Johann Faccius

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Johann Faccius, auch Johannes (Andreas) Faccius, latinisiert aus Johann Andreas Fack (* 29. November 1698[1] in Witzelroda; † 27. November 1775 in Weißenbrunn vorm Wald) war ein deutscher evangelischer Theologe, Philosoph und Philologe.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann(es) (Andreas) Faccius[2] wurde als Sohn eines Schulmeisters in Witzelroda bei Salzungen im Herzogtum Sachsen-Meiningen geboren. Er besuchte das Gymnasium Casimirianum in Coburg[3] und studierte anschließend an den Universitäten Jena und Halle.[4] Nach seinem Studium war er zunächst als Lehrer tätig, ehe er am Jahresende 1728 als Pfarrer nach Schottenstein berufen wurde. Dort heiratete er Johanna Christina Laudenbach († 1754), die Tochter seines Amtsvorgängers Johann Caspar Laudenbach (1668–1730). Im Jahr 1736 wurde er als Pfarrer nach Weißenbrunn vorm Wald im Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld berufen, wo er bis zu seinem Tod blieb.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Faccius veröffentlichte mehrere Bücher, jedoch nur ein einziges unter seinem eigenen Namen. Seine ersten Werke erschienen anonym, von 1759 an bediente er sich des Pseudonyms Johann Baptista Silvester.

Seine erste Veröffentlichung war eine kommentierte Übersetzung der berühmten Spinoza-Biographie des Johannes Colerus.[5] Mit ihr verfolgte er insgeheim die Absicht, den von der Universität Halle vertriebenen Philosophen Christian Wolff, bei dem er studiert hatte, gegen den Vorwurf des Spinozismus in Schutz zu nehmen.[6] Er widmete ihm auch eine eigene Verteidigungsschrift, die (ebenfalls anonym) unter dem Titel Vernünftige und bescheidene Anmerckungen über die, wider die Wolffische Philosophie (...) geführte Strittigkeiten erschien.[7]

