Jordi Cuixart

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Jordi Cuixart

Jordi Cuixart i Navarro (geboren 22. April 1975 in Santa Perpètua de Mogoda)[1] ist ein katalanischer Aktivist und Unternehmer. Von Dezember 2015 bis Februar 2022 war er Präsident der katalanischen Kulturorganisation Òmnium Cultural. Wegen seiner Tätigkeit im Rahmen der katalanischen Unabhängigkeitsbestrebungen wurde er 2017 wegen „Aufruhrs“ angeklagt und 2019 zu neun Jahren Gefängnis verurteilt. Er wurde im Juni 2021 wieder freigelassen.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Cuixart stammt aus einer Arbeiterfamilie. Er besuchte die Escuela Industrial de Sabadell.[2]

Im Jahr 2004 gründete er das auf Verpackung spezialisierte katalonische Unternehmen Aranow Packing Machinery, dessen Präsident er seitdem ist.[3][4]

Cuixart trat 1996 der Kulturorganisation Òmnium Cultural bei[5], der er ab Dezember 2015 als Nachfolger des katalanischen Ministerpräsidenten Quim Torra als Präsident vorstand.[6] Im Juni 2018, während seiner Untersuchungshaft, wurde er in diesem Amt bestätigt.[7] Im Februar 2022 wurde er durch Xavier Antich abgelöst.[8]

Gerichtsverfahren und -urteil anlässlich der Katalonienkrise ab 2017[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Òmnium Cultural ist eine der wichtigsten Mobilisierungsplattformen im Rahmen der katalanischen Unabhängigkeitsbestrebungen seit 2017.[9][10] Nach dem nicht autorisierten Unabhängigkeitsreferendum am 1. Oktober 2017 und den Unruhen in jenen Tagen wurde Cuixart am 16. Oktober 2017 gemeinsam mit dem Präsidenten der Bürgerbewegung Assemblea Nacional Catalana (ANC), Jordi Sànchez, wegen „Aufruhrs“ (span: sedición) in Untersuchungshaft genommen.[11] Ihnen wurde vorgeworfen, in der Nacht des 20. September 2017 als Anführer einer Gruppe von mehr als 40.000 Demonstranten polizeiliche Maßnahmen gegen das am 1. Oktober 2017 geplante Unabhängigkeitsreferendum behindert zu haben.[10]

Am 14. Oktober 2019 wurde er im Rahmen des Strafverfahrens gegen 12 katalanische Politiker wegen „Aufruhr“ (span: sedición) zu einer Gefängnisstrafe von neun Jahren verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte zudem auf eine Verurteilung wegen „Rebellion“ (span: rebelión) geklagt und eine Haftstrafe von 17 Jahren gefordert.[12] Im Juni 2021, nach einer Inhaftierung von drei Jahren und acht Monaten, wurde Cuixart auf Beschluss der Regierung des spanischen Präsidenten Pedro Sánchez begnadigt,[13] obwohl Cuixart weiterhin für die bedingungslose Autodetermination Kataloniens eintritt. Ihm wurde eine fünfjährige Bewährungsfrist auferlegt sowie ein Ämterverbot bis 2027.[14]

Reaktionen auf die Inhaftierung und das Urteil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Amnesty International und P.E.N. International protestierten gegen die Inhaftierung.[15][16] Die UN-Arbeitsgruppe gegen willkürliche Inhaftierungen kritisierte in ihrem Bericht vom 13. Juni 2019 den Freiheitsentzug von Cuixart und forderte seine Freilassung. Sie stellte Verstöße fest bezüglich der "Ausübung von Menschenrechten", dem "Grundsatz eines fairen Verfahrens" und kategorisierte die Inhaftierung als "rechtswidrig und diskriminierend".[17]

Amnesty International kritisierte die Verurteilung von Cuixart und forderte erneut seine Freilassung. Auch wenn es keine Anzeichen für ein unfaires Gerichtsverfahren gebe, verstoße die "zu breite und damit gefährliche" Interpretation der Straftat Aufruhr gegen Cuixarts Recht auf freie Meinungsäußerung und friedliche Versammlung.[18] Mit derselben Begründung forderte auch die Weltorganisation gegen Folter Cuixarts Freilassung.[19] Am 6. Mai 2020 nahm das spanische Verfassungsgericht Cuixarts Rekurs (Recurso de Amparo) gegen das Urteil an.[20] Im Juni 2021 wurde er nach 3 Jahren und 8 Monaten in Haft freigelassen.[21]

