Judenpranger

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Osnabrücker Judenpranger“, September 1934

Der Judenpranger war ein Aushang zur Zeit des Nationalsozialismus, in dem beispielsweise die Namen von Nichtjuden, die bei Juden einkauften, oder Sympathisanten von Juden, durch Meldung frei denunziert werden konnten.[1] Unter derselben Bezeichnung gab es entsprechende Rubriken in einigen Tageszeitungen.

Begriff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff selbst ist älter. Bereits 1922 veröffentlichte Alfred Roth, ein antisemitischer Agitator in Hamburg den Judenpranger.[2] In den 1920er Jahren wurde beispielsweise Stefan Zweig im Judenpranger genannt.[3]

Zeit des Nationalsozialismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1935 führte Walter Schmidt, Bürgermeister von Chemnitz und gleichzeitig SA-Obergruppenführer, den Judenpranger in der Zeit des Nationalsozialismus ein. Seine Idee wurde in hohen Kreisen der NS-Führung gelobt und sollte auch in anderen Städten eingesetzt werden. Allerdings äußerte der Gau-Geschäftsführer Kritik an diesem Vorgehen:

„Die Warenhäuser wollen wir (die Nazis) nicht auf den Tag zerschlagen. Der Führer wird den Zeitpunkt bestimmen.“

Unter der Leitung des Bürgermeisters wurden bis zu 1800 Spitzel in Betrieben und öffentlichen Ämtern rekrutiert.[4]

Auch in anderen Orten wie etwa in Talheim im Landkreis Heilbronn wurde ein Judenpranger eingerichtet.[5] Teilweise wurde der Judenpranger auch in Zeitschriften veröffentlicht.[6] So gab es entsprechende Rubriken 1935 etwa in einer regionalen Zeitung in Ingolstadt.[7] Auch in Hessen beteiligten sich Zeitungen an diesen Maßnahmen.[8] Ähnliches gab es schon vor 1938 in Linz.[9]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. AG Autonomes Historiker/innen Kollektiv der Antifaschistischen Aktion Chemnitz / AAK: Das Tränenmeer trocken legen. Antifaschistische Aktion Karl-Marx-Stadt, 12. Februar 2010, abgerufen am 23. Juli 2010.
  2. Bernhard Fabian (hrsg.): Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Olms Neue Medien Hildesheim 2003.
  3. Stephan Templ: Lücken einer Ausstellung: Salzburg und die Juden – eine unschöne Geschichte. In: Neue Zürcher Zeitung. Band 183, 10. August 2002, S. 49 (Lücken einer Ausstellung – Salzburg und die Juden – eine unschöne Geschichte [abgerufen am 23. Juli 2010]).
  4. Adolf: Chronik der Juden in Chemnitz: Aufstieg und Untergang einer jüdischen Gemeinde in Sachsen. Frankfurt am Main 1970, ISBN 3-930382-66-0, S. 124.
  5. Beitrag zur Synagoge Thalheim
  6. Albert Lichtblau: Antisemitismus – Rahmenbedingungen und Wirkungen auf das Zusammenleben von Juden und Nichtjuden. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Juni 2003; abgerufen am 23. Juli 2010.
  7. Verfolgung, Vertreibung, Vernichtung Juden in Ingolstadt von 1918–1945. auf bingo-ev.de
  8. Blickpunkt Hessen – Lokaljournalismus zwischen Weimarer Republik und NS-Zeit (Memento des Originals vom 1. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hlz.tu-darmstadt.de (PDF; 280 kB) S. 13.
  9. Linz 1936–1938, Gesellenhausstraße 21. auf insitu-linz09.at