Johann Georg Beutner

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Verleihung der Doktorwürde, 1815

Johann Georg Beutner (* 1788 in Grünstadt; † 21. Juli 1859 in Bad Bergzabern[1]) war ein deutscher Mediziner.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beutner war der Sohn eines Chirurgen in Grünstadt und studierte ab Juli 1807 Medizin an der Universität Heidelberg. Bei der Immatrikulation gab er an „arm“ zu sein.[2] Am 31. Oktober 1815 promovierte er dort nach Vorlage der Dissertation „De quibusdam praesidiis chirurgicis in pneumatosi intestinali administrantis“ zum Doktor der Medizin.[3]

1816 stellte die Bayerische Staatsregierung Johann Georg Beutner als Kantonsarzt 2. Klasse im Rheinkreis, mit Sitz in Mutterstadt an, wo er noch 1819 amtierte.[4][5] Ab 1820 war Beutner als Kantonsarzt 1. Klasse in Bad Bergzabern tätig[6] und blieb dort bis zu seiner Pensionierung, 1859. Bei der Ruhestandsversetzung, am 21. März des Jahres ernannte man ihn zum Königlichen Rat.[7] Schon am 11. Dezember 1854 hatte er das Ritterkreuz des Verdienstordens vom Heiligen Michael erhalten.[8]

Johann Georg Beutner war verheiratet mit Karoline Franziska Friederike Fliesen (1799–1829) aus Kaiserslautern, Tochter des protestantischen Konsistorialdirektors Johann Wilhelm Fliesen.[9] Ihr gemeinsamer Sohn Adolf (* 1825) wurde ebenfalls Arzt.[10]

1828 gehörte der Mediziner zu den pfälzischen Reklamanten, die noch finanzielle Ansprüche an die ehemalige Besatzungsmacht Frankreich stellten; er veranschlagte für sich einen ausstehenden Betrag von 1106 Franken oder 205 Gulden.[11]

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Georg Beutner ist öfter in zeitgenössischen medizinischen Publikationen mit Äußerungen zu Fachfragen zitiert, z. B. 1857 zur Behandlung des Typhus,[12][13] 1858 zur Entstehung einer Diphtherieepidemie in Dierbach.[14]

Auch zogen ihn die Behörden zur Durchführung von Ermittlungen bei Verbrechen heran. 1838 untersuchte er in Rechtenbach eine Frau die ihr Kind getötet hatte, obduzierte die aufgefundene Säuglingsleiche und erstellte dazu umfangreiche Berichte bzw. Gutachten, die in der Fachpresse erschienen.[15] 1854 nahm Beutner in einer Kindstötungssache in Kapsweyer die Obduktion des exhumierten Toten vor, worüber die Zeitungen berichteten.[16] Ebenfalls 1838 unterband er den Verkauf von angeblichen Fiebertropfen eines Barbiers aus Schaidt; er hatte sie aus eigenem Antrieb auf ihre Gesundheitsschädlichkeit überprüfen lassen.[17]

Überregionale Bekanntheit erlangte der Arzt bei Untersuchungen in einer parapsychologischen Angelegenheit in Bad Bergzabern, die damals internationales Aufsehen erregte und worüber es umfangreiche Literatur, sowie Zeitungsberichte gibt. Ein 11-jähriges Mädchen namens Philippina Senger litt 1852 unter einem Poltergeist, für dessen Geräusche man keine natürliche Erklärung finden konnte. Doktor Beutner untersuchte alles eingehend und nahm das Kind schließlich in sein Haus auf, damit es Ruhe hatte und von Neugierigen verschont blieb. Er verfasste zu dem Fall einen detaillierten Bericht für Justinus Kerner, den dieser in seiner Sammlung „Magikon“ publizierte.[18][19][20]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Adolph Carl Peter Callisen: Medicinisches Schriftsteller-Lexicon der jetzt lebenden Ärzte, Wundärzte, Geburtshelfer, Apotheker und Naturforscher aller gebildeten Völker, 2. Band, S. 222, Kopenhagen, 1830; (Digitalscan)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ärztliches Intelligenzblatt: Organ für Bayerns staatliche u. öffentliche Heilkunde, München, Jahrgang 1859, S. 544; (Digitalscan)
  2. Gustav Toepke: Die Matrikel der Universität Heidelberg, 4. Teil, S. 402, Heidelberg, 1903; (Digitalscan)
  3. Intelligenzblatt der Universität Heidelberg, Nr. 1, 1816, (Digitalscan)
  4. Amtsblatt der Königlich-Baierischen Regierung des Rheinkreises, Speyer, Jahrgang 1816, Spalte 190; (Digitalscan)
  5. Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Bayern, München, 1819, S. 518; (Digitalscan)
  6. Allgemeine medizinische Annalen des neunzehnten Jahrhunderts auf das Jahr 1820, Medizinisches Correspondenzblatt, November 1820, Spalte 1575 des Jahrgangs; (Digitalscan)
  7. Königlich-bayerisches Kreis-Amtsblatt der Pfalz, Speyer, Jahrgang 1859, Spalte 234; (Digitalscan)
  8. Königlich-bayerisches Kreis-Amtsblatt der Pfalz, Speyer, Jahrgang 1855, Spalte 88; (Digitalscan)
  9. Werner Weidmann: Schul-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Pfalz, Band 2, S. 29, Arbogast Verlag, 2000, ISBN 3870222778; (Ausschnittscan 1), (Ausschnittscan 2)
  10. Deutscher Medicinal-Kalender, Erlangen, 1874, 1. Jahrgang, 2. Teil, S. 15; (Digitalscan)
  11. Intelligenzblatt des Rheinkreises, Speyer, Jahrgang 1828, S. 162; (Digitalscan)
  12. Notizen für praktische Ärzte über die neuesten Beobachtungen in der Medicin mit besonderer Berücksichtigung der Krankheits-Behandlung, Band 9, Berlin, 1857, S. 267; (Digitalscan)
  13. Ärztliches Intelligenzblatt: Organ für Bayerns staatliche u. öffentliche Heilkunde, München, Jahrgang 1856, S. 504; (Digitalscan)
  14. Ärztliches Intelligenz-Blatt: Organ für Bayerns staatliche u. öffentliche Heilkunde, München, Jahrgang 1858, S. 643; (Digitalscan)
  15. Annalen der Staatsarzneikunde, Freiburg, 1841, 6. Jahrgang, 1. Band, S. 654–668; (Digitalscan)
  16. Zweibrücker Wochenblatt, Nr. 103, vom 27. August 1854; (Digitalscan)
  17. Jahrbuch für practische Pharmacie und verwandte Fächer, Kaiserslautern, 1839, S. 118; (Digitalscan)
  18. Justinus Kerner: Magikon: Archiv für Beobachtungen aus dem Gebiete der Geisterkunde, 5. Band, 3. Heft, Stuttgart, 1852, S. 281–287; (Digitalscan)
  19. Der Volksbote für den Bürger und Landmann, München, Jahrgang 1853, S. 438 u. 439; (Digitalscan)
  20. F. A. Blanck: Das Geisterklopfen in Bergzabern, Bergzabern, 1853, diverse Stellen; (Digitalansicht)