Jörg Steinert (Aktivist)

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Jörg Steinert (l.) mit Klaus Wowereit (2012)

Jörg Steinert (* 10. Februar 1982 in Zwickau[1]) ist ein deutscher Bürgerrechtler. Er war der langjährige Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg (LSVD).

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Steinert ist Diplom-Politologe. Von 2008 bis 2011 war er Bundesjugendbeauftragter des LSVD und von 2012 bis 2014 Mitglied im Aufsichtsrat des Fußballvereins Türkiyemspor Berlin.[2] Jörg Steinert unterstützt verschiedene gesellschaftspolitische Initiativen, er ist u. a. Botschafter der Initiative „We save TeBe“, engagiert sich im Beirat des Projektes „Heroes – gegen Unterdrückung im Namen der Ehre“ und bewirkte die Beteiligung des LSVD Berlin-Brandenburg an der europäischen Bürgerinitiative „Stop Extremism“ der Frauenrechtlerin Seyran Ates, die sich gegen jede Form von politischem und religiösem Extremismus wendet.[3][4]

Unter seiner Leitung baute der LSVD Berlin-Brandenburg eine Kooperation mit dem Berliner Fußball-Verband auf.[5] Steinert hat unter anderem die Projekte «Respect Gaymes»[6] und «Community Gaymes» aufgebaut und sich erfolgreich für die Eröffnung von Europas erstem Regenbogenfamilienzentrum eingesetzt.[7]
Er initiierte des Weiteren die Entstehung eines Denkmals für die weltweit erste Homosexuellenbewegung am Magnus-Hirschfeld-Ufer gegenüber dem Bundeskanzleramt.[8][9][10]

Weitere Themen bzw. Projekte seiner Tätigkeiten sind die Zusammenarbeit mit dem Türkischen Bund in Berlin-Brandenburg (TBB) und anderen Migrantenselbstorganisationen bei der Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit zum Thema Homosexualität in Migrantencommunitys,[11][12] Unterstützung von Zwangsverheiratung betroffener Menschen[13] sowie homosexuelle und transgeschlechtliche Flüchtlinge.[14]

Jörg Steinert war beteiligt an der Gründung der Protestbewegung «Der Papst kommt» anlässlich des Besuchs von Papst Benedikt XVI. in Berlin. Er rief 2011 zum friedlichen Protest gegen die „menschenfeindliche Geschlechter- und Sexualpolitik“ des Papstes auf.[15][16] Zugleich setzt er sich seit vielen Jahren für den Dialog mit und zwischen Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften ein.[17]

Nach der gesetzlichen Einführung der „Ehe für alle“ 2017 durch den Deutschen Bundestag war er Organisator und Trauzeuge für die bundesweit erste gleichgeschlechtliche Eheschließung am 1. Oktober 2017.[18][19][20]

Seit der Übernahme der Geschäftsführung durch Jörg Steinert hat der LSVD in Berlin und Brandenburg vermehrt und vielfach seine Stimme gegen Rassismus erhoben.[21] Der ansonsten überparteilich agierende Bürgerrechtsverband grenzt sich auch deutlich von der rechtspopulistischen AfD ab.[22] Bei einer Initiative zur Änderung des Grundgesetzartikels 3 unterstützte er die Formulierung des Berliner Justizsenators und hatte damit eine abweichende Meinung gegenüber der Berliner Linkspartei und des Bundesverbandes LSVD.[23]

Am 26. Juni 2019 fragte Juliane Fischer, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten des Bezirks Spandau, in einer E-Mail an Steinert vor dem Hintergrund eines gemeinsamen Fotos auf dem lesbisch-schwulen Stadtfest mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und US-Botschafter Richard Grenell aus dem Jahr 2018, wie dieser zu den Werten "Vielfalt, Toleranz und Respekt" stünde, da Grenell laut Fischer "selbst unter den Republikanern noch weit rechts" stünde. Jörg Steinert leitete diese E-Mail an das Bezirksamt weiter, darunter der Spandauer AfD-Bezirksstadtrat Andreas Otti. In der Folge distanzierte sich der LSVD Bundesvorstand von Steinert, der Landesvorstand stärkte ihm hingegen den Rücken. Der Streit mit dem Bezirksamt konnte in einem persönlichen Gespräch beigelegt werden.[24]

Im Herbst 2019 startete Steinert die Initiative zur Ausschilderung des Jakobsweges durch Berlin als Europäischen Kulturweg. Das Anliegen wurde von SPD, Grünen und CDU aufgegriffen und einstimmig in der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg beschlossen.[25][26]

Im Januar 2020 wurde der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg mit der höchsten Auszeichnung des Berliner Fußball-Verbandes, dem Goldenen Fußball, ausgezeichnet, die u. a. Jörg Steinert entgegennahm.[27]

Im August 2020 gab Steinert bekannt, seinen Posten als Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg zum Jahresende aufzugeben, um sich neuen Herausforderungen zu stellen. Seitdem arbeitet er als Berater für die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee[28].

