Josef Schlierholz

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Josef Schlierholz, später von Schlierholz, (auch Joseph); (* 22. Dezember 1817 in Biberach an der Riß; † 7. Mai 1907 in Stuttgart) war Architekt und Direktor bei den Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen.

Herkunft und Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Vater war Zimmermann, Architekt und Bauunternehmer in Biberach, seine Mutter war Josepha, geborene Bach (* 1787; † 2. Januar 1859 in Biberach an der Riß).[1] Josef Schlierholz besuchte zunächst die Gewerbeschule in Stuttgart und wechselte 1838 an die Bauakademie in München und das dortige Polytechnikum. Er schloss seine Ausbildung mit der „höheren Baufachprüfung“ ab.[2]

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine erste Anstellung fand er im Bezirksbauamt Calw. 1845 wechselte er zu den Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen, wo er zunächst Inspektor, ab 1862 Baurat und schließlich Direktor war.[3]

Ab 1867 leitete er den Bau der Bahnstrecke Ulm–Sigmaringen.[4] Dabei setzte er für den Hochbau in großem Umfang Beton ein. Hintergrund dafür war die Kostenersparnis und die leichte Verfügbarkeit von Beton: In Ulm gab es die Zementfabriken Leube und Schwenk. Versuchsweise wurden zunächst drei Bahnwärterhäuser aus Beton errichtet. Da sich das als erfolgreich erwies, folgten weitere Hochbauten in dieser Technik entlang der Strecke und auch an anderer Stelle im württembergischen Eisenbahnnetz, so etwa das Empfangsgebäude des (ehemaligen) Bahnhofs Wolfegg. Schlierholz legte größten Wert auf Funktionalität und seine Entwürfe wirken eher schwäbisch sparsam.[5]

Von 1862 bis 1865 lehrte er Baukunde an der Universität Tübingen.[6] 1876 wurde er für den Wahlbezirk Tettnang in den württembergischen Landtag gewählt, dem er bis 1889 angehörte. Für seine Lebensleistung wurde er vom König von Württemberg geadelt.[7]

Wissenswert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben seinen Arbeiten für die Eisenbahn ist von ihm ein Entwurf für Festsaal, Kirche und Küchengebäude des Irrenhauses in Tübingen bekannt.[8][9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur von Josef Schlierholz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Atlas zu den Vorträgen über Hochbaukunde an der Universität Tübingen. Tübingen 1863.
  • Bauvorschriften für die beim Hoch- und Straßenbau vorkommenden Bauarbeiten nebst einer Instruktion für Bauführer ; ein Handbuch für Baumeister, Verwaltungsbeamte, Ortsvorsteher, Bauherrn, Bauhandwerker, Baubeflissene und Bauliebhaber. Schweizerbart, Stuttgart 1847.
  • Handbuch zur Ermittlung der Bauhandwerks-Arbeiten und zur Anfertigung von Bauanschlägen für Baumeister, Cameralisten, Oekonomen, Bauherren, Bauhandwerker, Baubeflissene und Bauliebhaber von einem praktischen Architekten. Haspel, Schwäbisch Hall 1846
  • Hochbauten der Königlich Württembergischen Donau-, Allgäu- und Hohenzollern-Bahn. Wittwer, Stuttgart 1876.
  • Referat über die Frage der Verwendung von Beton im Hochbau- und Ingenieur-Wesen. In: Sitzungsberichte des Vereins für Baukunde in Stuttgart 2/1879, S. 4–7.
  • Referat über die vom Verbande deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine in der Abgeordneten-Versammlung gestellte Frage 6: Was für Erfahrungen sind im Vereinsgebiete mit Betonbauten im Hochbau- und Ingenieurwesen bisher gemacht? […]. In: Sitzungsberichte des Vereins für Baukunde in Stuttgart 1/1879, S. 28–33.

Literatur über Josef Schlierholz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Helmut Marcon/Heinrich Strecker (Bearb.): 200 Jahre Wirtschafts- und Staatswissenschaften an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Leben und Werk der Professoren. Bd. 2. Steiner, Stuttgart 2004, S. 1464–1468, ISBN 3-515-06657-8 (mit Foto).
  • Emil Mayer: Josef von Schlierholz †. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 1907, S. 289f.
  • Ferdinand Werner: Der lange Weg zum neuen Bauen. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2016. ISBN 978-3-88462-372-5
    • Band 1: Beton: 43 Männer erfinden die Zukunft.
    • Band 2: Zement und Kunststein. Der Siegeszug der Phantasie.
  • Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S. 790–791.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Schwäbische Kronik des schwäbischen Mercurs Nr. 5 vom 6. Januar 1859, S. 1f.
  2. Werner, S. 127.
  3. Werner, S. 127.
  4. Werner, S. 127.
  5. Werner, S. 128.
  6. Werner, S. 127; vgl.: Atlas zu den Vorträgen …
  7. Werner, S. 127.
  8. Handzeichnung: Bleistift und Tusche aquarelliert auf Karton, Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin, Inventarnummer 15495.
  9. Werner, S. 126.