John H. Jackson Moot Court

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Plenum des Moot Court 2019

Die John H. Jackson Moot Court Competition ist ein internationaler Moot-Court-Wettbewerb, bei dem es um das Recht der Welthandelsorganisation (WTO) geht. Der Wettbewerb simuliert ein Verfahren vor einem WTO-Panel. Die Teams aus Jurastudentinnen und -studenten bekommen einen Fall, der von Experten im internationalen Handelsrecht ausgearbeitet wurde. Sie führen Recherchen zum Thema durch, bereiten eine juristische Argumentation vor und präsentieren ihre Argumente für beide Seiten des Rechtsstreits sowohl in Schriftsätzen als auch während mündlicher Runden vor einem Panel, welches aus WTO- und Handelsrechtexperten besteht.

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wettbewerb im Recht der Welthandelsorganisation[1] wird von der European Law Students’ Association (ELSA) organisiert und von der Welthandelsorganisation unterstützt.[2] Am 23. Juli 2021 unterzeichneten ELSA und die WTO eine neue Vereinbarung, welche die Unterstützung und Beteiligung der WTO am Moot Court formalisieren soll.[3]

Zuerst hieß der Wettbewerb ELSA Moot Court Competition on the law of the WTO (EMC2), wurde dann aber 2018 zu Ehren des amerikanischen Rechtsprofessors John Howard Jackson umbenannt. Die Durchführung des Wettbewerbs, insbesondere die Anmeldung und Zusammensetzung der Panels sowie die Durchführung und Planung der Präsenzrunden, können auch andere Gastgeber wie Universitäten durchführen.[4]

Der Schirmherr des Wettbewerbs ist seit 2020 der ehemalige Generaldirektor der WTO, Pascal Lamy.[5]

Sponsoren und Mitwirkende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wettbewerb wird von verschiedenen Anwaltskanzleien und Universitäten gesponsert.

Die akademischen Hauptunterstützer sind die Georgetown University, das World Trade Institute (WTI) der Universität Bern und die European Public Law Organisation (EPLO).[6]

In den mündlichen Runden des Wettbewerbs beteiligen sich als "Panelists" ehemalige Mitglieder von Panel und Appellate Body, wie Peter Van den Bossche oder Valerie Hughes sowie Hochschullehrer wie die Georgetown-Professorin Jennifer Hillman oder Rechtsanwälte wie Isabelle van Damme.[7] Die WTO schickt dabei eigene Experten in die Panels der regionalen Runden.[3]

Teilnehmende Universitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Moot Court nehmen zahlreiche renommierte Universitäten aus aller Welt teil.[8][9][10][11] Unter anderem nahmen aus den USA die Harvard Law School,[12] und die Universität Georgetown[13] und aus Deutschland die Westfälische Wilhelms-Universität Münster,[14] die Universität Potsdam,[15] und die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg[16] daran teil. 2021 gewann eine Universität aus Sri Lanka den Wettbewerb.[17]

Im Jahr 2018 nahmen beispielsweise 99 Universitäten teil.[18]

Struktur des Moot Court[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schriftsätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In jedem Jahr um den 15. September wird der Fall für die kommende Durchführung des Moot Court veröffentlicht. Die Teams haben dann meist vier bis fünf Monate Zeit, Schriftsätze zu erstellen in denen sie, ähnlich wie Anwälte, die beiden im Rechtsstreit vertretenen Länder repräsentieren. Diese werden dann nach Kriterien bewertet, die in Kombination mit den Bewertungen der zweiten Runde, darüber entscheiden, ob man in das Finale einzieht.

Die mündliche Runde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle Teams, die Schriftsätze eingereicht haben, werden in regionale Runden eingeladen. Dort argumentiert man gegen andere Teams wie in einem Verfahren vor einem Panel des Dispute Settlement Body der WTO. Jeweils zwei Universitäten treten dabei gegeneinander an. Eine Universität vertritt dabei den Complainant (dt. den Beschwerdeführer), d. h. das Land, welches die Verletzung von WTO-Recht anprangert und das Verfahren eingeleitet hat. Die andere Universität vertritt das Land, dem eine Rechtsverletzung vorgeworfen wird. Die Vertreter beider Universitäten haben 45 Minuten Zeit ihre Argumente vorzutragen, werden jedoch von den Panelists mit Fragen zu ihren Argumenten, allgemeinem Recht der WTO oder Völkerrecht, unterbrochen. Es dürfen in den Runden jeweils nur drei Personen vortragen und jede Person darf um zwei Minuten Verlängerung bitten. Der Respondent (dt. der Antragsgegner) darf nur in dem Maße um Verlängerung bitten, die auch der Complainant genutzt hat. Nachdem beide Universitätsvertreter jeweils 45 Minuten mit Verlängerung gesprochen haben, darf der Complainant noch einmal für 5 Minuten auf die Argumente des Respondent antworten (Rebuttal, dt. Widerlegung). Auf dieses Rebuttal darf der Respondent ebenfalls mit 5 Minuten antworten (Sur-Rebuttal).

