Jean-Paul Burrus

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Jean-Paul Burrus (* 18. Juni 1954 in Geispolsheim (Elsass)) ist ein elsässischer Industrieller, der zahlreiche Firmen der Lebens- und Genussmittelbranche und mehrere Restaurants besitzt und leitet.

Jean Paul Burrus

Geschichte der Familie Burrus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Familie Burrus, die ursprünglich aus Dambach-la-Ville im Elsass stammt, errichtete Anfang des 19. Jahrhunderts in Boncourt in der Schweiz eine Tabakfabrik, die als F. J. Burrus erfolgreich wurde.[1] Ende des 19. Jahrhunderts gründete ein Mitglied der Familie eine weitere Tabakfabrik in Sainte-Croix-aux-Mines im Elsass. Ende des 20. Jahrhunderts verkaufte die Familie die Tabakfabriken an Rothmans International, heute Richemont.[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jean-Paul Burrus wuchs in Saint-Dié-des-Vosges auf, die Familie betrieb die kleine Schokoladenfabrik Omnia. Er studierte zuerst in Mülhausen, dann Marketing an der HEC Lausanne (Schweiz). 1968 kaufte sein Vater die Schokoladenfabrik Schaal in Straßburg. 1977 tritt Jean-Paul Burrus im elterlichen Betrieb ein und hatte nacheinander die Position kaufmännischer Leiter, technischer Leiter und schließlich Generaldirektor. Die Firma produzierte damals 300 t Schokolade und beschäftigte 200 Personen. 1997 gründete Jean-Paul Burrus die Holding SALPA (Société alsacienne de participations agroalimentaires), die damals die Firmen Chocolaterie Schaal, La Marquise de Sévigné und Chocolat Salavin umfasste und ca. 100 Geschäfte der Marke Yves Thuriès. 2000 kaufte er die Chocolaterie Pfister in der Schweiz, zuerst als Minderheitseigentümer, nach einigen Jahren komplett. 2007 gründet Jean-Paul Burrus Belco in Mérignac für den Einkauf, Import und Vertrieb von Rohkaffee. 2008 wurde auch der Einkauf und Vertrieb von Tee aufgenommen. 2001 kaufte er eine Haselnussplantage in Guyenne (Nouvelle Aquitaine) und 2014 eine erste Kakaoplantage in Ecuador. 2022 betreibt er 4 Kakaoplantagen. 2020 kaufte er die Confiserie Cruzilles, spezialisiert auf kandierte Früchte und Fruchtpasten. In der Tee-Sparte kamen Bio-Sorten bestimmter Anbaugebiete dazu. 2003 eröffnet Jean-Paul Burrus das Schokoladenmuseum in Straßburg, mit 40.000 Besucher im Jahr 2020. Ab 2015 übernahm er eine Reihe von Restaurants in Straßburg, darunter Le Relais de la Poste, Au Crocodile, La Maison Artzner und Chez Yvonne, die heute von seinem Sohn Jean-Philippe geleitet werden.

Restaurant Auc Crocodile, Straßburg

Die Restaurants zeichnen sich durch eine lange Geschichte und ein hohes Renommee aus, sie sind Teil der Straßburger Gourmetkultur. Hinweis: der Betrieb eines gehobenen Restaurants erfordert heute beträchtliche finanzielle Mittel, daher sind Köche als Eigentümer oft froh um einen Kapitalgeber als Partner, der auch das Organisatorische übernimmt.[3]

Domaine de Hombourg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das ursprüngliche Schloss von Hombourg (Haut Rhin) wurde in der Französischen Revolution zerstört. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts bauten zuerst die Familie Merian aus Basel, dann die Familie Koechlin aus Mülhausen das Schloss wieder auf. Nach mehreren Besitzwechseln und Umbauten kaufte die Familie Burrus 1922 das Schloss und die zugehörige Landwirtschaft.[4] Die Domaine de Hombourg gehört heute zur SALPA Gruppe und wird sowohl landwirtschaftlich als auch touristisch genutzt. Es wird Mais und Weizen produziert, ab 2020 wurde die Produktion auf Bio-Landbau umgestellt. Der Wald, der ungefähr ein Viertel einnimmt, wird forstwirtschaftlich genutzt. Nach umfangreichen Renovierungen wurde 2007 der Golf du Château de Hombourg eröffnet, zwei 18-Loch Plätze auf 120 ha sowie ein entsprechendes Restaurant. Die Domäne ist Teil des „3 Thermen Golfresorts“, zusammen mit Golfplätzen im Markgräflerland.[5] Die land- und forstwirtschaftlichen Dienstleistungen werden auch anderen Gütern mit Erfolg angeboten. 2011 begann die Domäne mit dem Anbau von Gemüse für die gehobene Gastronomie.[6] Im Handelsregister wird die Domaine de Hombourg als landwirtschaftlicher Betrieb geführt, der 2021 drei Angestellte beschäftigte und einen Umsatz von ca. 900.000 € machte.[7]

