Jane Drew

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Jane Drew mit ihrem Ehemann Maxwell Fry im Jahr 1984

Jane Drew, eigentlich Joyce Beverly Drew, (* 24. März 1911 in Thornton Heath; † 27. Juli 1996, Cotherstone) war eine englische Architektin und Stadtplanerin. Sie war eine der führenden Architektinnen der Moderne in London. Nur wenige Monate vor ihrem Tod erhielt sie 1995 die Ehrung Dame Commander of the Order of the British Empire.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Drew wurde 1911 als Tochter von Harry Guy Radcliffe Drew, Enkel von Joseph Drew, geboren, der Gestalter von chirurgischen Instrumenten und Gründer des British Institute of Surgical Technicians war. Ihre Mutter Emma Spering Jones, eine Lehrerin, wurde bei einem Autounfall schwer verletzt, als Jane vier Jahre alt war. Obwohl sie fortan gelähmt war, kümmerte sie sich um ihre beiden Kinder und versuchte, ihnen ihr Interesse für die Natur und die Kunst weiterzugeben. Janes ältere Schwester Dorothy Stella Radcliffe Drew (1909–1989) war Physikerin und Schülerin von F. M. Alexander.

Drew besuchte die Woodford School in East Croydon und die Croydon High School, wo sie Schülersprecherin war. Sie studierte von 1929 bis 1934 an der Architectural Association School of Architecture. 1933 heiratete sie den Architekten James Thomas Alliston,[2] den sie während des Studiums kennengelernt hatte. Die beiden gewannen einen Wettbewerb für ein Krankenhaus in Devon. In der Folge stieg sie in das Architektenbüro ihres Mannes ein. Das Paar hatte Zwillingstöchter, doch die Ehe wurde schon 1939 geschieden. Kurz arbeitete sie für Joseph Emberton und Charles Holden, dann machte sie sich selbstständig und bezog ein Büro in der 12 King Street, St. James, London. Anfangs beschäftigte sie bewusst nur Architektinnen.

Jane Drew kam bald durch den Congrès International d’Architecture Moderne (CIAM) mit dem Modern Movement in Berührung, das in Großbritannien von MARS (Modern Architectural ReSearch) vertreten wurde. MARS war eine Gruppe von Architekten, Malern und Industriellen. Durch die Gruppe kam sie mit Le Corbusier, Elisabeth Lutyens und Maxwell Fry in Kontakt. Jane Drew heiratete Fry im Jahr 1942.[3] 1944/45 arbeitete Drew als Assistant Planning Adviser für den Minister für die westafrikanischen Kolonien.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete sie mit Fry in London ein Architektenbüro, das sie später mit weiteren Partnern fortführte. 1962 wurde ein zweites Büro eröffnet. 1946 bis 1962 war Drew Herausgeberin des Architects' Year Book.

Nachdem der indische Premierminister Pandit Nehru Drews Projekte in Westafrika gesehen hatte, bat er sie und Maxwell Fry, die neue Hauptstadt des Punjab, Chandigarh, zu planen und zu errichten. Drew und Fry konnten Le Corbusier für eine Teilnahme gewinnen, der für die Grundplanung der Stadt und die wichtigsten Regierungsgebäude zuständig war. Drew, Fry und Le Corbusiers Cousin Pierre Jeanneret verbrachten insgesamt drei Jahre in Chandigarh. Aufgrund der extremen Temperaturbedingungen kam Le Corbusier in jedem Jahr in der kälteren Jahreszeit für zwei Monate nach Indien. Nehru wollte mit Chandigarh eine Modellstadt errichten für die Flüchtlinge aus Pakistan. Er wollte keine traditionelle Formensprache, sondern mit neuen Formen experimentieren. So konnten Drew, Fry und Le Corbusier in die Wohnlandschaften auch Schulen, Kliniken, Freibäder und Open-Air-Theater integrieren. Alle Wohnhäuser hatten Sanitäranlagen und eine Wasserversorgung. Die günstigen Häuser waren vor allem als Terrassenhäuser angelegt. Bevor die Häuser gebaut wurden, errichtete Drew Musterhäuser, in denen gelebt wurde und die dann nach Vorschlägen der Bewohner verbessert wurden. Die Mieten für die Wohnungen sollten grundsätzlich ein Zehntel des Monatseinkomens nicht überschreiten. Die Haltung von Tieren war aufgrund der Infektionsgefahr nicht erlaubt. Das neue Wohndesign beeinflusste Indiens Architektur nachhaltig.

