Johann Dietrich Lauenstein

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Johann Dietrich Lauenstein (* 20. März 1893 in Aurich; † 15. Dezember 1973) war ein deutscher Jurist und Ministerialbeamter. Vom 1. Mai 1940 bis zum 31. August 1944 war Lauenstein als Ministerialdirektor im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft (RMEL) zugleich erster Geschäftsführer der Ostdeutschen Landbewirtschaftungsgesellschaft mbH, der späteren Reichsgesellschaft für Landbewirtschaftung mbH.[1]

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lauenstein wurde nach seinem Jura-Studium in Tübingen (Mitglied der Studentenverbindung Saxonia)[2] und Göttingen im Jahr 1915 Gerichtsreferendar, im Jahr 1919 Regierungsassistent bei einer Bau- und Finanzdirektion. Im selben Jahr trat er in die Deutschnationale Volkspartei DNVP ein, der er bis 1924 angehörte. Lauenstein soll ein Schüler des Volkswirts Max Sering gewesen sein, der 1912 die Gesellschaft zur Förderung der inneren Kolonisation und 1922 das Deutsche Forschungsinstitut für Agrar- und Siedlungswesen („Sering-Institut“) gegründet hat und Urheber des Reichssiedlungsgesetzes von 1919 war.[3]

1921 wurde Lauenstein Hilfsarbeiter zunächst im preußischen Innenministerium, dann bei der Regierung Stade; 1922 wechselte er in gleicher Funktion ins preußische Finanzministerium. 1924 wurde er zum Regierungsrat befördert. Vom 1. Januar 1925 bis Oktober 1932 war er Landrat im Kreis Sulingen in der preußischen Provinz Hannover, der 1932 aufgelöst und mit dem benachbarten Kreis Diepholz zum neuen Landkreis Grafschaft Diepholz zusammengeschlossen wurde. 1931 wurde Lauenstein von seinem Landratsposten beurlaubt und wurde stellvertretender Kommissar für die Osthilfe und Leiter der Landstelle in Königsberg (Ostpreußen) im Reichskommissariat für die Osthilfe. 1932 wurde er in den einstweiligen Ruhestand versetzt.

Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ am 30. Januar 1933 wurde Lauenstein Anfang 1935 Geschäftsführer der Reichsumsiedlungsgesellschaft mbH in Berlin. Als Chef der Osthilfe in Ostpreußen und später Chef der Reichsumsiedlungs-Gesellschaft soll Lauenstein die Gründung von mehr als 130 Siedlerdörfern veranlasst haben.[3] 1936 wurde er Ministerialdirektor im Oberkommando des Heeres (OKH). 1937 trat Lauenstein der NSDAP bei. 1940 wechselte er, ebenfalls als Ministerialdirektor, ins Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft und war vom 1. Mai 1940 bis zum 31. August 1944 erster Geschäftsführer der Ostdeutschen Landbewirtschaftungsgesellschaft mbH, der späteren Reichsgesellschaft für Landbewirtschaftung mbH, in Berlin.

Nachdem der Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei sowie Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums (ab 1939) und Reichsinnenminister (ab 1943) Heinrich Himmler im Jahr 1944 angeordnet hatte, Lauenstein die Abteilung Siedlung und Landeskultur im Reichsministerium zu entziehen, war Lauenstein zeitweilig Landrat von Landsberg an der Warthe.[3]

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs und seiner Entnazifizierung wurde Lauenstein am 11. Oktober 1947 durch Dr. Henry Cohen vernommen.[4]

Lauenstein wurde 1950/51 Emsland-Kommissar (Staatsbeauftragter für das Emsland) der deutschen Bundesregierung. Von 1951 bis 1963 war er Geschäftsführer der Emsland GmbH.[5] Ehe Lauenstein als Staatskommissar ins Emsmoor ging, war er Verwaltungsrechtsrat und Generalsekretär der in den späten 1940er Jahren gegründeten, rechtsgerichteten Deutschen Partei (DP).[3]

1959 erhielt er die Niedersächsische Landesmedaille.[6] Lauenstein starb 1973.

Die J.-D.-Lauenstein-Straßen in Meppen und Twist wurden nach ihm benannt.

Literatur von Johann Dietrich Lauenstein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Dietrich Lauenstein, „100 Jahre Landentwicklung: Erlerntes, Erlebtes und Erstrebtes“, Schriftenreihe für ländliche Sozialfragen, Veröffentlichungen der Agrarsozialen Gesellschaft e.V. Göttingen, Verlag: Schaper, Erscheinungsort: Hannover, Erscheinungsjahr: 1967, 114 Seiten, Broschiert
  • Johann Dietrich Lauenstein, „Die Grenzscheidungskarte zwischen dem Hochstift Münster und der Republik der vereinigten Niederlande vom 25. Oktober 1785“, in: Jahrbuch des Emsländischen Heimatvereins (JbEHV) Nr. 6, 1959, S. 5–10

Literatur über Johann Dietrich Lauenstein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Deutsches Bundesarchiv, BArch R 82/ Reichsgesellschaft für Landbewirtschaftung mbH, Kap. „Geschäftsführung“
  2. Eintrag zu Johann Dietrich Lauenstein in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  3. a b c d Siedlung: So nicht, Herr v. Zitzewitz. In: Der Spiegel. Nr. 49, 1950, S. 11–17 (online6. Dezember 1950).
  4. Interrogation-Nr. 2151, Institut für Zeitgeschichte München, Zeugenschrifttum ZS-1148, https://www.ifz-muenchen.de/archiv/zs/zs-1148.pdf
  5. Bundesarchiv, Edition „Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik“ online, https://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/0000/adr/adrhl/kap1_5/para2_42.html
  6. Die Kabinettsprotokolle der Hannoverschen und der Niedersächsischen Landesregierung 1946 bis 1951; eingeleitet und bearbeitet von Teresa Nentwig, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen Nr. 269; Herausgegeben vom Niedersächsischen Landesarchiv und vom Göttinger Institut für Demokratieforschung, Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2012, S. 1631, https://www.historische-kommission.niedersachsen.de/download/93533&sa=U&ved=0ahUKEwjnq6rvs-XgAhXC26QKHanJCNoQFggeMAQ&usg=AOvVaw15zTUTWGbrvhPtX7lQhTmQ