Le domaine de Hombourg - panoramio

Firmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jean-Paul Burrus hielt 2022 in vielen Firmen verschiedene Positionen.[8]

Firma Position
Compagnie Française Chocolaterie et Confiserie Managing Director (Geschäftsführer)
Chocolat Pfister Managing Director (Geschäftsführer)
Coffea Chairman-Supervisory Board (Vorsitzender des Aufsichtsrats)
Marquise de Sévigné Diffusion Chairman (Vorstand)
Les Amis du Chocolat Chairman & Treasurer (Vorstand & Schatzmeister)
Ecuadorcolat SA Chairman (Vorstand)
Guayaquil International Chocolate Fair Chairman (Vorstand)
Salpa Ecuador Chairman (Vorstand)
Salpa Inc. Chairman (Vorstand)
Mocaflor SA Chairman (Vorstand)
Omnia Holding SA Chairman (Vorstand)
Remontées Mécaniques Suisses Vice Chairman (Stellvertretender Vorstand)
Arvine Holding SA Director (Direktor)
T-One SA Director (Direktor)
Groupe Burrus Courtage SA Director (Direktor)
AFI ESCA Holding Courtage SA Director (Direktor)
Pharmalp SA Director (Direktor)
Chambre Syndicale des Chocolatiers Vice Chairman (Stellvertretender Vorstand)
Chez Dany SA Director (Direktor)
GIAC SA Director (Direktor)
Herbapack GmbH Co-Manager
Belco Trading SARL Manager
Herbapac SNC Manager
Nice & Green SA Manager
Omnia SARL Manager
SCI Université Manager

Diverses[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Villa Burrus in Sainte-Croix-aux-Mines wurde 1911 von der Familie Burrus erbaut und ist heute ein Kulturzentrum.[9]

Maurice Burrus ist der Großonkel von Jean-Paul Burrus.

Jean-Paul Burrus ist der ältere Bruder von Christian Burrus, Vorstandsvorsitzender des Versicherungskonzerns Afi Esca, der 1923 von Maurice Burrus in Straßburg gegründet wurde. Jean-Paul Burrus gehört dem Vorstand von Afi Esca an,[10] umgekehrt ist Christian Burrus Direktor der Holding SALPA SAS.[11]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Emma Chatelain: Burrus F. J. & Cie SA. In: Lexikon des Jura. 6. Mai 2008, abgerufen am 15. Mai 2022.
  2. Philippe Turrel: Paul Burrus, capitaine d’industrie, la gourmandise en plus. In: Le Temps (Schweizer Zeitung). 9. November 2021, abgerufen am 16. Mai 2022 (französisch).
  3. Hélène Feltin: Jean-Paul Burrus, rencontre avec un industriel épicurien. In: Attitude Luxe. 2022, abgerufen am 15. Mai 2022 (französisch).
  4. LE CHATEAU DE HOMBOURG. In: Website der Gemeinde Hombourg. 2022, abgerufen am 21. August 2022 (französisch).
  5. DREI THERMEN GOLF RESORT. DREI THERMEN GOLF RESORT, 2022, abgerufen am 21. August 2022.
  6. DOMAINE DE HOMBOURG. In: Website SALPA. SALPA, 2022, abgerufen am 21. August 2022 (französisch).
  7. DOMAINE DE HOMBOURG. In: Societe (Handelsregisterauszug). Societe, 2022, abgerufen am 21. August 2022 (französisch).
  8. Jean-Paul Burrus. In: MarketScreener. 2022, abgerufen am 15. Mai 2022 (englisch).
  9. Historique de la Villa Burrus. In: Médiathèque du Val d'Argent. Val d'Argent (Kanton im Elsass), 2022, abgerufen am 15. Mai 2022 (französisch).
  10. Qui est AFI ESCA ? In: Assurland.com, le comparateur d'assurances. 25. Februar 2022, abgerufen am 20. Mai 2022 (französisch).
  11. Christian Burrus. In: MarketScreener Börsenkurse. 2022, abgerufen am 23. August 2022 (englisch).