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jörg Steinert (LGBT activist) – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. freiepresse.de
  2. LSVD kündigt Partnerschaft mit Türkiyemspor Homophobe Signale in türkischem Fußballclub, Bericht vom 8. Oktober 2014, abgerufen am 5. August 2016
  3. Website der Europäischen Bürgerinitiative "Stop Extremism" (Memento des Originals vom 20. Februar 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stopextremism.eu, abgerufen am 18. März 2018
  4. LSVD unterstützt "Stop Extremism", Bericht von queer.de vom 19. Dezember 2017, abgerufen am 18. März 2017
  5. Kooperation mit dem Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg. berliner-fussball.de, 2011. Abgerufen am 23. März 2016
  6. 5. Respect Gaymes am 5. Juni 2010 im Jahn-Sportpark in Berlin., Website buendnis-toleranz.de, abgerufen am 23. März 2016
  7. Beratungsstelle in Schöneberg: Babyboom unterm Regenbogen, Bericht der Berliner Zeitung vom 15. März 2014, abgerufen am 5. August 2016
  8. "Was sind das für schwule Blumen?", Interview in der taz vom 7. September 2017, abgerufen am 18. März 2018
  9. Bericht des Jüdischen Forums mit Eröffnungsrede von Jörg Steinert am 7. September 2017, abgerufen am 13. März 2018
  10. Jury hat entschieden: Denkmal "Calla" für Homosexuellenbewegung, Bericht der Berliner Woche vom 19. November 2015
  11. Pressekonferenz mit der Integrationssenatorin: Antihomosexuellen Einstellungen vorbeugen. (Memento vom 25. März 2012 im Internet Archive) berlin.lsvd.de 2010. Archivierte Version.
  12. „Schwul“ ist kein Schimpfwort Schulen klären muslimische Eltern auf. tagesspiegel.de vom 15. August 2011
  13. siegessaeule.de
  14. RBB@1@2Vorlage:Toter Link/www.rbb-online.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  15. "Wir ermuntern nicht zu Eierwürfen" . taz.de vom 24. April 2011
  16. Bündnis kontra Papstbesuch?. Neues Deutschland, 16. März 2011
  17. Humanisten und Gläubige fordern Respekt und gleiche Rechte für Lesben, Schwule und Transgender, Bericht von diesseits.de am 22. Juli 2016
  18. Erstes schwules Paar hat in Berlin geheiratet, Bericht im Berliner Tagesspiegel vom 1. Oktober 2017, abgerufen am 18. März 2018
  19. First same-sex weddings held in Germany, Bericht von CBC News am 1. Oktober 2017, abgerufen am 18. März 2018
  20. Germany celebrates first gay wedding after historic parliamentary vote, Bericht von The Independent am 2. Oktober 2017, abgerufen am 18. März 2018
  21. Online-Plattform gegen Rechtsextremismus: Berlin gegen Nazis, Bericht der Berliner Zeitung vom 5. März 2014, abgerufen am 5. August 2016
  22. AfD hetzt mit Schwulen gegen Muslime, Bericht von queer.de, abgerufen am 5. August 2016
  23. Schutz vor Diskriminierung: Streit im Berliner Senat: Soll "sexuelle Identität" ins Grundgesetz?, queer.de, 20. März 2018
  24. Streit um Regenbogenfahne beigelegt, Tagesspiegel, 15. August 2019
  25. Auf dem Jakobsweg von Schöneberg nach Marienfelde, Tagesspiegel, abgerufen am 17. Januar 2020
  26. Berliner Woche: Der Jakobsweg im Bezirk: Jörg Steinert hat seine Kennzeichnung initiiert, abgerufen am 17. Januar 2020
  27. Berliner Fußball: „Goldener Fußball“ für den LSVD, Bericht am 18. Januar 2020, abgerufen am 12. Juli 2018
  28. Wechsel vom Lesben- und Schwulenverband in die liberale Berliner Moschee. Abgerufen am 13. Mai 2021.