Jakob Sivertsen

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Jakob Sivertsen (* 18. November 1943 in Tiilerilaaq) ist ein grönländischer Politiker (Atassut).

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühe Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jakob Sivertsen ist der Sohn des Jägers Pele Sivertsen (1914–1950) und seiner Frau Polunika († 1959). Am 23. Juli 1983 heiratete er die Krankenhaushelferin Monika Kilime (* 1952).[1]

Jakob Sivertsen wurde 1961 als Ladenhelfer für den KGH angestellt. 1962 begann er eine Lehre und wurde 1966 Ladenassistent und im Folgejahr Büroassistent. Von 1969 bis 1977 war er Handelsverwalter in Kulusuk und anschließend bis 1985 in Kuummiit. Von 1985 bis 1989 war er Büroassistent in Tasiilaq.[1]

Politikkarriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1975 stellte er sich zur Wahl für Grønlands Landsråd auf. Er kandidierte für den Fischer- und Jägerverband KNAPK, konnte er allerdings nur 108 der 693 Stimmen in seinem Wahlkreis auf sich vereinen.[2] Vier Jahre später trat er Parlamentswahl 1979 an und konnte einen Sitz im Inatsisartut erlangen. 1983, 1984 und 1987 wurde er jeweils wiedergewählt. Von 1989 bis 1993 war er zudem Bürgermeister der Gemeinde Ammassalik. 1991 und 1995 wurde er erneut ins Parlament gewählt. 1997 wurde er erneut in den Gemeinderat gewählt und zum Vizebürgermeister ernannt. 1999 wurde er zum mittlerweile siebten Mal in Folge ins Parlament gewählt.

Jakob Sivertsen war für sein Alkoholproblem bekannt. 1999 betrank er sich bei einem offiziellen Abendessen mit einer Delegation der EU so stark, dass er während einer Rede laut herumschrie, ein Diplom zerriss, die Kellner bedrohte und Weinflaschen auf den Tischen ausschüttete.[3] Die Atuagagdliutit forderte daraufhin seinen Rücktritt.[4] Dennoch wurde er auch 2002 erneut ins Parlament gewählt. Allerdings kam es 2005 erneut zu einem Skandal, als er sich betrunken in Kangerlussuaq mit dem Flughafenpersonal anlegte, weil sie ihn in seinem Zustand nicht ins Flugzeug nach Kulusuk steigen lassen wollten. Er wurde festgenommen und seine Partei verbot ihm für die Atassut bei der Parlamentswahl 2005 anzutreten. Als Einzelkandidat konnte er nicht mehr genügend Wähler erreichen und schied aus dem Inatsisartut aus.[5] Nachdem er 2005 noch in den Gemeinderat gewählt worden war, konnte er sich bei der Kommunalwahl 2008 nicht mehr durchsetzen. Bei der Parlamentswahl 2009 durfte er wieder für die Atassut antreten, wurde aber nicht gewählt.[6] Anschließend beendete er seine politische Karriere.

Späteres Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 13. Januar 2017 war die 29-jährige Nichte seiner Frau zu Besuch. Nachdem sie gegangen war, kam sie am Abend zurück, da sie offensichtlich ihr Handy vergessen hatte, trat gegen die Tür und warf ein Fenster ein. Als Jakob Sivertsen die Tür öffnete, verlangte sie, dass er ihr ihr Handy geben soll. Als er sie aufforderte das Haus zu verlassen und sie dies missachtete, ging er in einen anderen Raum, holte ein Gewehr und schoss ihr in die Brust. Sie konnte noch mit einem Zeugen sprechen, bevor sie noch am Tatort verstarb. Am 21. September wurde er schließlich zu sechs Jahren Haft verurteilt, was dem Standardstrafmaß für Mord in Grönland entspricht.[7][8] Er legte Berufung ein mit der Begründung in Notwehr gehandelt und eigentlich auf ihre Arme gezielt zu haben, doch das Urteil wurde im Dezember in einem entsprechenden Verfahren bestätigt.[9][5] 2022 wurde er, wegen guter Führung mittlerweile im Altenheim lebend, im Rahmen des DR-Podcasts Tilbage i Tasiilaq interviewt.[10]

Am 4. Juni 1997 wurde er mit dem Nersornaat in Silber ausgezeichnet.[11]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Torben Lodberg: Grønlands Grønne Bog 2001/02. Hrsg.: Grønlands hjemmestyres informationskontor. Kopenhagen 2001, ISBN 978-87-89685-16-8, S. 124.
  2. Landesratswahlergebnisse 1975. Atuagagdliutit (10. April 1975). S. 3.
  3. Jakob Sivertsen truer sine medborgere på livet. Atuagagdliutit (9. September 1999). S. 6.
  4. Jakob Sivertsen må gå. Atuagagdliutit (9. September 1999). S. 2.
  5. a b Ronja Melander: Drabsdømt eks-borgmester tabte ankesag. Jyllands-Posten (14. Dezember 2017).
  6. Wahlergebnisse in Grönland. valg.gl.
  7. Kenneth Elkjær: Tidligere borgmester og landstingsmedlem dømt for drab. Kalaallit Nunaata Radioa (17. November 2017).
  8. Ritzau: Grønlandsk eksborgmester dømt for at skyde sin niece. Fyens Stiftstidende (17. November 2017).
  9. Noah Mølgaard: Tidligere borgmester: - Jeg vil angre resten af mit liv. Sermitsiaq.AG (20. Dezember 2017).
  10. Tilbage i Tasiilaq: 3:6 – Det er folket, der tilgiver. DR (12. Mai 2022).
  11. Jan René Westh: Grønlands fortjenstmedalje Nersornaat. In: Jan René Westh (Hrsg.): Ordenshistorisk Tidsskrift. Nr. 36. Ordenshistorisk Selskab, Dezember 2010, ISSN 0904-5554, S. 64.