 Iteru als zeitliches Längenmaß auch einer Nachtstunde entsprechen. Nach dem Eintritt in die Duat vergingen zwölf Nachtstunden bis zum Sonnenaufgang.[13]

Dieser Zeitraum entspricht einer Gesamtstrecke von 3708 Iteru (knapp 39.000 km), was fast dem tatsächlichen Erdumfang entspricht. Es bleibt unklar, wie jene Entfernungsangaben von den Ägyptern ermittelt wurden und ob ein Verfahren im Zusammenhang der Landvermessung als Grundlage diente, die als große Errungenschaft der Ägypter galt.[13]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jan Assmann: Stein und Zeit: Mensch und Gesellschaft im Alten Ägypten. Fink, München 2003, ISBN 3-7705-2681-3.
  • Rainer Hannig: Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch: (2800–950 v. Chr.). von Zabern, Mainz 2006, ISBN 3-8053-1771-9, S. 1319.
  • Christian Ludwig Ideler: Über die Längen- und Flächenmaße der Alten. Dritter Theil. In Abhandlungen der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften aus dem Jahre 1826. Berlin 1829, S. 1–18 (online).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Herodot: Historien, 2, 6.
  2. Strabon, Geographica, 17, 1, 24.
  3. Hieronymus, Commentariorum in Ioelem prophetam, Band VI.
  4. Christian Ludwig Ideler: Über die Längen- und Flächenmaße der Alten. Dritter Theil. In Abhandlungen der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften aus dem Jahre 1826. S. 3.
  5. Petro Wesselingo: Vetera Romanorum Itineraria, sive Antonini Augusti itinerarium, cum integris Jos. Simleri, Hieron. Suritae, et And. Schotti Notis. Itinerarium Hierosolymitanum, et hieroclis grammatici synecdemus, Amsterdam 1735, S. 152 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  6. Heron Alexandrinus, Analecta Graeca sive Varia Opuscula Graeca hactenus non edita., Paris 1688, S. 315 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  7. Plinius der Ältere, Naturalis historia, 12. Buch, Kapitel 30 (englische Übersetzung, Perseus Project).
  8. Herodot, Historien, 2, 7; Herodot gibt die Entfernung mit 1500 Stadien an, was nach seiner Berechnung 25 Schoinoi entspricht.
  9. Herodot, Historien, 2, 9
  10. Herodot, Historien, 2, 9; Herodot gibt die Entfernung mit 6120 Stadien an, was nach seiner Berechnung 102 Schoinoi entspricht.
  11. Herodot, Historien, 2, 9; Herodot gibt die Entfernung mit 1800 Stadien an, was nach seiner Berechnung 30 Schoinoi entspricht.
  12. Herodot, Historien, 2, 15
  13. a b Jan Assmann: Stein und Zeit: Mensch und Gesellschaft im Alten Ägypten. München 2003, S. 65.