Jean Sabbagh und Jane Drew (1984)

Maxwell Fry ging 1973 in Rente, Drew arbeitete noch bis 1979 weiter. Das Paar lebte zu dieser Zeit im „The Lake House“ in Rowfant bei Crawley in Sussex. 1982 beschlossen sie, das Haus zu verkaufen und zogen nach Cotherstone. Fry starb 1987, Drew verstarb 1996 an den Folgen einer Krebserkrankung. Sie wurde in Romaldkirk bestattet.

Auszeichnungen und Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kenneth Dike University Library, University of Ibadan

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Maxwell Fry: Architecture for Children.George Allen and Unwin, London 1944 (1976 als Architecture and the Environment erneut verlegt)
  • Architects' Year Book. Paul Elek, London 1945, ISBN 978-0-236-15431-9
  • Architects' Year Book 2. Paul Elek, London 1947
  • mit E. Maxwell Fry: Village Housing in the Tropics: with special reference to West Africa. Lund Humphries, London 1947
  • mit Trevor Dannatt: Architects' Year Book 3. Paul Elek, London 1949
  • mit Trevor Dannatt: Architects' Year Book 4. Paul Elek, London 1952
  • mit Maxwell Fry: Chandigarh and Planning Development in India. In: Journal of the Royal Society of Arts, Vol. CIII, Nr. 4948, 1. April 1955, S. 315–333
  • mit Maxwell Fry: Tropical Architecture in the Humid Zone. Batsford, London 1956
  • mitMaxwell Fry: Tropical Architecture in the Dry and Humid Zones. Reinhold, New York 1964
  • The Work of Rodney Thomas – architect. London 1967
  • mit Maxwell Fry: Architecture and the Environment.George Allen and Unwin, London 1976, ISBN 978-0-04-720020-5
  • mit Ann Tyng, Gae Aulenti, Denise Scott Brown, Monica Pidgeon, Anna Bofil, Indira Rai, Bola Sobande, Ellen Perry Berkeley, Eulie Chowdhuri et al.: The crisis of Identity in Architecture – Report of the proceedings of the International Congress of Women Architects. Ramsar, Iran 1976

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sile Flower, Jean Macfarlane, Ruth Plant: Jane B. Drew, architect: A tribute from her colleagues and friends for her 75th birthday 24 March 1986. Bristol Centre for the Advancement of Architecture, Bristol 1986, ISBN 0-9510759-0-X.
  • Iain Jackson, Jessica Holland: The architecture of Edwin Maxwell Fry and Jane Drew. Ashgate Publishing Limited, Farnham 2014, ISBN 978-1-4094-5198-3.
  • Joshi Kiran: Documenting Chandigarh: The Indian Architecture of Pierre Jeanneret, Edwin Maxwell Fry and Jane Beverly Drew. Mapin Publishing in association with Chandigarh College of Architecture, Ahmedabad 1999, ISBN 1-890206-13-X.
  • Laurel Frances Rogers: Jane Drew. In: Jan Cigliano Hartman (Hrsg.): The women who changed architecture. Beverly Willis Architecture Foundation / Princeton Architectural Press, New York 2022, ISBN 978-1-61689-871-7, S. 70–73.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jane Drew – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jane Drew (1911–1996)@1@2Vorlage:Toter Link/www.architecture.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Royal Institute of British Architects
  2. Hochzeitsregister Großbritannien: 1933 Dec, Croydon 02a 865
  3. Maxwell Fry: Autobiographical Sketches. Elek, London 1975, S. 165
  4. Jane Drew: The Riverside Restaurant. In: Mary Banham, Bevis Hillier (Hrsg.): A Tonic to the Nation: The Festival of Britain 1951. Thames & Hudson, London 1976, S. 103
  5. Country Life, 14 April 1960