In seinem theologischen Spätwerk beschäftigte Faccius sich vor allem mit der Auslegung der Johannesapokalypse in Anknüpfung an den württembergischen Pietisten Johann Albrecht Bengel.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • (anonym:) Leben des Bened. von Spinoza, aus denen Schrifften dieses beruffenen Welt-Weisens und aus dem Zeugniß vieler glaubwürdigen Personen, die ihn besonders gekannt haben, gezogen und beschrieben von Johann Colero, ehemaligen Prediger der Evangelischen Gemeinde in Haag; Nunmehro aber aus dem Frantzösischen ins Hoch-Teutsche übersetzet, und mit verschiedenen Anmerckungen vermehret. Frankfurt, Leipzig 1733 (Digitalisat). Reprint unter dem Titel Das Leben des Benedict von Spinoza. In der alten deutschen Übersetzung mit Einleitung und Anmerkungen hrsg. von Carl Gebhardt. Weissbach, Heidelberg 1952.
  • (anonym:) Vernünftige und bescheidene Anmerckungen über die, wider die Wolffische Philosophie, und sonderlich die Metaphysic oder Haupt-Wissenschaft erregte, und bisher mit groser Heftigkeit geführte Strittigkeiten. Frankfurt, Leipzig 1736 (Digitalisat). Reprint in: Stefan Borchers (Hrsg.): Vier Schriften zum Ende von Wolffs erster Lehrperiode an der Universität Halle. Georg Olms, Hildesheim/Zürich/New York 2012 (= Christian Wolff, Gesammelte Werke. Abt. III: Materialien und Dokumente. Band 130), ISBN 978-3-487-14321-7, S. 65–200.
  • Commentatio theologico-prophetica de magno ecclesiae Christianae incremento, nondum quidem imminente, attamen certe sperando. Georg Otto, Coburg 1756 (Digitalisat).
  • Ausführliche so wol Exegetische, als auch Historische Einleitung in die heut zu Tag höchst nöthige Erkentnis, der drey grosen, in der hohen Offenbarung, beschriebenen Widersacher Jesu Christi, nemlich des Thiers aus dem Meer und Abgrund, des Thiers aus der Erden und der grosen Hure Babylon; wie auch der drey wider selbige zeugenden Engel, nebst einem Anhang von den zwey grosen und in unser Zeitalter fallenden Gerichten Gottes, der Ernte der Erden und der Weinlese, allen evangelischen Christen zum heilsamen Unterricht ausgefertiget und ans Licht gestellet von Johann Baptista Silvester, Diener des göttlichen Wortes. Frankfurt, Leipzig 1759 (Digitalisat).
  • Prophetische Ergezungen über die gewis zu erwartende Vollendung des erfreulichen Geheimnisses Gottes, Offenb. X, 6.7. Und viele andere damit verbundene Wunder-Dinge; für fromme und Gottes Wort liebende Seelen ans Licht gestellet von von Johann Baptista Silvester. Frankfurt, Leipzig 1761 (Digitalisat).
  • Lezte Begebenheiten der Welt: aus der göttlichen Offenbarung vorgetragen von Johann Baptista Silvester. Frankfurt, Leipzig 1762 (Digitalisat).
  • Himlische Ergezlichkeiten: Oder Schrift- und Vernunftmäßige Gedanken von der Ewigen Seligkeit der Auserwehlten im Himmel, mit vielen erbaulichen Anwendungen ans Licht gestellet von Johann Baptista Silvester. Frankfurt, Leipzig 1763 (Digitalisat).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Georg Meusel: Erster Nachtrag zu dem Gelehrten Teutschland des seel. Prof. Hambergers. Meyer, Lemgo 1774, S. 62 (Digitalisat).
  • Johann Georg Meusel: Das Gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetztlebenden teutschen Schriftsteller. 3. Aufl. Meyer, Lemgo 1776, S. 1459 (Digitalisat).
  • Johann Gerhard Gruner: Historisch-statistische Beschreibung des Fürstenthums Coburg, S. Saalfeldischen Antheils, nebst einem Urkunden-Buch und einer Karte dieses Fürstenthums. [Teil 1] Ahl, Coburg 1783, S. 309 (Digitalisat); Korrektur dazu in Teil 3, ebd. 1793, S. 133 (Digitalisat).
  • Johann Christoph Adelung: Fortsetzung und Ergänzungen zu Christian Gottlieb Jöchers allgemeinem Gelehrten-Lexico, worin die Schriftsteller aller Stände nach ihren vornehmsten Lebensumständen und Schriften beschrieben werden. Bd. 2: C–J. Gleditsch, Leipzig 1787, Sp. 998 (Digitalisat).
  • Johann Georg Meusel: Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller. Bd. 3. Fleischer, Leipzig 1804, S. 270 (Digitalisat).
  • Curt Hoefner (Bearb.): Die Matrikel des Gymnasium Casimirianum Academicum zu Coburg 1606–1803. [Hauptband]: Schöningh, Würzburg 1958; Ergänzungsheft: Degener, Neustadt an der Aisch 1976 (= Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte, Reihe 4: Matrikeln fränkischer Schulen, 6 und 6A).
  • Wilhelm Dannheimer, Wilhelm Zahn, Georg Kuhr: Ritterschaftliches Pfarrerbuch Franken. Bearb. von Georg Kuhr. Degener, Neustadt an der Aisch 1979 (= Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns, 58), S. 75, Nr. 585.
  • Michael Czelinski-Uesbeck: Der tugendhafte Atheist. Studien zur Vorgeschichte der Spinoza-Renaissance in Deutschland. Königshausen & Neumann, Würzburg 2007 (= Schriftenreihe der Spinoza-Gesellschaft, 13) (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Stefan Borchers: „Ein Prediger im Coburgischen.“ Der fränkische Gelehrte Johann Faccius (1698–1775). In: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 61 (2017), S. 145–168 (mit Personalbibliographie).
  • Stefan Borchers: Johann Faccius (1698–1775) – Christian Wolffs anonymer Verteidiger von 1736. In: Das achtzehnte Jahrhundert 41 (2017), H. 1, S. 46–69 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Stefan Borchers: Die erste deutsche Ausgabe von Johannes Colerus’ Spinoza-Biographie und ihr anonymer Übersetzer. In: Jahrbuch für Buch- und Bibliotheksgeschichte 3 (2018), S. 207–211.
  • Stefan Borchers: Faccius, Johann. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 40: Ergänzungen XXVII. Bautz, Nordhausen 2019, ISBN 978-3-95948-426-8, Sp. 205–215.
  • Stefan Borchers: Johann Faccius (1698–1775). In: Dieter J. Weiß (Hrsg.): Fränkische Lebensbilder. Neue Folge der Lebensläufe aus Franken. Band 26 (= Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, Reihe VII A: Fränkische Lebensbilder, 26). Gesellschaft für Fränkische Geschichte / Verlag Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 2022, ISBN 978-3-86652-726-3, S. 79–93.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laut Borchers: Ein Prediger im Coburgischen, S. 160, Anm. 34 ist das Geburtsdatum nicht zweifelsfrei zu ermitteln, da das entsprechende Kirchenbuch als verschollen gilt. Faccius selbst habe sein Geburtsdatum einmal mit dem 19. November 1698 (alten Stils) angegeben, was dem 29. November des Gregorianischen Kalenders entspricht. Falsch sei jedenfalls das im Ritterschaftlichen Pfarrerbuch Franken angegebene Datum (19. Januar 1698).
  2. Der Name „Faccius“ ist die latinisierte Form des deutschen Namens „Fack“, also keine Variante des im Fränkischen weitverbreiteten Familiennamens „Facius“, der sich von „Bonifacius“ herleitet.
  3. Immatrikulation am 23. August 1714 laut Hoefner (Bearb.): Die Matrikel des Gymnasium Casimirianum Academicum zu Coburg 1606–1803, [Hauptband], S. 100; Ergänzungsheft, S. 81, 241 und 247.
  4. Immatrikulation in Jena am 4. April 1720 laut Reinhold Jauernig, Marga Steiger (Bearb.): Die Matrikel der Universität Jena. Bd. 2: 1652 bis 1723. Weimar 1977 (= Veröffentlichungen der Friedrich-Schiller-Universität Jena), S. 249 (Digitalisat); Immatrikulation in Halle am 3. Oktober 1720 laut Fritz Juntke (Bearb.): Matrikel der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Teil 1: 1690–1730. Halle 1960 (= Arbeiten aus der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle a. d. Saale, 2), S. 140.
  5. Vgl. Czelinski-Uesbeck: Der tugendhafte Atheist, S. 54–58 und 65–68.
  6. Vgl. Borchers: Die erste deutsche Ausgabe von Johannes Colerus’ Spinoza-Biographie.
  7. Vgl. Borchers: Johann Faccius (1698–1775) – Christian Wolffs anonymer Verteidiger von 1736.