Das Finale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 25 Teams, die in den regionalen Runden ausgewählt wurden, werden nach Genf zur WTO eingeladen. Der Ablauf des Verfahrens ändert sich in dieser Runde nicht. Bei der Abschlusszeremonie ist zumeist auch die Generaldirektorin oder der Generaldirektor der WTO präsent.[19]

Neben der Auszeichnung des Gewinners werden auch noch Auszeichnungen für den besten Redner und die besten Schriftsätzen, jeweils für beide Seiten und allgemein, vergeben. Die Auszeichnung für die besten Schriftsätze des Respondent wurde beispielsweise nach der kanadischen Juristin und ehemaligem WTO-Panelmitglied Valerie Hughes benannt.[20]

Bisherige Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Quelle:[21])

Gewinner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Gewinner
1. 2002-03 University College London, Vereinigtes Königreich
2. 2003-04 London School of Economics, Vereinigtes Königreich
3. 2004-05 City, University of London, Vereinigtes Königreich
4. 2005-06 Universität Sydney, Australien
5. 2006-07 Universität Melbourne, Australien
6. 2007-08 Universidad de los Andes, Kolumbien
7. 2008-09 Universität Melbourne, Australien
8. 2009-10 National University of Law, Indien
9. 2010-11 Universität Melbourne, Australien
10. 2011-12 Hochschulinstitut für internationale Studien und Entwicklung, Schweiz
11. 2012-13 Päpstliche Universität Xaveriana, Kolumbien
12. 2013-14 Universität Athen, Griechenland
13. 2014-15 National University of Law, Indien
14. 2015-16 Päpstliche Universität Xaveriana, Kolumbien
15. 2016-17 Harvard Law School, USA
16. 2017-18 Hochschulinstitut für internationale Studien und Entwicklung, Schweiz
17. 2018-19 Strathmore University, Kenia[22]
18. 2019-20 Government Law College, Mumbai, Indien
19. 2020-21 Universität Colombo, Sri Lanka[23]
20. 2021-22 Universität Zürich[24]
21. 2022-23 University of Ottawa[25]

Bisherige Fälle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fall Fallautoren
1. Bohemian Union – Import Restrictions on Tuna from the Empire of Avalon.
2. Dispute Concerning Mullavia - Measures Undertaken for the Establishment of the CUMCURIA Arrangement Dr James Mathis
3. Dispute concerning Paradise – Differential Tariff Restrictions on Food Imports from Developing Countries Prof. Robert Howse
4. Subsidia – Agricultural Subsidies on Sweet Biscuits, Wheat & Pork Prof. Jacques Bourgeois;

Prof. David A. Gantz;

Dr. Laura Nielsen

5. Factoril – Compulsory Licensing of Pharmaceutical Patent Dr Tania Voon
6. Teleland – Measures Affecting Telecommunications Services Prof. Shin-yi Peng
7. Ecoland – Measures Relating to Biofuels Made from Pine Cones Prof. Bradly Condon
8. Ipland Certain Measures Affecting the Protection and Enforcement of Intellectual Property Rights Prof. Bryan Mercurio
9. Russelia – Measures Affecting the Importation of Sheep and Sheep Products from Aldousia Dr Tomer Broude;

Dr Lukasz Gruszczynski

10. Über diesen Jahrgang sind auf der Website von ELSA keine Informationen abrufbar
11. Fixitania – Certain Measures affecting Financial Services and Influencing the Exchange-rate Prof. Dr. Christoph Herrmann
12. Aquitania – Measures Affecting Water Distribution and Sewage Collection Services Markus Krajewski
13. Viridium – Measures Affecting the Agricultural Sector Nicolas Lamp
14. Eriador – Measures affecting the electricity sector Andrew Lang
15. The CHIMEHA FTA between Chilo, Meco and Haito Dr. Gabrielle Marceau
16. Borginia – Measures Affecting Trade in Textile Products Prof. James J. Nedumpara
17. Zycron – Certain Measures Related to Electric Vehicles Charging Points and Infrastructure Maria Anna Corvaglia;

