Kirche Lauknen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kirche Lauknen
Kirche Hohenbruch (Ostpreußen)
Кирха Лаукнена
Baujahr: 1905
Stilelemente: Neugotik
Bauherr: Evangelische Kirchengemeinde Lauknen
(Kirchenprovinz Ostpreußen, Kirche der Altpreußischen Union)
Lage: 54° 58′ 10,3″ N, 21° 24′ 47,3″ OKoordinaten: 54° 58′ 10,3″ N, 21° 24′ 47,3″ O
Standort: Gromowo
Kaliningrad, Russland
Zweck: Evangelisch-lutherische Pfarrkirche
Gemeinde: nicht mehr vorhanden.
Von der Kirche steht nur noch die Turmruine

Die Kirche in Lauknen (russisch Кирха Лаукнена Kircha Lauknena, der Ort hieß zwischen 1938 und 1946: Hohenbruch) war ein neugotischer Bau aus dem beginnenden 20. Jahrhundert. Bis 1945 war sie die evangelische Pfarrkirche für die Bewohner des weitflächigen Kirchspiels des heutigen Gromowo im früheren ostpreußischen Kreis Labiau und dem jetzigen Rajon Slawsk (Kreis Heinrichswalde) in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)). Heute steht nur noch die Turmruine des einstigen Gotteshauses.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das heutige Gromowo ist über eine Nebenstraße erreichbar, die in Salessje (Mehlauken, 1938 bis 1946 Liebenfelde) von der russischen Fernstraße A 190 (einstige deutsche Reichsstraße 126) in nördlicher Richtung abzweigt. Salessje ist auch die nächste Bahnstation und liegt an der Bahnstrecke Kaliningrad–Sowetsk (Königsberg–Tilsit). Kurz vor der zentralen Straßenkreuzung des sich auf fünf Kilometer ausdehnenden Ortes ist die Turmruine zu finden[1].

Kirchengebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lauknen verfügte bereits lange über eine Kirche.[2] Die alte Kirche[3] wurde abgetragen und am 27. Juni 1850 der Grundstein für einen hölzernen Kirchenrundbau gelegt. Ihn zierte ein Türmchen als Bekrönung. Zur Innenausstattung zählten ein Kruzifix aus Elfenbein, zwei steinerne Altarleuchter, ein versilbertes Taufbecken sowie ein Abendmahlskelch- und Hostienkästchen.

Im Jahre 1905 erfolgte der Neubau des Gotteshauses in gotischem Stil mit an der Südwestecke eingesetztem hohen Turm. Im Osten war der Altarraum mit eingefügter Sakristei angefügt. Das Kirchenschiff dominierten die dunklen Kirchenbänke. Auf der Südseite war eine Empore mit Sitzbänken angebracht, ebenso an der Westseite als Standort für die Orgel.

Den Zweiten Weltkrieg überstand die Kirche bis auf einen Artillerietreffer nahezu unversehrt.[2] Konnte das leicht beschädigte Dach von 1945 von einheimischen Bürger ausgebessert werden, so wurde in der Folgezeit das Kirchenschiff als Steinbruch genutzt und abgetragen. Für den Turm fand man immerhin eine Verwendung als Wasserturm. So wenigstens überstand er bisher die Jahre, wenn auch in einem sehr beschädigten Zustand.[4] Er ist weithin sichtbar.

Kirchengemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine eigenständige Pfarrei wurde in Lauknen erst im Jahre 1854 gegründet,[5] die man von der Kirche Gilge abzweigte. Bereits ein Jahr zuvor war die Stelle für einen Geistlichen errichtet worden. Das Kirchenpatronat war staatlich. Im Jahr 1925 zählte das Kirchspiel der Kirche Lauknen 4200 Gemeindeglieder, die in 16 verschiedenen Orten und Ortschaften lebten. Bis 1945 gehörte die Kirchengemeinde zum Kirchenkreis Labiau in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

Aufgrund von Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung kam nach 1945 das kirchliche Leben in Lauknen (das seit 1938 „Hohenbruch (Ostpreußen)“ hieß) zum Erliegen. Die restriktive Religionspolitik der Sowjetunion setzte ohnehin aller religiösen Betätigung ein Ende. In den 1990er Jahren entstand im nahegelegenen Golowkino (Nemonien, 1938 bis 1946 Elchwerder) an der Küste des Kurischen Haffs eine neue evangelisch-lutherische Gemeinde, in deren Einzugsgebiet Gromowo heute liegt. Sie ist eine Filialgemeinde der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) in der Propstei Kaliningrad[6] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Kirchspielorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Kirchspiel der Kirche Lauknen gehörten bis 1945 16 Orte und kleinere Ortschaften (* = Schulort)[5]:

Name Änderungsname
1938 bis 1946
Russischer Name Name Änderungsname
1938 bis 1946
Russischer Name
*Alt Heidlauken Wiepenheide Bugorki Neu Heidlauken Gorki
*Elchtal Saliwnoje Neubruch
Julienbruch Brusnitschnoje Nemonien, Forst Elchwerder, Forst
*Königgrätz *Petricken Welmdeich Fontanka
Kupstienen Moorfelde *Sadowa Mochowoje
Langendorf *Schenkendorf Gruschewka
Lauknen Hohenbruch (Ostpr.) Gromowo Schetricken Wiepenheide
*Mauschern Kleinlangendorf Passetschnoje *Timber Rybazkoje

Von all diesen Kirchspielorten existiert heute lediglich noch der Pfarrort.

Pfarrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Zeit des Bestehens der selbständigen Kirchengemeinde Lauknen amtierten an der Kirche neu evangelische Geistliche[7]:

  • Leo Jonas, 1853–1854[8]
  • Robert Friedrich Th. Boettcher, 1854–1868
  • Johann Albert Schneider, 1868–1882
  • August Heinrich Wetzki, 1884–1893
  • Hermann Otto Arthur Salopiata, 1894–1901
  • Ernst Albert Paul Harner, 1897
  • Christoph Lepenies, 1901–1910
  • Alfred O. Johannes Schulz, 1910–1933
  • Martin Schultz, 1933–1945

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Patrick Plew, Die Kirchen im Samland/Kirche Lauknen
  2. a b Gromowo - Lauknen/Hohenbruch bei ostpreussen.net
  3. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2: Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen, 1938, S. 59, Abb. 195 und 196.
  4. Кирха Лаукнена - Die Kirche in Lauknen bei prussia39.ru (mit Fotos der Turmruine aus den Jahren 2012)
  5. a b Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens. Band 3: Dokumente. Göttingen 1968, S. 465.
  6. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info (russisch/deutsch)
  7. Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg 1968, S. 84.
  8. Jonas (1824–1854) war Angehöriger des Corps Masovia.