Während der Inhaftierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der Inhaftierung widmet sich Cuixart dem Schreiben von Büchern für Erwachsene und Kinder.[22]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Gemma Nierga: Tres Días en la Cárcel: Un diálogo sin muros. Plaza & Janes Editores, Barcelona 2019, ISBN 978-84-01-02363-7.
  • Ho tornarem a fer. Ara, Barcelona 2019.
  • mit Ignasi Blanch: Un bosc ple d´amor. Estrella Polar, Barcelona 2019.
  • El polsim màgic. Comanegra, Barcelona 2020.
  • Aprenentatges i una proposta. Ara, Barcelona 2021.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 22 d'abril: És l'aniversari de Jordi Cuixart. Abgerufen am 26. Oktober 2019 (katalanisch).
  2. Perfil Villa. Abgerufen am 26. Oktober 2019.
  3. Ferreres: Jordi Cuixart: "Ens falta un gran conglomerat industrial". 3. Februar 2014, abgerufen am 26. Oktober 2019 (ca-ES).
  4. Perfil Villa. Abgerufen am 26. Oktober 2019.
  5. Jordi Cuixart, la nueva cara del feudo de la burguesía. 16. Oktober 2017, abgerufen am 26. Oktober 2019 (spanisch).
  6. Jordi Cuixart, proclamat nou president d'Òmnium. Abgerufen am 26. Oktober 2019 (katalanisch).
  7. Júlia Regué: Jordi Cuixart, reelegido presidente de Òmnium Cultural. 16. Juni 2018, abgerufen am 26. Oktober 2019 (spanisch).
  8. ACN: El filósofo Xavier Antich, elegido nuevo presidente de Òmnium en sustitución de Jordi Cuixart. 26. Februar 2022, abgerufen am 27. Juli 2022 (spanisch).
  9. Jordi Cuixart, la nueva cara del feudo de la burguesía. 16. Oktober 2017, abgerufen am 26. Oktober 2019 (spanisch).
  10. a b Fernando J. Pérez, Óscar López-Fonseca: La juez envía a la cárcel a Jordi Sànchez y Jordi Cuixart, líderes de ANC y de Òmnium, por sedición. In: El País. 16. Oktober 2017, ISSN 1134-6582 (elpais.com [abgerufen am 26. Oktober 2019]).
  11. Oriol Solé Altimira: Abogados catalanes creen que la jueza se ha inventado un tipo delictivo para encarcelar a Sànchez y Cuixart. Abgerufen am 26. Oktober 2019 (spanisch).
  12. Ediciones El País: Quién es quién en el juicio al procés catalán. 14. Oktober 2019, abgerufen am 26. Oktober 2019 (spanisch).
  13. Indultos: todo lo que necesitas saber sobre los indultos de Pedro Sánchez. In: Economía Digital. 22. Juni 2021, abgerufen am 24. Juni 2021 (spanisch).
  14. Nou indults a la mesura de tots. In: La Vanguardia. 23. Juni 2021, S. 12.
  15. Document. Abgerufen am 26. Oktober 2019 (englisch).
  16. P.E.N. International: Statement on the imprisoned Catalan writers and civil society leaders. 21. Januar 2019, abgerufen am 26. Oktober 2019 (englisch).
  17. Grupo de Trabajo sobre la Detención Arbitraria: Opiniones aprobadas por el Grupo de Trabajo sobre la Detención Arbitraria en su 84º período de sesiones. Consejo de Derechos Humanos (UNO), 13. Juni 2019, abgerufen am 16. Mai 2020 (spanisch).
  18. Verurteilung von Jordi Sànchez und Jordi Cuixart bedroht Meinungsäusserungs- und Versammlungsfreiheit. Abgerufen am 16. Mai 2020.
  19. Weltorganisation gegen Folter OMCT: The case of Jordi Cuixart through the lens of international human rights standards on the right to peaceful assembly. 2. Juni 2020, abgerufen am 2. Juni 2020 (englisch).
  20. Amnistía Internacional España: ¿Por qué Sànchez y Cuixart deben ser puestos en libertad según el derecho internacional? Abgerufen am 2. Juni 2020 (europäisches Spanisch).
  21. Spain: Public Prosecutor opposes release of Jordi Cuixart from prison. 29. Juni 2021, abgerufen am 27. Juli 2022 (englisch).
  22. El polsim màgic: Jordi Cuixart publica un libro infantil que reivindica la democracia y las libertades. 27. November 2020, abgerufen am 30. November 2020 (spanisch).