Kirche Grünheide (Ostpreußen)

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Dorfkirche Grünheide
(russisch Кирха Грюнхайда)
Evangelische Kirche in Grünheide
Evangelische Kirche in Grünheide

Evangelische Kirche in Grünheide

Baujahr: 1880 bis 1882
Einweihung: 21. Mai 1882
Baumeister: Weber, Tilsit
Bauherr: Evangelische Kirchengemeinde
Grünheide (Kirchenprovinz Ostpreußen)
Platz: 1390 Personen
Turmhöhe:

50 m

Lage: 54° 48′ 21,6″ N, 21° 54′ 37,7″ OKoordinaten: 54° 48′ 21,6″ N, 21° 54′ 37,7″ O
Standort: Kaluschskoje
Kaliningrad, Russland
Zweck: Evangelisch-lutherische Pfarrkirche
Gemeinde: nicht mehr vorhanden,
Kirchengebäude abgerissen
Denkmal an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges vor der Kirche

Die Kirche in Grünheide (russisch Кирха Грюнхайда) war eine kreuzförmige, nach gotischen und romanischen Vorbildern erbaute Backsteinkirche aus dem Jahre 1882. Bis 1945 war sie das evangelische Gotteshaus für die Bevölkerung im Kirchspiel des heute Kaluschskoje genannten Ortes im ehemaligen Ostpreußen und der nunmehr russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)).

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kaluschskoje liegt 20 Kilometer nördlich der Stadt Tschernjachowsk (Insterburg) und ist Bahnstation an der Bahnstrecke Tschernjachowsk–Sowetsk (Insterburg–Tilsit). Das Dorf liegt im Rajon Tschernjachowsk (Kreis Insterburg) und hat der jetzigen Landgemeinde Kaluschskoje selskoje posselenije den Namen gegeben, die ihren Amtssitz allerdings in Sagorskoje (Pelleningken, 1938–1946 Strigengrund) hat.

Die Kirche stand am Ostrand des Ortes, der Standort ist heute nur noch schwer auszumachen.

Kirchengebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grünheide erhielt erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein Gotteshaus[1]. Zunächst war es eine Interimskirche: ein alter, strohgedeckter Fachwerkbau. Provisorisch waren auch die Glocken untergebracht, die 1855 ihrer Bestimmung übergeben wurden. Im Jahre 1861 übernahm der König das Patronat über die Kirche. 1880 war endlich die Finanzierung des massiven Kirchbauwerks durch Spenden und königliche Zuschüsse gesichert. Der Grundstein wurde im selben Jahr gelegt.

Errichtet wurde ein kreuzförmiger Backsteinbau[2]. nach gotischen und romanischen Vorbildern. Ein Turm entstand an der Westseite. Die Bauaufsicht oblag Baurat Siehr aus Insterburg (heute russisch: Tschernjachowsk), den Bau selbst führte Maurermeister Weber aus Tilsit (Sowetsk) aus. Das Längsschiff war 28 Meter, das Querschiff 23 Meter lang. Der Turm ragte 50 Meter in die Höhe. Solche Maße übertrafen die für ländliche Kirchen üblichen Ausmaße.

Der Kircheninnenraum war bei einer Höhe von 16 Metern flach gedeckt und von Emporen umgeben. Hier fanden 1.390 Besucher Platz. Besonderer Schmuck der Kirche waren die getäfelte Decke, ein buntes Glasfenster und das Altarbild, auf dem Christi Auferstehung dargestellt war. Vor der Altarnische stand ein massiver Taufstein in neugotischer Form.

Am 21. Mai 1882 wurde das Gotteshaus feierlich eingeweiht[3].

Die Kirche hat den Zweiten Weltkrieg und die nachfolgende Sowjetzeit nicht überstanden. Heute kann man lediglich noch ihren einstigen Standort „besichtigen“[4].

Kirchengemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als im Jahr 1785 das cöllmische Gut Grünheyde erstmals erwähnt wurde, gehörte es mit seiner fast ausnahmslos evangelischen Bevölkerung kirchlich zur Kirche Aulowönen (1938–1946: Aulenbach, heute russisch Kalinowka). Im Jahre 1846 wurde ein eigenständiges Kirchspiel in Grünheide gegründet, dessen Orte aus den Nachbarpfarreien der Kirchen Aulowönen, Szillen (1936–1946: Schillen, russisch: Schilino), Kraupischken (1938–1946: Breitenstein, russisch: Uljanowo) und Pelleningken (1938–1946: Strigengrund, russisch: Sagorskoje) umgepfarrt wurden. Im gleichen Jahr wurde eine eigene Pfarrstelle errichtet.

Die Kirche Grünheide gehörte bis 1945 zum Kirchenkreis Insterburg in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Sie zählte 1925 insgesamt 3.500 Gemeindeglieder in 26 Kirchspielorten.

Im Frühjahr 1945 wurde das Kirchspiel Grünheide von der Roten Armee besetzt. Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung und die restriktive Religionspolitik der Sowjetunion in den nachfolgenden Jahren brachte das kirchliche Leben zum Erliegen.

Heute liegt Kaluschskoje im Einzugsbereich einer in den 1990er Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde im nicht weit entfernten Schtschegly (Saugwethen, 1938–1946 Saugehnen). Sie gehört zur Kirchenregion Tschernjachowsk (Insterburg) in der Propstei Kaliningrad[5] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Kirchspielorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Kirchspiel Grünheide gehörten die 26 Ortschaften[6]:

Name Namensänderung
1938–1946
Russischer Name Name Namensänderung
1938–1946
Russischer Name
*Abschruten Ossaquell Assafjewo *Medukallen Honigberg Wischnjowoje
*Antargen Argenquell Perowskoje Mohlen Glinoje
Berszienen/
Berschienen
Perkunischken Perkunsfelde Drosdowka
Bessen Nowoje *Pillwogallen Lindenhöhe
Bublauken Brachenfeld Sorokino Pladden Drosdowka
Budupönen Schattlauken Schattenau Prudowka
Burchardsbrück *Seßlacken Pridoroschnoje
Dirsen Skerdienen Scherden
Dröschdorf Drosdowka *Stanken Rumjanzewo
*Franzdorf Gorodezkoje Sziedlauken/
Schiedlauken
Gaidszen/
Gaidschen
Wiesenblick Tschernyschewskoje *Szierandszen/
Schierandschen
Schierheide Worotynowka
*Grünheide Kaluschskoje Warlen Olenjowo
Lasdehnen Waszeningken/
Wascheninken
Grünacker Belorusskoje

Pfarrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1846 und 1945 waren in Grünheide acht evangelische Geistliche tätig[7]:

  • Leo Otto Löbel, 1846–1858
  • Carl Friedrich Wilhelm Ruhnke, 1859–1871
  • Ferdinand Heinrich Minde, 1872–1882
  • Louis Richard Fünfstück, 1883–1886
  • Louis Richard Willuhn, 1886–1889
  • Traugott Otto G. Getzuhn, 1889–1899
  • Hans Robert Böttcher, 1900–1933
  • Otto Urbschat, 1933–1945

Kirchenbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den Kirchenbüchern des Kirchspiels Grünheide werden bei der Deutschen Zentralstelle für Genealogie in Leipzig aufbewahrt[8]:

  • Taufen: 1846, 1851 bis 1860
  • Trauungen: 1846, 1851 bis 1860
  • Begräbnisse: 1846, 1851 bis 1860.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kirchspiel Grünheide bei GenWiki
  2. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2: Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen, 1968, Seite 102
  3. Bild der Kirche in Grünheide (zw. 1927 und 1937) (Memento des Originals vom 1. August 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bildarchiv-ostpreussen.de
  4. Кирха Грюнхайда - Die Kirche Grünheide bei russia39.ru (mit Bild des einstigen Standorts)
  5. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info
  6. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3: Dokumente, Göttingen, 1968, Seite 481 - * = Schulort
  7. Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seite 49
  8. Kirchenbücher im Regierungsbezirk Gumbinnen