Kling Klang

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Kling Klang
Keimzeit
Veröffentlichung 1993
Länge 3 min 45 s
Genre(s) Schlager
Autor(en) Norbert Leisegang
Produzent(en) Ralf Bostelmann-Böhme
Label K&P Music/BMG
Album Bunte Scherben

Kling Klang ist das bekannteste Lied von Keimzeit. Deren Frontmann Norbert Leisegang schrieb es in den 1980er-Jahren. Der Schlager wurde erstmalig 1993 auf dem Album Bunte Scherben veröffentlicht.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Lyrische Ich und Du sind mit einer lebendigen Leichtigkeit unterwegs. Unter anderem fotografiert dabei das Ich das Du, wobei es aber auch scheitert. Beide gehen „Kling Klang […] die Straßen entlang.“ Als Reiseziele werden England und Feuerland genannt. Im hinteren Teil des Refrains wird auch an die Heimkehr „im Wiener-Walzer-Schritt“ gedacht.

Form[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Lied ist einfach und eingängig gestaltet: Paarreime, Viervierteltakt, mittleres Tempo sowie Songstruktur mit zwei Strophen, Refrain und Bridge. Charakteristisch ist das Glockenspiel im Refrain. Aus insgesamt drei Akkorden sind Strophe (G–a–F–G) und Refrain (a–G–a–G) zusammengesetzt. Lediglich in der ersten Hälfte der Bridge („Bloß von hier weg …“) wird das harmonische Spektrum auf einen halben Quintenzirkel erweitert (g7–C7–F7maj–F7maj–f7–B7–Es7maj–D7 oder vereinfacht: B–C–F–F–f–B–Es–D). Mit den Signalwörtern „zurück“ und „nach Hause“ kehren auch die Harmonien wieder zu den drei anfänglichen Akkorden heim.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Lied entstand, als Norbert Leisegang Mitte[2] oder Ende[3] der 1980er-Jahre nach Bulgarien trampte:

„Ich war ein Reiseheini und habe unterwegs gedacht, wie wäre es, wenn ich dann eben auch mal nach Feuerland in Südamerika reisen könnte. Das ging damals nicht. Aber ich habe nicht viel dabei gedacht. Ich meine, der Refrain ist: ‚Kling Klang (…) die Straßen entlang.‘ Einfacher geht es nicht, ne? Beinahe infantil.“[2]

Ralf Bostelmann-Böhme produzierte das dritte Keimzeit-Album Bunte Scherben. Dabei erkundigte er sich bei der Band nach einem weiteren Song, die bis dahin die Liedauswahl als komplett angesehen hatten.[4] Leisegang: „Der Titel klang uns zu schlageresk, zu kommerziell und wir spielten ihn ohne Begeisterung ein.“[5] Die Bandmitglieder waren mit der abgemischten Version sehr unzufrieden. So spielten sie eine zweite Version in einem anderen Studio beim Element-of-Crime-Produzent David Young ein. Diese wurde zusätzlich auf dem Album veröffentlicht. Bekannt wurde aber die Version von Bostelmann-Böhme.[5] Die Erstproduzierte wurde mit zwei weiteren Liedern des Albums als Single „Kling Klang“ ausgekoppelt.[6]

Nach der Erstveröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kling Klang wurde zum Mainstream-Hit, der auch ein jüngeres, neueres Publikum ansprach:

„Mitte der neunziger Jahre hatte man mit ‚Kling Klang‘ einen klassischen Keimzeit-Song in den Charts und Diskotheken, der die typische Schwingung der Band ideal ausdrückte, mit wohl überlegter Naivität, ein bisschen verrückt, mit Liebe für den besonderen Moment.“

Kenneth Anders: Das Wasser weiß selbst, wo es hingehört. Keimzeit und sein Publikum. In: Bye bye Lübben City. Bluesfreaks, Tramps und Hippies in der DDR.[7]

„Zum einen lief ‚Kling Klang‘ auf Diskotheken und Partys, zum anderen betrachteten eingefleischte Keimzeit Fans ihn als Verrat. Selten, dass man es allen recht macht. Diese Erkenntnis kam mir zu dieser Zeit.“

Norbert Leisegang: Interview bei laut.de[8]

Die Fixierung auf das Stück seitens der neuen Fans führte dazu, dass die Band es zwischenzeitlich nicht spielte.[9][3] Später entspannte sich das Verhältnis von Interpret und Kunstwerk:

