Karl Aiginger

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Karl Aiginger (2009)

Karl Aiginger (* 23. Oktober 1948 in Wien) ist ein österreichischer Wirtschaftsforscher. Er lehrt Wirtschaftspolitik an der Wirtschaftsuniversität Wien. Von 2005 bis 2016 war er Leiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO).

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er studierte an der Universität Wien (1966–1974) und an der Purdue University (Indiana, USA, 1978). Am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) war er zwischen 1970 und 2016 beschäftigt, von 2005 bis 2016 als Leiter.

Er lehrt und forscht Wirtschaftspolitik an der Wirtschaftsuniversität Wien. Am Massachusetts Institute of Technology (MIT, 1991) und an der University of California, Los Angeles (USA, 1997) war er Visiting Professor. Er lehrte als Professor an der Stanford Graduate School of Business (California, USA, 2002) und gab Vorträge an der Universität Changsha (Hunan, China).

Als Aufsichtsrat der verstaatlichten Holding ÖIAG hat er den Privatisierungsprozess mehrerer verstaatlichter Unternehmen begleitet. In den 1980er Jahren hat er eine wissenschaftliche Grundlage des Konzepts der ökosozialen Marktwirtschaft geschrieben. Seit 1966 ist er Mitglied der katholischen Studentenverbindung KaV Norica Wien im ÖCV.

Seit 2015 leitet er die Flüchtlingsinitiative „Willkommen in Wien West“.[1] Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.

Arbeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl Aigingers Spezialgebiete sind die Industrieökonomie, europäische wirtschaftspolitische Strategien und das Europäische Wirtschafts- und Sozialmodell.[2][3][4][5][6] Er war Projektleiter der Wettbewerbsberichte der Europäischen Kommission Direktorat Unternehmertum und Industrie.[7] Er evaluierte das finnische Innovationssystem im Auftrag der Regierung Finnlands und leitete die Systemevaluierung[8] der Österreichischen Forschungsförderung und -finanzierung (FFG) im Auftrag der österreichischen Bundesregierung.

Er ist Gründer des Journal of Industry, Competition and Trade (JICT). In einer Sondernummer des JICT (2/2020) analysierte er gemeinsam mit dem Harvard-Ökonomen Dani Rodrik die Zukunft der Industriepolitik, angesichts der neuen technischen, ökologischen und sozialen Entwicklungen. Industriepolitik muss sich an gesellschaftlichen Zielen orientieren und mit anderen Politiksparten (Umwelt, Wettbewerb, Globalisierung) gemeinsam entwickelt werden.[9]

Seine Arbeiten umfassen theoretische Abhandlungen über Unternehmensentscheidungen unter Unsicherheit[10] und Abhandlungen zu politiknahen Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit der Nationen (für die Europäische Kommission und die OECD). Ursachen und Folgen der Finanzkrise sind ein weiterer Schwerpunkt, inklusive Einsichten in die neue Gesundheits- und Wirtschaftskrise.[11][12][13][14][15]

Ein wichtiger Forschungsschwerpunkt ist die Verbindung des Begriffs der Wettbewerbsfähigkeit von Firmen mit gesellschaftspolitischen Zielen. Eine Wirtschaft ist nicht dann langfristig wettbewerbsfähig, wenn sie zu billigen Kosten und niedrigen sozialen und ökologischen Standards agiert, sondern wenn sie fähig ist mit ihren Produkten und Dienstleistungen zu gesellschaftlichen Zielen beizutragen („ability to deliever Sustainable Development Goals“).[16]

Zwischen 2012 und 2016 leitete er das Forschungsprojekt „WWWforEurope – Ein Neuer Wachstumspfad für Europa“.[17] Dies war das größte sozioökonomische Projekt im 7. Forschungsrahmenprogramm der EU. Es wurde von der EU finanziert und vom WIFO koordiniert. Es ist ein zentrales wissenschaftliches Begleitprojekt zur Europa-2020-Strategie und soll Grundlage für eine dynamischere, ökologischere und sozialere Gesellschaft liefern.[18] Der Endbericht[19] und die Kurzzusammenfassung wurden im Februar 2016 in Brüssel präsentiert. Das Europäische Parlament, die Europäische Kommission und die internationalen Medien waren Zielgruppen der Abschlusskonferenz, in der Kenneth Arrow von der Stanford University die Eröffnungsrede hielt.[20]

Im Rahmen der Querdenkerplattform: Wien-Europa untersucht er Strategien gegen den Populismus in der Europäischen Wirtschaftspolitik, ebenso wie partnerschaftliche Strategien mit Afrika zur Bekämpfung des Klimawandels und der Reduktion der Migrationsströme.[21][22][23][24][25]

