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Kleinkastell Kaisergrube

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Kleinkastell Kaisergrube
Limes ORL -- (RLK)
Strecke (RLK) Obergermanischer Limes
Strecke 4 (Westliche Wetteraustrecke)
Typ Kleinkastell
Größe 730 m²
Bauweise a) Holz-Erde-Lager
b) Steinkastell
Erhaltungszustand Bodendenkmal mit wahrnehmbaren Bodenspuren
Ort Wehrheim-Friedrichsthal
Geographische Lage 50° 20′ 13,2″ N, 8° 38′ 48,3″ O
Höhe 409 m ü. NHN
Vorhergehend Kleinkastell Ockstädter Wald (südlich)
Anschließend Kleinkastell „Am Eichkopf“ (nördlich)
Grundrissbefunde der Reichs-Limeskommission

Das Kleinkastell Kaisergrube war ein römisches Kastell des Obergermanischen Limes, dem im Jahre 2005 der Status des UNESCO-Weltkulturerbes zuerkannt wurde. Das Bodendenkmal, von dem heute nur noch Geländeverformungen im Boden zu erkennen sind, befindet sich im westlichen Teil der Wetterau, östlich von Friedrichsthal, einem Ortsteil der Gemeinde Wehrheim im hessischen Hochtaunuskreis.

Lage und Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name des Kleinkastells leitet sich vom angrenzenden Bergwerk Alte Kaisergrube ab, das heute stillgelegt ist. Teilweise überdecken seine Abraumhalden auch den Bereich des ehemaligen Limespfahlgrabens, auch das Kastellareal wurde durch die Bergbauaktivitäten stark gestört. Archäologisch konnten insgesamt zwei Bauphasen nachgewiesen werden: die Umwehrung des frühen Holz-Erde-Kastells wurde in der klassischen Spielkartenform, mit abgerundeten Ecken, errichtet. Vor dem Wall umgab ein Wehrgraben die Anlage, der im Süden noch erkennbar ist.[1] Später folgte der Umbau der Wallanlagen in Stein. Die Innenbebauung bestand während beider Bauphasen vermutlich nur aus einfachen Fachwerkbaracken.

Limesverlauf zwischen dem Kleinkastell Kaisergrube und dem Kleinkastell „Am Eichkopf“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

ORL[A 1] Name/Ort Beschreibung/Zustand
KK[A 2] Kleinkastell Kaisergrube siehe oben
Wp 4/16[A 3] Gaulskopf Standpunkt eines steinernen Wachturms, der möglicherweise zum 6,5 km entfernten Signalturm auf dem Johannisberg in Bad Nauheim Sichtverbindung hatte. Von dort aus konnten die Signale an das nächstgelegene Kastell Friedberg weitergeleitet werden. Der Turm hatte ein massives Fundament mit Strebepfeilern. Es handelte sich vermutlich um einen besonders hohen Signalturm. Ein hölzerner Vorgängerbau konnte auf dem Gaulskopf nicht gefunden werden, da die ältere Limeslinie weiter im Osten verlief. Vom Gaulskopf aus hat man eine gute Fernsicht auf die nördliche Wetterau, den Limes entlang nach Nordosten sowie den Taunuskamm im Südosten. Neben dem Originalstandort[A 4] wurde 1926 in dreijähriger Bauzeit ein Nachbau des Turmes,[A 5] der als eine der besten Wachtturmrekonstruktionen am Limes gilt, eingeweiht. Vermutlich dürfte der Originalturm aber noch etwas höher gewesen sein. Ermöglicht wurde der Bau durch Zuwendungen des Strumpffabrikanten Gustav Oberlaender. Sein Engagement wird am Turm durch eine lateinische Inschrift gewürdigt.
Wp 4/17 Aufgrund des Abstandes zwischen Wp 4/16 und Wp 4/18 vermutete, aber archäologisch nicht nachgewiesene Turmstelle
Wp 4/17* Am Ameisenkopf
Grundriss
Turmstelle mit zwei Holztürmen[A 6][A 7]
Wp 4/18 Vogeltal Steinturmhügel[A 8]. Bei der Ausgrabung durch die Reichs-Limeskommission konnte ein bronzenes Mundstück eines Blasinstruments (tubae) geborgen werden, das einst wohl als Signalhorn diente.
Wp 4/19 Am Eichkopf Vermutete, aber archäologisch nicht nachgewiesene Turmstelle.
KK[A 9] Kleinkastell „Am Eichkopf“ siehe Hauptartikel Kleinkastell „Am Eichkopf“

Denkmalschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kleinkastell Kaisergrube und die anschließenden Wachtürme wurden 2005 als Bestandteil des Obergermanisch-Rätischen Limes in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Sie sind Bodendenkmäler im Sinne des Hessischen Denkmalschutzgesetzes. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dietwulf Baatz und Fritz-Rudolf Herrmann (Hrsg.): Die Römer in Hessen. 3. Auflage. 1989. Lizenzausgabe Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-58-9, S. 346.
  • Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage. Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0, S. 142–145.
  • Christian Fleer: Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes. In: Egon Schallmayer (Hrsg.): Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg. Bad Homburg v. d. H. 2004, ISBN 3-931267-05-9 (Saalburg-Schriften 6), S. 75–92.
  • Margot Klee: Der römische Limes in Hessen. Geschichte und Schauplätze des UNESCO-Welterbes. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7917-2232-0, S. 109–112.
  • Margot Klee: Der Limes zwischen Rhein und Main. Vom Beginn des obergermanischen Limes bei Rheinbrohl bis zum Main bei Grosskrotzenburg. Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0276-1, S. 86–89.
  • Charles-Marie Ternes: Die Provincia Germania Superior im Bilde der jüngeren Forschung. In: Hildegard Temporini, Wolfgang Haase (Hrsg.): Aufstieg und Niedergang der römischen Welt. Reihe II, Band 5, 2. de Gruyter, Berlin 1976, S. 798.
  • Vera Rupp, Heide Birley: Wanderungen am Wetteraulimes. Archäologische Wanderungen am Limes vom Köpperner Tal im Taunus bis zur Drususeiche bei Limeshain. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1551-0, (Führer zur hessischen Vor- und Frühgeschichte, 6), S. 72–83.

Grabungsberichte der Reichs-Limeskommission:

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ORL = Nummerierung der Limesbauwerke gemäß der Publikation der Reichs-Limeskommission zum Obergermanisch-Rätischen-Limes
  2. KK = nicht nummeriertes Klein-Kastell.
  3. Wp = Wachposten, Wachturm. Die Ziffer vor dem Schrägstrich bezeichnet den Limesabschnitt, die Ziffer hinter dem Schrägstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm. Ein zusätzliches Sternchen (*) bezieht sich auf einen Wachposten der älteren Limeslinie.
  4. 50° 20′ 20,79″ N, 8° 38′ 36,55″ O.
  5. 50° 20′ 20,8″ N, 8° 38′ 36″ O.
  6. 50° 20′ 37,11″ N, 8° 38′ 38,35″ O.
  7. 50° 20′ 36,14″ N, 8° 38′ 38,96″ O.
  8. 50° 20′ 56,78″ N, 8° 38′ 26,16″ O.
  9. KK = nicht nummeriertes Klein-Kastell.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Britta Rabold, Egon Schallmayer, Andreas Thiel: Der Limes, Die Deutsche Limes Straße vom Rhein bis zur Donau. Verein Deutsche Limes-Straße, K. Theiss Verlag, Stuttgart 2000, S. 45