„Noch vor sieben Jahren [um 1998] hatte ich geglaubt, dass ‚Kling Klang‘ ein kleiner hässlicher Schlager ist. Meine Meinung dazu hat sich jedoch gewandelt. Natürlich denke ich immer noch, dass es ein Schlager ist, der einen gewissen Zauber innehat und eine ganze Menge Schönes bewirkt. Insofern bin ich jetzt auch stolz darauf.“

Norbert Leisegang: Interview mit Christian Hentschel[10]

Das Lied wurde auf vielen Keimzeit-Kompilationsalben veröffentlicht sowie vielfältig gecovert und bearbeitet, zum Beispiel von Heino. Weiterhin fand es Eingang in die Serie Berlin, Berlin[11] und als „Deutscher Partyknaller“ in das Karaoke-Spiel Lips[12]. Das Feiern und Tanzen zu Kling Klang ist kulturell in Ostdeutschland sehr verbreitet, darüber hinaus kaum.[13][14]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Keimzeit

Andere Interpreten

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christian Hentschel: Keimzeit. Das Buch. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2005, ISBN 3-89602-638-0, S. 63, 133–146, 150, 205, 296, 298, 302.
  • Keimzeit – Windstill. Das Liederbuch. Buschfunk, Berlin 1998, ISBN 3-931925-31-5, S. 32–33.
  • Valerie Schönian: Ostbewusstsein. Warum Nachwendekinder für den Osten streiten und was das für die Deutsche Einheit bedeutet. 3. Auflage. Piper, München 2020, ISBN 978-3-492-06187-2, Kap. Kling Klang und ich, S. 65–75.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Keimzeit – Windstill. Das Liederbuch. Buschfunk, Berlin 1998, ISBN 3-931925-31-5, S. 32.
  2. a b Valerie Schönian: Ostbewusstsein. Warum Nachwendekinder für den Osten streiten und was das für die Deutsche Einheit bedeutet. 3. Auflage. Piper, München 2020, ISBN 978-3-492-06187-2, S. 71.
  3. a b Valerie Schönian: Norbert Leisegang: "Meine Kollegen haben mich für dieses Lied ausgelacht". In: Die Zeit, Nr. 53/2022. 27. Dezember 2022, abgerufen am 1. Januar 2023.
  4. Kultband Keimzeit: Darum wäre der Schlager "Kling Klang" fast nicht erschienen. In: mdr.de. Abgerufen am 1. Januar 2023.
  5. a b Sven Günther: Keimzeits Kling Klang-Geheimnis. In: WochenENDspiegel. 10. Juni 2020, abgerufen am 1. Januar 2023.
  6. Christian Hentschel: Keimzeit. Das Buch. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2005, ISBN 3-89602-638-0, S. 296.
    Kling Klang (Single) bei Discogs, abgerufen am 2. Januar 2023.
  7. Kenneth Anders: Das Wasser weiß selbst, wo es hingehört. Keimzeit und sein Publikum. In: Michael Rauhut, Thomas Kochan (Hrsg.): Bye bye Lübben City. Bluesfreaks, Tramps und Hippies in der DDR. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3-89602-602-X, S. 143–151, hier: S. 150.
  8. Toni Hennig: Keimzeit: "Stille ertragen ist nicht einfach" – laut.de – Interview. In: laut.de. 15. Februar 2022, abgerufen am 1. Januar 2023.
  9. Christian Hentschel: Keimzeit. Das Buch. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2005, ISBN 3-89602-638-0, S. 135, 146, 205.
  10. Christian Hentschel: Keimzeit. Das Buch. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2005, ISBN 3-89602-638-0, S. 63.
  11. Berlin Berlin - Berlin Berlin: Die Hits Aus Der Serie, Vol. 2 Album Reviews, Songs & More | AllMusic. Abgerufen am 1. Januar 2023 (englisch).
  12. LIPS: Deutsche Partyknaller: GC09: Lips: Deutsche Partyknaller enthüllt. In: Xboxdynasty. 19. August 2009, abgerufen am 8. Januar 2023.
  13. Valerie Schönian: Ostbewusstsein. Warum Nachwendekinder für den Osten streiten und was das für die Deutsche Einheit bedeutet. 3. Auflage. Piper, München 2020, ISBN 978-3-492-06187-2, S. 65, 66, 71.
  14. Jessy Wellmer: Die neue Entfremdung. Zitiert nach: Peter Unfried: Ossis und Wessis: Wer hat zu „Kling Klang“ getanzt? In: Die Tageszeitung: taz. 23. April 2024, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 25. April 2024]).
  15. Christian Hentschel: Keimzeit. Das Buch. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2005, ISBN 3-89602-638-0, S. 139.