Ehrungen und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Willkommen Mensch Wien West
  2. Aiginger, K., 2006, Das europäische Wirtschafts- und Sozialmodell, WIFO-Vorträge, Jänner 2006, Heft 97/2006
  3. Aiginger, K. und. A. Guger, 2006, The European Socio-Economic Model, in Giddens, A., Diamond, P., Liddle, R. (eds.), Global Europe, Social Europe, Polity Press, Cambridge, United Kingdom, S. 124–150
  4. Aiginger, K. und A. Guger, 2006, The Ability to Adapt: Why It Differs between the Scandinavian and Continental European Models, Intereconomics, Review of European Economic Policy, Vol. 41, No. 1, January/February, S. 14–23
  5. Aiginger, K., 2007, Copying with globalisation and unemployment: new challenges for the European Model, Growth versus Security – Old and New EU Member’s Quest for a New Economic and Social Model, Palgrave Macmillan
  6. Aiginger, K., 2008, The Swedish Economic Model: lessons to be learned”, in Lacina, L., Fidrmuc, J., Rusek, A. (eds.) Economic Performance of European Union: Issues, Trends and Policies, Palgrave Macmillan: Economics, Business and Management Division, Houndmills, Basingstoke, Hampshire
  7. Aiginger, K., 2000, Europe's position in quality Competition (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/karl.aiginger.wifo.ac.at (PDF; 331 kB), European Commission, Enterprise Directorate-General, Enterprise DG Working Paper, Brussels
  8. Systemevaluierung der Österreichischen Forschungsförderung (Memento des Originals vom 28. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bmvit.gv.at
  9. Rebirth of Industrial Policy and an Agenda for the Twenty-First Century, Journal of Industry, Competition and Trade, 2020, 20(2) (jointly with Rodrik, D.)
  10. Aiginger, K., 1987, Production and Decision under Uncertainty (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/karl.aiginger.wifo.ac.at (PDF; 3,4 MB), Habilitationsschrift, Blackwell.
  11. Aiginger, K., 2012, A Systemic Industrial Policy to Pave a New Growth Path for Europe, WIFO Working Papers, 421/2012
  12. Aiginger, K. und M. Schratzenstaller, 2011, Consolidating the Budget under Difficult Conditions, Ten Guidelines Viewed Against Europe’s Beginning Consolidation Programmes", Intereconomics, Vol. 46, No. 1, 2011, S. 36–42.
  13. Aiginger, K., 2010, The Great Recession versus the Great Depression: Stylized Facts on Siblings That Were Given Different Foster Parents, Economics, E-Journal, Vol. 4, 2010-18
  14. Aiginger, K., 2010, Das sozioökonomische System der USA: Vorteile, Probleme, Entwicklung, in Neue Gesellschaft, Frankfurter Hefte, 10
  15. Aiginger, K., 2011, Why Growth Performance Differed across Countries in the Recent Crisis: the Impact of Pre-crisis Conditions, Review of Economics and Finance, No. 4.
  16. Regional competitiveness: connecting an old concept with new goals, Handbook of Regions and Competitiveness, Cheltenham, UK, 2018, (jointly with Matthias Firgo); Competitiveness: from a misleading concept to a strategy supporting beyond GDP goals, Competitiveness Review, 2015, 25(5), S. 497–523 (jointly with Johanna Vogel)
  17. Vgl. Pressemitteilung zum Projekt vom 28. Februar 2012.
  18. Vgl. Website der Europa-2020-Strategie
  19. Karl Aiginger: New Dynamics for Europe: Reaping the Benefits of Socio-ecological Transition. Synthesis WWWforEurope Synthesis Report, Vienna, Brussels. 2016; ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar);.@1@2Vorlage:Toter Link/synthesis-report-part-i.foreurope.eu (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  20. Kenneth Arrow's welcome address. Archiviert vom Original am 27. August 2016; abgerufen am 25. August 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.foreurope.eu
  21. Europe Dwarfed by Media and Low Self-confidence, Journal of Economics and Public Finance JEFP, September 2020.
  22. Europe’s Mission to take the Lead in Fighting Climate Change, Policy Crossover Center: Vienna-Europe, Executive Summary to Policy Paper, 2019, 3, Vienna.
  23. Fostering a dynamic and stable neighborhood for Europe, Review of Economics and Finance, 2018, 14(2), S. 39–54 (jointly with Heinz Handler)
  24. Education: Key to Welfare and External European Partnerships, Policy Crossover Center: Vienna-Europe, Policy Brief, 2018, 2, Vienna.
  25. New dynamics for Europe: reaping the benefits of socio-ecological transition, WWWforEurope Executive Summary, Vienna, Brussels, 2016.