Karl-Heinz Baum

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Karl-Heinz Baum (* 29. Mai 1941 in Breslau) ist ein deutscher Autor und Journalist. Seit 2003 arbeitet er als freier Journalist und Autor.[1] Er war als DDR-Korrespondent der Frankfurter Rundschau Zeitzeuge des Mauerfalls und der deutschen Einheit.[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl-Heinz Baum wurde 1941 in Breslau (Schlesien) geboren. Im April 1945 floh die Familie in den Hamburger Vorort Halstenbek, dort und in Hamburg, Kiel und Bremen verbrachte er seine Jugend. Nach dem Abitur studierte er Geschichte, Politische Wissenschaft, Publizistik und Soziologie an der Freien Universität Berlin und an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.[3]

1966 begann er als Journalist und Parlamentsberichterstatter für Rheinland-Pfalz und das Saarland in Mainz zu arbeiten. Er schrieb unter anderem für Die Zeit, die Frankfurter Rundschau, Allgemeine Zeitung (Mainz), Badische Zeitung (Freiburg), Darmstädter Echo, Kieler Nachrichten, Kölner Stadt-Anzeiger, Neue Osnabrücker Zeitung, Stuttgarter Nachrichten, Süd-Kurier (Konstanz) und den Weser-Kurier (Bremen).

1977 ging er für die Frankfurter Rundschau als Korrespondent in die DDR. 1985–89 war er zugleich DDR-Korrespondent der Westdeutschen Allgemeine Zeitung (Essen). Baum verstand seine Arbeit als Einmischen von Berufs wegen,[4] und ihm wurde ein besonderes Verhältnis zu den Menschen in der DDR nachgesagt.[5] Als einer von vier westdeutschen DDR-Korrespondenten berichtete er über die Beerdigung des letzten an der Mauer erschossenen Flüchtlings, des 20-jährigen Kellners Chris Gueffroy.[6][7]

Am 9. November 1989 nahm er an der Pressekonferenz teil, in der der DDR-Politiker Günther Schabowski einen Beschluss des SED-Zentralkomitees verlas, der zur Öffnung der innerdeutschen Grenze führte.[8][9] In der Nacht war Baum am Grenzübergang Bornholmer Straße unter den Menschen, die die Grenzöffnung feierten. Sein Artikel In dieser Nacht ging Berlin nicht schlafen – Das Gefühl in einem Kerker gelebt zu haben und die ersten Trophäen der Reisefreiheit in der Hand zu halten erschien am 11. November 1989 in der Frankfurter Rundschau.[10] Der Beitrag wurde zum 10. und 25. Jahrestag des Mauerfalls mit kleinen Ergänzungen in der Frankfurter Rundschau erneut gedruckt.[11][12]

Von 1990 bis 2003 war er im Berliner Büro der Frankfurter Rundschau tätig und berichtete vor allem über Geschehnisse in Zusammenhang mit der deutschen Einheit, die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit und das Wirken der Staatssicherheit der DDR (Stasi). Nach 2003 berichtete Baum weiter als freier Autor über diese Themen.[13] Seit 2004 führt Baum für die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Interviews mit ehemaligen in der DDR akkreditierten westlichen Journalisten. Unter den bisherigen Interviewpartnern war auch der Fotoreporter Klaus Mehner.[14]

2014 wurde Baum als Westkorrespondent für seine Verdienste um die Vermittlung der historischen Ereignisse des Mauerfalls in der Kategorie „Person“ von der Bundeszentrale für politische Bildung ausgezeichnet.[15][16]

Er lebt in Berlin, ist verheiratet und hat drei Kinder.

Veröffentlichungen (Monographien)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • (mit Karl-Heinz Jürgens): DDR – Städte und Menschen, München 1990 (Bildband).
  • Thüringen – Ein Streifzug durch Orte, Landschaften und Geschichte, Frankfurt 1994.
  • Die friedliche Revolution, Berlin 2009.
  • (mit Roland Walter): „...ehrlich und gewissenhaft...“ – Mielkes Mannen gegen das Neue Forum, Berlin 2009.
  • (mit Thomas Schiller (Hrsg.)): Mit Kerzen haben sie nicht gerechnet, Leipzig 2015.
  • Kein Indianerspiel, Reportagen eines Westjournalisten. ausgewählt und herausgegeben von Jürgen Klammer, Berlin 2017.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eberhard Grashoff, Muth (Hrsg.): Drinnen vor der Tür. Berlin 2000, S. 120 ff.
  • Fengler. In: Jürgen Wilke: Journalisten und Journalismus in der DDR. 2007, S. 79 ff.
  • Michael Richter: Rezension: Karl-Heinz Baum/ Roland Walter (Hrsg.): „… ehrlich und gewissenhaft …“ – Mielkes Mannen gegen das Neue Forum. In: Totalitarismus und Demokratie, 6, 2009.

