Jules Bara

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Jules Bara, Justizminister von Belgien, 1865.
Jules Bara

Jules Bara (* 3. August 1835 in Tournai; † 26. Juni 1900 in Sint-Joost-ten-Node) war ein belgischer Staatsmann.

Wissenschaftliche Arbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bara studierte Rechtswissenschaften, schloss das Studium mit der Promotion zum Dr. Jur. ab und arbeitete als Anwalt. Später lehrte er in Brüssel als Professor an der Universität.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen November 1862 und 1894 war Jules Bara Abgeordneter für den Wahlkreis des Arrondissements Tournai in der Abgeordnetenkammer. Im Parlament zeichnete er sich bald als einer der ersten Redner auf liberaler Seite aus. Nach dem Rücktritt des Justizministers Victor Tesch wurde er auf diesen Posten berufen. Er brachte sofort eine Gesetzvorlage zur Abschaffung der Todesstrafe ein, die aber im Juni 1868 verworfen wurde; dagegen setzte er 1869 die Aufhebung der Schuldhaft durch.

Nachdem am 2. Juli 1870 das Ministerium Frère-Orban zurückgetreten war, nahm Bara als Deputierter seinen Sitz in der Kammer wieder ein. Mit großer Heftigkeit leitete er im November 1871 die Angriffe seiner Partei gegen das klerikale Ministerium d’Anethan, als dieses den in die berüchtigte Langrand-Dumonceau-Affaire verwickelten Klerikalen Pieter Dedecker zum Gouverneur von Limburg ernannte, und brachte es zum Fall. Auch das nun folgende klerikale Ministerium Malou bekämpfte er mit unermüdlicher Ausdauer wegen seiner Schwäche gegen die Anmaßungen, Gesetzesübertretungen und verfassungswidrigen Agitationen der Ultramontanen und des Klerus sowie wegen der Besetzung aller Ämter, besonders aller Richterstellen, mit entschiedenen Anhängern der klerikalen Partei.

Als bei den Wahlen am 11. Juni 1878 die Liberalen einen ebenso unerwarteten wie entschiedenen Sieg erzielten und das Ministerium Malou entlassen wurde, übernahm Bara wieder in dem von Frère-Orban gebildeten Kabinett das Justizministerium, das er bis 1884 behauptete. 1894 bis 1900 war er Mitglied des Senates.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • R. Devuldere: Biografisch repertorium der Belgische parlementairen, senatoren en volksvertegenwoordigers 1830 tot 1.8.1965. R.U.G. onuitgegeven licentiaatsverhandeling (sectie geschiedenis), Gent 1965, S. 36–37.
  • P. Van Molle: Het Belgisch parlement 1894–1969. Erasmus, Gent 1969, S. 7.
  • J. Delrot: La mort de Jules Bara et son écho à Tournai. In: In Memoriam André et Elisabeth Vormezeele. Histoire du droit, laïcité, libéralisme et traditions populaires à Tournai et dans le Tournaisis. Société Royale d'histoire et d'archéologie, Tournai 1984, S. 249–267.
  • G. Lefebvre: Biographies Tournaisiennes, Tournai 1836–1986. 1990, S. 17.
  • André Miroir: Jules Bara et l'indépendance du pouvoir civil 1835–1884. Contribution à l'étude des rapports entre l'Eglise et l'Etat. U.L.B. onuitgegeven licentiaatsverhandeling (sectie politieke en diplomatieke wetenschappen), Brussel 1971, 341 p.
  • A. Miroir: Jules Bara, novateur. Essai sur la conception des rapports entre l'Eglise et l'Etat dans la doctrine juridique belge (1830–1859). In: L'Eglise et l'Etat à l'époque contemporaine. Mélanges dédiés à la mémoire de Mgr. Aloïs Simon, publiés sous la direction de G. Braive et J. Lory. Brussel 1975, S. 435–462.
  • Léon Vanderkindere: L'université de Bruxelles 1834–1884. Brussel, 1884, S. 146.