Karl Kaiser (Schriftsteller)

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Karl Kaiser (geboren 1868 in Straßburg; gestorben nach 1901) war ein deutscher Lyriker. Er gilt als ein herausragendes Talent der frühen Arbeiterdichtung in Deutschland.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kaiser war der Sohn eines schwäbischen Schlossers. Während des Deutsch-Französischen Kriegs 1871 musste der Vater Straßburg verlassen, der Sohn ging daher in Zürich zur Schule und machte danach in Stuttgart eine Lehre als Klaviermechaniker, als welcher er sich schließlich in München niederließ. Dort schloss sich der kaum 20-jährige der Arbeiterbewegung an und wurde zusammen mit Ernst Klaar ein wichtiger Mitarbeiter der damals von Eduard Fuchs geleiteten Satirezeitschrift Süddeutscher Postillon, in dem in der Folge Kaisers Gedichte erschienen. Die letzten seiner Gedichte erschienen 1901, danach verlieren sich seine Spuren. Zeitpunkt und Ort seines Todes sind unbekannt.

Als Beispiel Kaisersche Lyrik das Gedicht Einerseits und anderseits : eine Professorenstudie[1]:

Mit „einerseits“ und „anderseits“,
Wie’s Kätzchen um den heißen Brei,
So schleicht der deutsche Professor
An jedem heiklen Punkt vorbei.

Mit stolzem Satze „einerseits“
Schwingt er aufs hohe Ross sich keck
Um sofort wieder „anderseits“
Hinabzurutschen in den Dreck!

Heut: „Darwin hoch!“ und morgen: „Hoch
Die heilge Überlieferung!“ —
So „einerseits“ und „anderseits“
Gelingt ihm jeder Katzensprung.

Als echter Pfaff der Wissenschaft
Ist er im Spiegelfechten groß:
Sucht „einerseits“ den „letzten Grund“,
Lügt „anderseits“ ganz bodenlos! …

Solang der Staat nicht in Gefahr
Lässt er den Dingen ihren Lauf.
Doch geht es schief — dann hebt er flink
Die Klassengegensätze auf!

„Lieb Arbeit“ und „lieb Kapital“
Möcht er versöhnen gar nicht faul.
Doch leider kriegt er stets zum Schluss
Als Dank von beiden eins aufs Maul!

Jedoch als ledernes Kamel
Bleibt er auch ferner wie zuvor:
Ein „einerseits“ und „anderseits“,
Ein echter deutscher Professor!

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Eduard Fuchs und Ernst Klaar: Aus dem Klassenkampf. Soziale Gedichte. Ernst, München 2. Aufl., 1894. Neuausgabe hg. von Klaus Völkerling. Akademie-Verlag, Berlin 1978.

Gedichte Kaisers abgedruckt in:

  • Konrad Beißwanger (Hg.): Stimmen der Freiheit. Blütenlese der hervorragendsten Schöpfungen unserer Arbeiter- und Volksdichter. Nürnberg 1899.
  • Bruno Kaiser (Hg.): Die Pariser Kommune im deutschen Gedicht. Berlin (DDR) 1958.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ursula Münchow: Arbeiterbewegung und Literatur. Berlin & Weimar 1981, S. 380–396.
  • Martin Rector: Kaiser, Karl. In: Wilhelm Kühlmann (Hrsg.): Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. 2., vollst. überarb. Aufl. de Gruyter, Berlin 2009, Bd. S. 252 f.
  • Lexikon sozialistischer deutscher Literatur von den Anfängen bis 1945. Monographisch-biographische Darstellungen. van Eversdijck, Den Haag 1973, s.v. Kaiser, Karl.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. In: Süddeutscher Postillon. 1892, Nr. 11. Zitiert nach: Aus dem Klassenkampf. Soziale Gedichte. Hg. von Klaus Völkerling. Akademie-Verlag, Berlin 1978, S. 34 f.