Mitarbeit an Büchern im Verlag zba,buch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erna Huth, Michael Weber: … und half mir mit Gottes Hilfe selbst. Berlin 2004.
  • Sigrid Paul: Mauer durchs Herz. 2. Auflage. Berlin 2008.
  • Sigrid Paul: Wall through my heart, Berlin 2009.
  • Westphal, Keseberg-Alt (Hrsg.): Geraubte Jugend russische Jugendliche in deutschen Arbeitslagern. Berlin 2011.
  • Gilbert Furian: Mehl aus Mielkes Mühlen. 3. erw. Auflage. Berlin 2012.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Frankfurter Rundschau - Wir über uns - Karl-Heinz Baum/Autor. In: Frankfurter Rundschau. Archiviert vom Original am 4. Februar 2017; abgerufen am 30. Januar 2017.
  2. Zeitzeugenbüro: Karl-Heinz Baum. Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, abgerufen am 18. Januar 2017.
  3. Zeitzeugenbüro: Karl-Heinz Baum. Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, abgerufen am 18. Januar 2017.
  4. Gert Weisskirchen: Menschenrechte – Diplomatie – Journalismus. Vortrag für das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement, 23. Mai 2014, http://www.b-b-e.de/fileadmin/inhalte/aktuelles/2014/07/NL13_Vortrag_Weisskirchen.pdf, abgerufen 8. Januar 2017
  5. Karl-Wilhelm Fricke, Ilko-Sascha Kowalczuk: Der Wahrheit verpflichtet: Texte aus fünf Jahrzehnten zur Geschichte der DDR. 1. Auflage. Ch. Links, Berlin 2000, ISBN 3-86153-208-5, S. 77.
  6. Karl-Heinz Baum: Von der stillen Grenze in ein stilles Grab. In: Frankfurter Rundschau. 24. Januar 1989.
  7. Chris Gueffroy: Bericht des West-Korrespondenten Karl-Heinz Baum über die Beerdigung. In: Chronik der Mauer – gemeinsames Projekt des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam e. V., der Bundeszentrale für politische Bildung und des Deutschlandradios. Abgerufen am 18. Januar 2017 (Abschrift des Originalartikels in der Frankfurter Rundschau).
  8. Grashoff/Muth (Hrsg.): Drinnen vor der Tür. Edition Ost, Berlin 2000, ISBN 978-3-89793-023-0, S. 133.
  9. Karl-Heinz Baum erinnert sich an die Pressekonferenz vom 9. November 1989. In: Weser Kurier. 8. November 2014, abgerufen am 18. Januar 2017 (siehe auch: berliner-mauer-gedenkstaette.de Audiobeitrag: Reaktionen auf die Schabowski-Pressekonferenz bei 3:24 min).
  10. Zeitzeugenbüro: Karl-Heinz Baum. Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, abgerufen am 18. Januar 2017.
  11. Frankfurter Rundschau, 9. November 1999 und 6. November 2014.
  12. Karl-Heinz Baum: Mauerfall: In dieser Nacht ging Berlin nicht schlafen. In: Frankfurter Rundschau. 6. November 2014, abgerufen am 18. Januar 2017.
  13. Horch und Guck – Alphabetisches Verzeichnis der Autoren und ihrer Beiträge. Bürgerkomitee Leipzig e. V. für die Auflösung der ehemaligen Staatssicherheit (MfS), archiviert vom Original am 18. Januar 2017; abgerufen am 18. Januar 2017.
  14. Bestand Klaus Mehner. Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, abgerufen am 31. Januar 2017.
  15. 25 Jahre Mauerfall: Geschichte erinnern – Gegenwart gestalten. Bundeszentrale für politische Bildung, 23. Januar 2015, abgerufen am 18. Januar 2017.
  16. „Freier“ Journalismus in der DDR. Bundeszentrale für politische Bildung, 23. Januar 2015, abgerufen am 18. Januar 2017.