Jüdische Gemeinde Göcklingen

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Die jüdische Gemeinde Göcklingen in Göcklingen bestand bis ca. 1900. Sie gehörte zum Bezirksrabbinat Landau.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits im 17. Jahrhundert werden Juden genannt, die im Gebiet von Göcklingen lebten. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der Mitglieder der jüdischen Gemeinde an und erreichte 1835 ihren Höchststand. Die Gemeinde gehörte zum Zuständigkeitsbereich des Bezirksrabbinat Landau. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu mehren Aus- und Abwanderungswellen, vorwiegend in die Vereinigten Staaten und im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung in die größeren Städte. Dies führte dazu, dass auch die Zahl der jüdischen Einwohner von Göcklingen zurückging. Ca. 1900 verlor die Gemeinde aufgrund der geringen Mitgliederzahl ihre Eigenständigkeit. Die verbliebenen Einwohner gehörten ab diesem Zeitpunkt zur jüdischen Gemeinde Ingenheim. Nach 1924 verließen auch die drei letzten jüdischen Einwohner Göcklingen.[1][2]

Entwicklung der jüdischen Einwohnerzahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Juden Jüdische Familien Bemerkung
1801 26
1808 41
1825 72 5 Prozent der Bevölkerung von Göcklingen
1835 91
1848 61 11
1875 41
1900 13
1910 9
1924 3

Quelle: alemannia-judaica.de[1]; jüdische-gemeinden.de[2]

Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Synagoge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehemalige Synagoge

Die Synagoge wurde ca. 1850 in der heutigen Schulstraße 17 errichtet. Nach ihrer Aufgabe um 1900 wurde sie an einen Winzer verkauft und wird heute als Wohnhaus genutzt.

Mikwe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Mikwe ist noch heute erhalten und befindet sich im Hinterhof der Gaststätte Sommer in der Hauptstraße 12.

Friedhof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über einen eigenen Friedhof verfügte die Gemeinde nicht. Bis Ende des 17. Jahrhunderts wurde der jüdische Friedhof in Annweiler und ab dann der jüdische Friedhof in Ingenheim für Bestattungen genutzt.

Schule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde verfügte über eine jüdische Religionsschule. Sie war im selben Gebäude wie die Mikwe untergebracht. Auch diese Räumlichkeiten sind heute noch erhalten, werden aber als Abstellraum genutzt.

Opfer des Holocaust[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945 und in der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer von Yad Vashem werden folgende Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft Göcklingen (die dort geboren wurden oder zeitweise lebten) aufgeführt, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden:[3][4]

Name Vorname Todeszeitpunkt Alter Ort des Todes Bemerkung Quellen
Emma van Geldern 29. Juli 1942 83 Jahre Ghetto Theresienstadt Deportation am 21. Juli 1942 ab Düsseldorf nach Ghetto Theresienstadt (Transport VII/1 / Zug Da 70. Deportationsnummer im Transport: 217). Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11503791 und 4907561) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Mayer Else unbekannt unbekannt Konzentrationslager Auschwitz Deportation am 22. Oktober 1940 ab Karlsruhe nach Internierungslager Gurs. Deportation am 10. August 1942 ab Sammellager Drancy nach Konzentrationslager Auschwitz. Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11590796) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Siegel Gustav 25. November 1940 82 Jahre Internierungslager Gurs Deportation am 22. Oktober 1940 ab Mannheim nach Internierungslager Gurs. Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11633210) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Wolff Rosa 7. Oktober 1943 86 Jahre Ghetto Theresienstadt Nach Luxemburg emigriert. Deportation am 6. April 1943 ab Luxemburg nach Ghetto Theresienstadt.[Anmerkung 1] Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11658198) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
  1. In beiden Datenbanken wird als Wohnort Luxemburg angegeben. Die Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer von Yad Vashem gibt allerdings Dortmund als Ausgangsort und den 10. April 1943 als Datum der Deportation an. Laut der Aufstellung der Chronologie der Deportationen aus Luxemburg des Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland verließ der betreffende Transport Luxemburg mit 97 Personen am 6. April 1943 und lief über Dortmund. Ankunft im Ghetto Theresienstadt war der 10. April 1943. Die Datenbank von Yad Vashem bezieht sich in diesem Fall direkt auf das Gedenkbuch. Hier liegt also ein Übertragungsfehler zu der Datenbank von Yad Vashem vor.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Schmidt: Die Steine reden: Zeugnisse jüdischen Lebens im Landkreis Südliche Weinstraße. Verlag Junge Literatur, Rhodt 1989, ISBN 978-3887172053.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Göcklingen (VG Landau-Land, Kreis Südliche Weinstraße). alemannia-judaica.de, abgerufen am 26. April 2020.
  2. a b Landau (Rheinland-Pfalz). jüdische-gemeinden.de, abgerufen am 26. April 2020.
  3. Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Bundesarchiv, abgerufen am 26. April 2020.
  4. Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. Yad Vashem – Internationale Holocaust Gedenkstätte, abgerufen am 26. April 2020.