Karl Jacobs (Schriftsteller)

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Karl Jacobs (* 1. Juni 1906 in Essen; † 23. August 1997 ebenda) war ein deutscher Schriftsteller und Übersetzer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sohn eines Lehrers aus Kleve absolvierte nach dem Besuch des Essener Burggymnasiums ein Studium der Fächer Deutsch, Französisch, Pädagogik, Philosophie, Volkskunde, Kunstgeschichte, Englisch und Erdkunde an den Universitäten in Bonn, Lausanne, München und Köln. 1929 promovierte er an der Universität Köln mit einer Arbeit über den Dramatiker Adolf von Wilbrandt zum Doktor der Philosophie.

Erste Beiträge veröffentlichte Jacobs in Zeitungen wie der Kölnischen Volkszeitung, der Deutschen Allgemeinen Zeitung und der Wochenschau. 1927 wurde er von flämischen Studenten dem Schriftsteller Felix Timmermans vorgestellt. Er schlug Timmermans eine Lesereise durch Deutschland vor, die zu dessen Erfolg in Deutschland beitrug.

Mit Unterbrechungen unterrichtete Jacobs von 1937 bis 1971 als Gymnasiallehrer in Essen, ab 1946 an der dortigen Luisenschule, deren Direktor er wurde. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Jacobs als Dolmetscher für die deutsche Militärbesatzung in Belgien und Nordfrankreich. In dieser Zeit verfasste er Reiseführer und eine Sammlung flämischer Volksschwänke für Frontsoldaten.[1] Jacobs scheint kein überzeugter Nationalsozialist gewesen zu sein. Vor dem Krieg war er in katholischen Kreisen aktiv.[2] In einer von ihm 1943 herausgegebenen Anthologie flämischer Autoren drückte er seine Bewunderung der flämischen Literatur in nationalsozialistischer Sprache aus, bewegte sich aber gleichzeitig im traditionellen Rahmen der deutschen Rezeption solcher Literatur.[3] Seine Liebe zu einem in Traditionen verhafteten Flandern erklärte Jacobs nach dem Krieg mit Bezug auf seine niederrheinische Herkunft. Für ihn war die flämische Literatur ein Sehnsuchtsort wie die Märchen der Brüder Grimm für die Romantiker.[1]

Karl Jacobs verfasste seit den Zwanzigerjahren zahlreiche Theaterstücke; in den 1950er- und 1960er-Jahren war er Bearbeiter und Mitherausgeber mehrerer Bände der Schulbuchreihe Der Strom. Lesewerk für höhere Schulen. Er übersetzte belletristische Werke und Sachbücher aus dem Flämischen und Niederländischen ins Deutsche. 1972 wurde ihm der französische OrdenPalmes Académiques“ verliehen.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Retter Till, Frankfurt a. M. 1924
  • Drei spanische Schwänke, München 1926
  • Der weiße Ritter, Berlin 1926
  • Dorfschlägerei, München 1927
  • Der Mummenschanz, Berlin 1927
  • Die Dramendichtung Adolf Wilbrandts in zeitgeschichtlicher und -kritischer Darstellung, Köln 1929
  • Jeppe vom Berge, München 1930
  • Ulysses von Ithaka, München 1930
  • Hans Pathelin, Berlin 1931
  • Die Rüpelkomödie aus dem „Sommernachtstraum“, München 1931
  • Der gestiefelte Kater, München 1932
  • Der nächste Morgen, München 1932
  • Der Held Knapkese, München 1933
  • Das Jesuskind in Flandern, Hamburg 1933
  • Ein kleines Krippenspiel, München 1934
  • Meier Helmbrecht, München 1934
  • Pietje Booms, München 1935
  • Die sanfte Kehle, München 1937 (zusammen mit Felix Timmermans)
  • Lille, Lille 1942
  • Schneider Siebenstreich, Leipzig 1942
  • Pieter Brueghel, Brüssel 1943 (zusammen mit Felix Timmermans)
  • Fünfe ziehen nach Bremen, München 1947
  • Das Jesuskind in Flandern, München 1947
  • Felix Timmermans, Düsseldorf 1949

Herausgeberschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die schönsten Geschichten des Herzens, Salzburg [u. a.] 1940
  • Flandern erzählt, München 1943
  • Führer durch Nordfrankreich, Flandern und Artois, Brüssel 1943
  • Lachendes Flandern, Brüssel 1943
  • Märchen und Volksgeschichten, Wien 1946
  • Franz Grillparzer: Das Kloster bei Sendomir. Der arme Spielmann, Münster i. W. 1947
  • Jonathan Swift: Gullivers Reisen, Essen 1950
  • Der Strom, Düsseldorf (herausgegeben zusammen mit Anton Gail)
    • 1. Sexta, 1951
    • 2. Quinta, 1951
    • 3. Quarta, 1951
    • 4. Untertertia, 1951
    • 5. Obertertia, Untersekunda, 1951
    • 6. Von der Frühzeit bis Leibniz, 1950
    • 7. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart, 1950
    • 8. Deutsche Gedichte vom Barock bis heute, 1950
  • Großeltern und Enkel, Bremen 1972
  • Geschenkte Jahre, Bremen 1974

Übersetzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Theresia Feldmann u. Frederike Zindler: „Aus äußeren Gründen nicht verfügbar“?German Anthologies of Flemish Literature during the Second World War. In: Journal of Dutch Literature 9, 2 (2018), S. 35–59, hier S. 48.
  2. Theresia Feldmann u. Frederike Zindler: „Aus äußeren Gründen nicht verfügbar“?German Anthologies of Flemish Literature during the Second World War. In: Journal of Dutch Literature 9, 2 (2018), S. 49.
  3. Theresia Feldmann u. Frederike Zindler: „Aus äußeren Gründen nicht verfügbar“?German Anthologies of Flemish Literature during the Second World War. In: Journal of Dutch Literature 9, 2 (2018), S. 54.