Kirche Georgenburg

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Kirche Georgenburg
Baujahr: 1693
Turm: 1847
Stilelemente: Ziegelbau
Bauherr: Evangelische Kirchengemeinde Georgenburg, (Kirchenprovinz Ostpreußen, Kirche der Altpreußischen Union)
Lage: 54° 39′ 38,7″ N, 21° 48′ 15,8″ OKoordinaten: 54° 39′ 38,7″ N, 21° 48′ 15,8″ O
Standort: Majowka
Kaliningrad, Russland
Zweck: Evangelisch-lutherische Pfarrkirche
Gemeinde: nicht mehr vorhanden.
Die Kirchenruine wird fremdgenutzt

Die Kirche in Georgenburg in Ostpreußen war bis 1945 evangelische Pfarrkirche im heutigen Majowka in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)). Das Gotteshaus wurde 1693 als Ziegelbau errichtet und ist heute – bei mannigfacher Fremdnutzung – lediglich eine Ruine mit angebauter Lagerhalle.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Majowka liegt zwei Kilometer nördlich des Stadtzentrums der Rajonhauptstadt Tschernjachowsk (Insterburg) an der russischen Fernstraße A 197 (frühere deutsche Reichsstraße 137) am Flüsschen Inster (russisch: Instrutsch). Die nächste Bahnstation ist Tschernjachowsk an der Bahnstrecke Kaliningrad–Nesterow (Königsberg–Stallupönen/Ebenrode) – Teilstück der einstigen Preußischen Ostbahn – zur Weiterfahrt nach Litauen und in das russische Kernland.

Kirchengebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits im Jahre 1429 gab es in Georgenburg eine Kirche[1]. Der heute noch vorhandene, jedoch ruinöse Ziegelbau[2] mit polygonal geschlossenem Chor wurde im Jahre 1693 errichtet und erhielt im Jahre 1847 einen erhöhten Turm.

Der Innenraum war flach gedeckt. Der Altar und die Kanzel waren reichhaltig mit Schnitzereien verziert. Beide stammten aus der Zeit um 1700 und wurden später zu einem Kanzelaltar vereinigt. Das Schnitzwerk hatte seine Entsprechungen an den Emporenbrüstungen. Der gesamte Innenraum wurde 1857 aufwändig restauriert.

Um 1770 erhielt die Kirche eine Orgel. Das Geläut bestand aus zwei Glocken.

Die Kirche stand westlich vom Schloss auf einer Anhöhe über dem Instertal[3]. Der Blick von den Flusswiesen auf das Ensemble von Burg, Pfarrkirche und den hohen Gutsgebäuden war ansehnlich. In diesem Panorama fehlt heute das Gotteshaus.

Kirchengemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in vorreformatorischer Zeit war Georgenburg ein Kirchdorf[4]. Die reformatorische Lehre hielt hier bereits sehr früh Einzug. Zwischen 1542 und 1564 wurde Georgenburg von der Kirche Saalau (russisch: Kamenskoje) aus verwaltet. Schon bald war der Ort der Inspektion Insterburg zugeordnet und blieb bis 1945 im Kirchenkreis Insterburg in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

Im Jahr 1925 zählte das weitflächige Kirchspiel 5200 Gemeindeglieder. Aufgrund von Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung sowie restriktiver Kirchenpolitik der Sowjetunion kam nach 1945 das kirchliche Leben hier zum Erliegen. Heute liegt Majowka im Einzugsbereich der in den 1990er Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Pfarrgemeinde in Tschernjachowsk (Insterburg) innerhalb der Propstei Kaliningrad[5] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Kirchspielorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kirchspiel Georgenburg gliederte sich neben dem Pfarrort in 42 einzelne Orte, Ortschaften und Wohnplätze[6] (* = Schulort):

Name Namensänderung
1938–1946
Russischer Name Name Namensänderung
1938–1946
Russischer Name
Augustlauken Lindenhof
*Auxkallen Ringelau Nettienen Krasnaja Gorka
Auxkallnehlen Blumenbach Neugrün
Blumental Owraschnoje Neusorge
Budwethen Schönwaldau
(seit 1931)
Woronino Neuteich
Eszergallen (Eßergallen) Padrojen Drojental Gornostajewo
Freiwalde *Pagelienen Perelesnoje
Georgenburgskehlen Kleingeorgenburg Timirjasewo *Pleinlauken Rosenthal Nismennoje
Geswethen Landwehr Nagornoje Pawarutschen
*Gillischken Insterblick Priretschnoje Reckeitschen
*Groß Kalkeningken Kalkhöhe Saborje Roßthal Krugloje
Guttawutschen Lipowka Stagutschen Kammergut
Ischdaggen Brandenau Berestowo *Sterkeninken Starkenicken Sowchosnoje
Justinenhof Szacken (Schacken) Schackenau Lipowka
*Kamputschen Szieleitschen (Schieleitschen)
Kamszarden Bergental
(seit 1928)
Priwolnoje Tarputschen Tarpen Brjanskoje
*Kauschen Horstenau
(seit 1928)
Tobacken
Klein Kalkeningken Uszeszern
ab 1928: Roßthal
Krugloje
Klein Reckeitschen Blüchersdorf Waldhaus
*Leipeningken Georgental
(seit 1928)
Dowatorowka Werxnen Tonfelde
Leppienen Zwion Dowatorowka

Pfarrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der Georgenburger Kirche amtierten von der Reformation bis 1945 als evangelische Geistliche[7]:

  • NN.
  • N. Arnoldi, ab 1538
  • NN., 1541
  • Laurentius Scheyer, ab 1564
  • Johann Walther, 1568–1572
  • NN., ab 1573
  • Johann Bilauck, 1576–1603
  • Valentin Feuerstock, 1604–1626
  • Georg Kewnick, 1626–1659
  • Georg Pusch, 1659
  • Johann Rebentisch d. Ä., ab 1659
  • Christoph Rebentisch, 1679–1680
  • Johann Rebentisch d. J.,
    1680–1710
  • Georg Friedrich Dressler, 1709–1710
  • Chr. Friedrich Weißermel, 1710–1725
  • Peter Gottlieb Mielcke, 1726–1735
  • Johann Samuel Hassenstein, 1736–1755
  • Christian Lowin, 1755–1771
  • Hohann Wilhelm Vorhoff. 1771–1819
  • Abraham Hart, 1798–1801
  • Ludwig Böhmer, 1802–1812
  • Gottfried Ludwig Hirsch, 1812–1833
  • Leopold Jacob Krüger, 1833–1857
  • Ernst Adolf Jacob Krüger, 1850–1857[8]
  • Franz Theodor W. Passauer, 1857–1876[8]
  • Friedrich Oskar Meder, 1876–1894
  • Franz Martin Neßlinger, 1894–1933[8]
  • Erich Riedel, 1933–1940
  • Herbert Drews, 1940–1945

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung, Hamburg, 1968, Seite 41
  2. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band II: Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen, 1968, Seite 102, Abb. 440 und 441
  3. Georgenburg bei wiki-de.genealogy.net (mit Bildern der Kirche und des heute noch vorhandenen Pfarrhauses)
  4. Walther Hubatsch, Die Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band III: Dokumente, Göttingen, 1968, Seite 481
  5. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info
  6. Walther Hubatsch, wie oben, Band III, Seite 481
  7. Friedwald Moeller, wie oben, Seite 41
  8. a b c Krüger († 1858), Passauer († 1876) und Neßlinger († 1938) waren Angehörige des Corps Littuania