Jost Stollmann

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Jost Stollmann (* 17. Januar 1955 in Düsseldorf) ist ein deutscher Unternehmer, der durch Medienauftritte und als Mitglied des SPD-Wahlkampfteams 1998 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde.

Ausbildung und Beruf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stollmann machte 1973 am stiftischen Gymnasium Düren sein Abitur. Im Anschluss daran ging er zur Bundeswehr und begann 1974 sein Studium. 1976 erhielt er das Diplom der Universitaires Générales, Faculté de Droit, Université d’Aix-en-Provence, 1979 ein Wissenschaftsdiplom des Institut des Sciences Politiques in Paris. An der Harvard Business School in Boston erhielt er 1981 den Master of Business Administration.

Von 1981 bis 1984 arbeitete er als Unternehmensberater für die Boston Consulting Group in Chicago. 1984 gründete er dann in Köln die CompuNet Computer Vertriebs-GmbH, deren Geschäftsführer er bis 1988 war, danach war er bis 1997 in diesem Unternehmen, das zwischenzeitlich in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, der Sprecher des Vorstandes. Zudem war er von 1996 bis 1997 der Präsident der europäischen Niederlassung der General Electric Capital Services Information Technology Solutions. Er schied auf eigenen Wunsch aus den Unternehmen aus, da er nach eigenen Angaben nachdenken und neue Ideen entwickeln wollte. 1997 gründete er die create.it services AG, bei der er bis Herbst 1997 ebenfalls Sprecher des Vorstands war.

Öffentliche Auftritte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stollmann gilt als erfolgreicher Manager. So machte die von ihm Mitte 1984 gegründete CompuNet AG 1997 einen Umsatz von 884 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte er das Unternehmen an den größten amerikanischen Elektrokonzern, General Electric, verkaufen können. Durch den Verkauf wurde er zum Millionär und interessant für die Medien. Dieses Interesse nutzte er und gab in diesem Zeitraum gegenüber Wirtschaftszeitschriften zahlreiche Interviews. Darin wandte er sich gegen, wie er es nannte, „Berufspessimisten“, die von einer Talkshow zur nächsten ziehen und die deutsche Wirtschaft kaputt reden würden. Die Fachzeitschrift Econy zählte ihn damals zu den „Managern, die sichere Jobs hinter sich lassen und Neues wagen“[1].

Da er ab Oktober 1997 keine beruflichen Verpflichtungen hatte, verfolgte er die Idee, in einer Art Community von Interessen-, Aktions- und Kommerzgemeinschaften eine Kindererziehung mit Hilfe von Computern zu verwirklichen. Hierbei erhielt er auch Unterstützung von seiner Frau, die der Auffassung war, dass jedes Kind über einen eigenen Laptop verfügen sollte. Auch forderte er eine Verzahnung von Studenten, Wissenschaft und Unternehmen, damit letztlich durch Neugründungen von Firmen die Wirtschaft positiv beeinflusst werden könne. Ferner wollte er den Begriff „Selbständigkeit“ neu definieren, wobei er sich mit Aussagen wie „Jeder wird sein eigener Unternehmer“ neue Initiativen und eine höhere Eigenverantwortung des Einzelnen erhoffte. In einem Interview sagte er, es ginge zukünftig darum, die „Vollkaskomentalität“ und „soziale Wohltaten“ über Bord zu werfen.

1998 – Bundeswirtschaftsminister im Schattenkabinett Schröders[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch seine Aussagen wurde 1998 die SPD auf Stollmann aufmerksam und präsentierte ihn schließlich als Mitglied des Schattenkabinetts von Gerhard Schröder zur Bundestagswahl 1998.[2] Im Falle eines Wahlsieges war vorgesehen, dass Stollmann den Posten des Bundeswirtschaftsministers übernehmen sollte. Stollmann, der bis 1987 CDU-Mitglied war, hatte bei seiner Zusage gegenüber der SPD in erster Linie die Verwirklichung seiner Ideen vor Augen, weniger dagegen parteipolitische Ambitionen. In einer Rede vor dem „Initiativkreis Junge Wirtschaft“ warb er für Tempo, Bewegung, neues Denken und die Internet-Revolution.[3] Nach der Wahl, durch die es zu einer Regierungsübernahme durch die SPD und Bündnis 90/Die Grünen kam, trat er den zugedachten Posten letztlich aber nicht an. Es wurde angegeben, ursächlich dafür sei ein Kompetenzstreit mit dem damaligen SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine gewesen, der im Kabinett Schröder Finanzminister wurde. Den Posten des Wirtschaftsministers übernahm stattdessen der ebenfalls parteilose Werner Müller.

Nach 1998[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Bundestagswahl zog sich Stollmann wieder ins Privatleben zurück und startete später eine zweijährige Weltumsegelung. 2004 ließ er sich in Sydney, Australien nieder, wo er das Unternehmen „Tyro“ für Bezahlsysteme leitete.[4]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stollmann ist verheiratet, hat fünf Kinder und ist bekennender Katholik.

Zitate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • „Wir müssen jetzt endlich das Signal setzen: Die Deutschen brechen auf. Ich muss jetzt immer nach Amerika reisen, um herauszufinden, wie Zukunft geht. Ich möchte gerne, dass Amerikaner zu uns reisen.“ Spiegel-Interview Sommer 1998[5]
  • „Unser Land ist gut für Erfolg. Lasst uns machen“ Stollmann auf seiner Website 1998
  • „Ich bin nicht von ihm gefragt worden“ – auf die Frage der Zeitschrift „Stern“, warum er als ehemaliges CDU-Mitglied nicht der Regierung Kohl angehört habe
  • „Ein dramatischer Umbau in allen gesellschaftlichen Bereichen ist überfällig: im Staatsdienst, Sozial- und Gesundheitssystem und bei der Bildung.“
  • „Ich finde es gut, dass der Kanzler die Agenda 2010 hartnäckig betrieben hat. Ich fand auch die Idee gut, Peter Hartz, also auch einem Außenstehenden, die Chance zu geben, eine solche Reform zu entwerfen. Katastrophal ist das Ergebnis; das Zerreden und der Dilettantismus der Umsetzung.“ In einem Interview gegenüber dem Stern, Sommer 2005.[6]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1990: „Eurounternehmer des Jahres 1990“
  • 1994: „Global Leader of Tomorrow“ im World Economic Forum, Davos

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stefan Krempl: Ganz der Neue: Der Minister for Tomorrow. In: heise.de. 29. Juni 1998, abgerufen am 3. Februar 2024.
  2. Gordon Repinski: Phänomen Schattenkabinett: Stars von draußen. In: taz.de. 29. Juli 2009, abgerufen am 30. Januar 2024.
  3. Eine grenzenlose Welt - nur einen Klick entfernt, in: Frankfurter Rundschau vom 25. August 1998, S. 16
  4. Barbara Bierach In Sydney: Jost Stollmann ist wieder da - in Australien. In: welt.de. 28. September 2008, abgerufen am 7. Oktober 2018.
  5. Das ist alles alte Denke. In: Der Spiegel. Nr. 27, 1998 (online).
  6. http://www.stern.de/lifestyle/leute/:Was-...Jost-Stollmann/542642.htm@1@2Vorlage:Toter Link/www.stern.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Artikel auf stern.de, Sommer 2005

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]