Klagen des Bauern

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Klagen des Bauern (Erzählung vom beredten Bauern, Der redselige Oasenmann, Bauerngeschichte und ähnlich) sind ein mittelägyptisches Literaturwerk, das in der Ersten Zwischenzeit spielt und auf sechs Papyrusbruchstücken überliefert ist.

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Abfassungszeit des Werkes wurde bisher meist in die Erste Zwischenzeit oder das frühe Mittleren Reich datiert. Die neuere Forschung tendiert aber zur 12. Dynastie.[1][2] Die Klagen des Bauern waren noch in der Ramessidenzeit bekannt.

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der niedrig gestellte Bauer Chui-ni-Anup (auch Chu-en Anubis) zieht von seinem Wohnort, dem Wadi Natrun aus ins Niltal, um dort Produkte zu verkaufen. Im Niltal wird er unter fadenscheinigen Vorwänden vom leibeigenen Pächter Thot-Nacht oder, nach anderen Handschriften, Nemti-Nacht, seiner gesamten Habe beraubt. Chui-ni-Anup geht daraufhin nach Herakleopolis und wendet sich an Rensi, den Besitzer und Vorgesetzten des Nemti-Nacht und Obervermögensverwalter des Königs. Rensi berät sich mit seinen „Räten“ und lässt die Bitte des Chui-ni-Anup unbeantwortet. Daraufhin beginnt der Bauer, Klagereden gegen Rensi zu erheben, in denen er die Maat, Ordnung, Recht und Unrecht erörtert und Rechtsgleichheit zwischen Arm und Reich voraussetzt. Nach der ersten Rede antwortet Rensi nicht, berichtet aber dem König Nebkaure Cheti darüber. Dieser ordnet aus Interesse an, die Reden des Bauern weiterhin unbeantwortet zu lassen und sie für sich aufzuzeichnen, und andererseits für den Lebensunterhalt des Bauern zu sorgen. Nach der dritten Rede glaubt der Bauer, sich durchgesetzt zu haben und wird dafür mit Prügeln bestraft, in den nächsten Tagen fährt er mit weiteren Reden fort. Zum Schluss der neunten und letzten Rede hält er die Lage schließlich für ganz aussichtslos und wünscht sich selbst den Tod, um sich bei dem Totengott Anubis über Rensi zu beschweren. Schließlich wird ihm Recht gegeben, Rensi lässt ihm seine Reden vorlesen und sie dann dem interessierten König übergeben; Thot-nacht wird mit seinem gesamten Besitz an Chui-ni-Anup übergeben. Der letzte Rest der Geschichte ist nicht mehr erhalten.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Adolf Erman (Hrsg.), Friedrich Vogelsang, Alan H. Gardiner, Königliche Museen zu Berlin: Hieratische Papyrus aus den Königlichen Museen zu Berlin. Band 4: Literarische Texte des mittleren Reiches. Teil 1: Die Klagen des Bauern. Umschreibung und Übersetzung. Hinrichs, Leipzig 1908.
  • R. B. Parkinson (Hrsg.): The Tale of the Eloquent Peasant. Griffith Institute – Ashmolean Museum, Oxford 1991, ISBN 0-900416-61-0.
  • Dieter Kurth: Der Oasenmann. Eine altägyptische Erzählung (= Kulturgeschichte der antiken Welt. Band 103). von Zabern, Mainz 2003, ISBN 3-8053-3084-7.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Oleg D. Berlev: The Date of the „Eloquent Peasant“. In: Jürgen Osing, Günter Dreyer (Hrsg.): Form und Mass. Beiträge zur Literatur, Sprache und Kunst des alten Ägypten. Festschrift für Gerhard Fecht zum 65. Geburtstag am 6. Februar 1987. (= Ägypten und Altes Testament. Band 12). Harrassowitz, Wiesbaden 1987, ISBN 3-447-02704-5, S. 78–83
  2. Pascal Vernus: La date du Paysan Eloquent. In: Sarah Israelit-Groll (Hrsg.): Studies in Egyptology Presented to Miriam Lichtheim. Band 2. Magnes Press - Hebrew University, Jerusalem 1990, ISBN 965-223-733-7, S. 1033–1047.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]