Johann Georg Wilhelm Wilhelmy

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Johann Georg Wilhelm Wilhelmy (auch Wilhelm) (* 1781 in Stade; † 17. Juli 1858 ebenda[1]) war ein deutscher Orgelbauer in Stade.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Georg Wilhelm Wilhelmy wurde in Stade als Sohn des Orgelbauers Georg Wilhelm Wilhelmy geboren, der sich dort wegen Arbeiten an der Orgel von St. Cosmae et Damiani (Stade) niedergelassen hatte. Nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1806 übernahm Wilhelmy dessen Werkstatt.[2] Der Sohn nannte sich selbst bewusst Wilhelm, anlehnend an die frühere Namensgebung der Familie Wilhelm, um sich auch von dem namensgleichen Vater abzugrenzen.[1]

Wilhelm(y) wirkte fast ausschließlich in der Orgellandschaft zwischen Elbe und Weser.[3] Hier betreute er zahlreiche Orgeln von Arp Schnitger, an dessen Bauweise er sich wie schon sein Vater orientierte. Auf diese Weise führte Wilhelmy die Schnitger-Tradition bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts fort, die nach ihm abbrach. Ab den 1840er Jahren hatte er zunehmend mit der auswärtigen Konkurrenz zu kämpfen, die sich dem veränderten Zeitgeschmack angepasst hatte.[4] Wilhelmy blieb ohne Nachfolger, sodass seine Werkstatt nach seinem Tod aufgelöst wurde. Erhaltene Neubauten stehen in Kehdingbruch (1818), Oerel (1831) und Steinau (1839).

Werkliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kursivschreibung gibt an, dass die Orgel nicht oder nur noch das historische Gehäuse erhalten ist. In der fünften Spalte bezeichnet die römische Zahl die Anzahl der Manuale und ein großes „P“ ein selbstständiges und ein kleines „p“ ein angehängtes Pedal. Die arabische Zahl gibt die Anzahl der klingenden Register an. Die letzte Spalte bietet Angaben zum Erhaltungszustand oder zu Besonderheiten.

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1803/1821 Beverstedt Fabian und Sebastian II/p 18 Reparatur und Umbau der Orgel von Arp Schnitger (1709); 1848 und 1966 neues Gehäuse, in drei Registern noch Pfeifen des späten 16. Jahrhunderts und in drei Registern Pfeifen von Schnitger erhalten
1806 Oldendorf (Landkreis Stade) St. Martin
II/P 15 Reparatur und Umbau der Orgel von Erasmus Bielfeldt/Dietrich Christoph Gloger (1730–1733)
1806 Grünendeich St. Marien II/p 17 Wartung der Orgel von Dietrich Christoph Gloger (1766)
1807/1834–35 Jork St. Matthias III/P 34 (?) Reparatur und Umbau der Orgel von Arp Schnitger (1679/1709); bis auf Gehäuse und Prospekt später ersetzt
1808 Borstel (Jork) St. Nikolai II/P 22 Reparatur und Umbau der Orgel eines unbekannten Orgelbauers (16. Jh.), von Arp Schnitger (1677), Johann Paul Geycke (1766/70–72); später von Philipp Furtwängler umgebaut[5]
1808 Himmelpforten St. Marien
II/P 25 Reparatur der Orgel von Hans Scherer dem Älteren (1587–1590)[6]
1816/1846 Cappel St. Peter und Paul
II/P 30 Wiederaufbau der Orgel von Arp Schnitger aus Hamburg,[7] St. Johannis; 1846 Reparatur → Orgel von St. Peter und Paul (Cappel)
1816–1818 Kehdingbruch St. Jürgen I/P 16 Neubau; weitgehend erhalten[8]
1818 Lüdingworth St.-Jacobi-Kirche III/P 35 Reparatur und Umbau der Orgel von Arp Schnitger (1682–83), die im Wesentlichen erhalten ist → Orgel der St.-Jacobi-Kirche (Lüdingworth)
1818 Estebrügge St. Martini III/P 34 Reparatur der Orgel von Arp Schnitger (1702), von der nur der Prospekt erhalten ist
1818 Freiburg/Elbe St. Wulphardi II/P 24 Reparatur und Umbau der Orgel aus dem 16./17., von der einige Register erhalten sind
1823 Neuenfelde St. Pankratius II/P 34 Reparatur der Orgel von Arp Schnitger (1688), die zum großen Teil erhalten ist
1824–1825/46/53/56 Stade St. Wilhadi III/P 40 Reparaturen und Umbau der Orgel von Erasmus Bielfeldt (1735), die weitgehend erhalten ist
1826 Grasberg Kirche Grasberg
II/P 21 Reparatur der Orgel von Arp Schnitger (1693–94) aus dem Hamburger Waisenhaus, die weitgehend erhalten ist → Orgel der Grasberger Kirche
1830–1831 Oerel St. Gangolf I/P 13 Neubau unter Verwendung von Teilen der barocken Vorgängerorgel; weitgehend erhalten[9]
1832 Bülkau St. Johannes der Täufer II/P 22 (?) Reparatur der Orgel von Arp Schnitger (1679), von der nur noch der Prospekt erhalten ist
1839 Steinau St. Johannes der Täufer II/P 19 Neubau, fast vollständig erhalten[10]
1837–1841 Stade St. Cosmae et Damiani III/P 42 Reparatur und Umbau der Orgel von Berendt Hus und Arp Schnitger (1668–1675/88), die im Wesentlichen erhalten ist[11]Orgel von St. Cosmae et Damiani (Stade)
1843 Hamelwörden St. Dionysius II/P 16 Neubau; 2 Register erhalten; 1999/2005 Rekonstruktion hinter historischem Prospekt[12]
1850 Drochtersen St. Johannis und Catharina II/P 26 Reparatur der Orgel von Johann Daniel Busch; später von Carl Johann Heinrich Röver umgebaut
1842–1856 Elmlohe Liebfrauenkirche II/P 15 11 Register erhalten[13]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Dietrich Diederichs-Gottschalk: „Ich glaube nicht, daß es in Ihrem Lande eine bessere Orgel gibt“. Die Arp-Schnitger-Orgel in Cappel im Lande Wursten. In: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern. 94, 2015, S. 229–311, hier: S. 234 (online, PDF).
  2. Gustav Fock: Arp Schnitger und seine Schule. Ein Beitrag zur Geschichte des Orgelbaues im Nord- und Ostseeküstengebiet. Bärenreiter, Kassel 1974, ISBN 3-7618-0261-7, S. 119.
  3. Harald Vogel, Günter Lade, Nicola Borger-Keweloh: Orgeln in Niedersachsen. Hauschild, Bremen 1997, ISBN 3-931785-50-5, S. 63.
  4. Orgel in Elmlohe, abgerufen am 22. Dezember 2022.
  5. Orgel in Borstel, abgerufen am 22. Dezember 2022.
  6. Orgel in Himmelpforten, abgerufen am 22. Dezember 2022.
  7. Orgel in Cappel, abgerufen am 22. Dezember 2022.
  8. Orgel in Kehdingbruch, abgerufen am 22. Dezember 2022.
  9. Orgel in Oerel, abgerufen am 22. Dezember 2022.
  10. Orgel in Steinau, abgerufen am 22. Dezember 2022.
  11. Harald Vogel, Günter Lade, Nicola Borger-Keweloh: Orgeln in Niedersachsen. Hauschild, Bremen 1997, ISBN 3-931785-50-5, S. 157.
  12. Orgel in Hamelwörden, abgerufen am 22. Dezember 2022.
  13. Orgel in Elmlohe, abgerufen am 22. Dezember 2022.