Joseph Balmer (Historiker)

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Joseph Balmer

Joseph Balmer (* 26. Dezember 1914 in Ebikon, Luzern; † 4. Juni 2006 in Küsnacht, Zürich) war ein Schweizer Historiker und Indianer-Experte im 20. Jahrhundert.

Jugend und Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geboren als Sohn des Peter Balmer von Flühli, Kanton Luzern und der Josephine Magdalena, geborene Schwerzmann. 1920 zog die Familie nach Horw, Kanton Luzern wo er sechs Jahre die Primarschule besuchte und anschließend in der Stadt Luzern die Sekundarschule absolvierte[1]. 1929 zog die Familie erneut um, nach Zürich, Schweiz wo sein Vater Arbeit in einer Handelsfirma fand, die hauptsächlich Orientteppiche importierte. Balmer arbeitete für eine kurze Zeit als Hilfsarbeiter in derselben Firma wie sein Vater. 1930, im Alter von 16 Jahren, begann er eine Handelslehre beim Verband der Genossenschaft „Konkordia“ der Schweiz die er nach dreijähriger Ausbildungszeit im Jahre 1933 erfolgreich abschloss.[2] Seine Freizeit und Interessen aber lagen anderswo. Er war fasziniert von den Indianern Nordamerikas.[3]

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1929 an verbrachte Balmer viele Stunden seiner Freizeit in den örtlichen Bibliotheken der Stadt Zürich, wo er erstmals Bücher über Indianer fand, und spezifisch ein Buch mit dem Titel „Der letzte Mandanen-Häuptling“ von Wilhelm Herchenbach[4][5][3] das ihn zu seinem lebenslangen Interesse und Faszination an diesem Subjekt inspirieren sollte, speziell an der Geschichte der Prärie-Nationen der Sioux und Cheyenne. Balmer, der mittlerweile perfekt Englisch sprach, begann einen intensiven Briefverkehr mit amerikanischen Gelehrten, Historikern, Anthropologen und Schriftstellern wie Stanley Vestal, George E. Hyde, Earl Alonzo Brininstool, Mari Sandoz und eignete sich auf diese Weise Wissen über Indianer, die Indianerkriege und generell des Wilden Westen zu, sodass er als Experte in dieser Disziplin galt. Er erlernte im Selbstudium die Lakota-Sprache. Balmer schrieb bis zu 800 Briefe im Jahr. Die Nachkommen von Red Cloud von der Pine Ridge Reservation adoptierten Balmer in ihre Familie gaben ihm den Lakota-Namen Wambli Ista (Adlerauge), ein Umstand auf den er besonders stolz war. Über die Jahre eignete sich Balmer eine private Bibliothek von mehreren hundert Büchern an, viele davon von berühmten Schriftstellern, welche ihm die Bände mit persönlichen Widmungen versahen. Er besass auch eine Sammlung von indianischen Objekten, unter anderem ein Paar Mokassins von James Henry Red Cloud[6] (1879-1960), Enkel des legendären Häuptlings Red Cloud, sowie eine Schleppe geschmückt mit Adlerfedern, die früher dem Sohn des letzteren, Jackson „Jack“ Red Cloud (ca. 1858–1918)[6] gehörte. Balmer besass auch eine grosse Zahl von originalen Fotografien der amerikanischen Fotografen David Francis Barry, Orlando Scott Goff, John C. H. Grabill, Stanley J. Morrow, Frank Bennett Fiske, George W. Scott, Laton Alton Huffman, George E. Trager & Frederick Kuhn und anderen. Ab 1950 war er als Indianer-Experte bekannt, obwohl er nie Amerika besuchte. Er wurde oft von Gelehrten und Schriftstellern konsultiert, wie dem Schweizer Autor Ernie Hearting und zahlreichen anderen im deutsch- und englischsprachigen Raum.

Persönliches Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Balmer heiratete am 21. Mai 1937 in Zürich die aus demselben Ort stammende Hedwig Huber (1915–2011). Er war Vater von zwei Kindern, Josef James und Susanna Hedwig Maria Balmer.[1][7] Balmer starb am 4. Juni 2006 in Küsnacht ZH.[8][9]

Grabstein von Joseph Balmer in Küsnacht, Kanton Zürich

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Joseph Balmer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b manuscript, Joseph Balmer's autobiographical notes, courtesy private information by Mr. Josef J. Balmer, Küsnacht ZH, Switzerland
  2. Stadtarchiv Zürich, Neumarkt 4, 8001 Zürich
  3. a b The English Westerners' Society – Custer Association of Great Britain, The Tally Sheet, Frühjahr 2007, Band 53, Nummer 2, Seiten 13–15
  4. Wilhelm Herchenbach (1813–1889)... 2565/162 Der Letzte Mandanenhäuptling. Erzählung für Volk und Jugend. Regensburg: Manz, 1883  8°, 154 S., mit 2 Chromolithographien, Neue Erzählungen für Volk und Jugend. 70. Bändchen, 4. Auflage, 1914
  5. Aiga Klotz: Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland 1840–1950, Band 2, Gesamtverzeichnis der Veröffentlichungen in deutscher Sprache, von Aiga Klotz, J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung Stuttgart, 1992, Seite 223
  6. a b Siehe Grabstein auf dem Holy Cross Cemetery, Pine Ridge, South Dakota
  7. Stadtarchiv Zürich, Neumarkt 4, 8001 Zürich
  8. Joseph “Joe” Balmer in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 13. Juli 2022 (englisch).
  9. The Indian Hobbyist Movement in Europe, in Wilcomb E. Washburn (Hrsg.) Handbook of American Indians Vol. 4: History of Indian White Relations, Washington D.C., Smithsonian Institution, S. 562–569, 1986