Rodrigo Polanco Lazo

18. Taikon – Requirements on the Importation of Prepared Foods and Live Animals from Astor Geraldo Vidigal
19. Budica – Measures relating to the importation and marketing of nutrition food bars Gustavo Guarín-Duque;

Julián Becerra-Sánchez;

Sara Lucía Dangón-Novoa

20. Alderaan – Measures concerning permanent magnet generators for windmills Victor Crochet;

Marcus Gustafsson;

21. Versania-Seizure of Vaccines in transit from Arion Pramiti Parwani
22. Rutenia - Carbon Charge Gracia Marin Duran, Iryna Polovets

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lukas Eitel: Vorüberlegungen zu einer Teilnahme an einem Moot Court im Jurastudium. In: Zeitschrift für das Juristische Studium – www.zjs-online.com. Mai 2021, abgerufen am 9. Februar 2022.
  2. Elsa Moot Court. World Trade Organization (WTO), abgerufen am 5. Mai 2021 (englisch).
  3. a b WTO and ELSA formalize agreement to boost Moot Court Competition. wto.org, 6. August 2021, abgerufen am 16. Februar 2022.
  4. John H. Jackson Moot Court Competition on WTO Law, All American Regional Round. In: Washington College of Law. Abgerufen am 11. Februar 2022.
  5. New Patron of the JHJMCC. Elsa International, 24. Dezember 2020, abgerufen am 12. Februar 2022.
  6. ELSA: Sponsors John H. Jackson Moot Court. ELSA International, abgerufen am 11. Februar 2022.
  7. The grand final of the John H. Jackson Moot Court Competition. In: facebook.com. ELSA Internationsl, abgerufen am 11. Februar 2022.
  8. Annual Moot Court competition moves online. University Rhodes, 21. Juli 2011, abgerufen am 11. Februar 2022 (amerikanisches Englisch).
  9. John H. Jackson Moot Court Competition. Universität Kiew, abgerufen am 11. Februar 2022.
  10. Uniandes y Externado, por 1ra vez, redactan caso para concurso John H. Jackson Moot Court Competition 2020-2021. Universität der Anden, abgerufen am 12. Februar 2022 (spanisch).
  11. Résultats de la prestation des étudiantes du MINTEC au "John H. Jackson Moot Court Competition". Universität Toulouse, abgerufen am 12. Februar 2022 (französisch).
  12. May 1, 2019: Harvard Team wins North American Round of the John J. Jackson Moot Court Competition. Harvard Law School, abgerufen am 11. Februar 2022 (amerikanisches Englisch).
  13. John H. Jackson Moot Court Competition. Georgetown University, abgerufen am 11. Februar 2022 (amerikanisches Englisch).
  14. John H. Jackson Moot Court Competition - Rechtswissenschaftliche Fakultät WWU Münster. WWU Münster - Rechtswissenschaftliche Fakultät, abgerufen am 11. Februar 2022.
  15. Silvana Grabowski: Allgemeines. Abgerufen am 11. Februar 2022 (deutsch).
  16. https://www.hallanzeiger.de/aktuelle_lokale_nachrichten/14-03-2021-virtual-moot-court-jura-studierende-aus-halle-im-finale
  17. WTO announces winners of John H. Jackson Moot Court Competition. In: GEPA Exporters Portal. Abgerufen am 11. Februar 2022 (amerikanisches Englisch).
  18. WTO hosts final round and closing ceremony of Moot Court Competition. In: wto.org. WTO, abgerufen am 12. Februar 2022.
  19. Award and Closing Ceremony of the John H. Jackson Moot Court Competition. In: facebook.com. Abgerufen am 11. Februar 2022.
  20. WTO Moot Court 2005. Uni Halle, abgerufen am 8. März 2022.
  21. johnhjacksonmoot | Former Editions. ELSA International, abgerufen am 11. Februar 2022 (amerikanisches Englisch).
  22. Kenyan Law Students Beat Havard's in John H. Jackson Moot Court Competition. Abgerufen am 12. Februar 2022 (englisch).
  23. https://www.themorning.lk/sl-team-emerges-victorious-at-the-john-h-jackson-moot-court-competition-for-the-first-time/
  24. SMU law undergrads fly SMU flag high in Geneva. Abgerufen am 17. August 2022 (englisch).
  25. WTO congratulates participants in 21st Edition of John H. Jackson Moot Court Competition. Abgerufen am 9. August 2023 (englisch).