Kloster Elsey

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Historischer Stiftsbereich Elsey
Siegel Stift Elsey (14. Jahrhundert)

Das ehemalige Kloster Elsey lag in Elsey, heute Hagen-Hohenlimburg.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gründung des Klosters Elsey wurde durch eine Stiftung der Gräfin Methildis von Holland, der Witwe des Grafen Arnold von Altena-Isenberg ermöglicht, nachdem sie 1222 die neu errichtete Kirche zu Elsey gegen ihre Eigenkirche zu Bigge mit dem Erzbischof Engelbert I. von Köln eingetauscht hatte.[2] Mitstifter und Schenkender war in der Dotationsurkunde von 1223 auch Mechthildes Sohn Graf Friedrich von Altena-Isenberg (reg. 1209–1226),[3] durch dessen Leute der Kölner Erzbischof Engelbert, ein Vetter zweiten Grades von Friedrich, beim Versuch seiner Gefangennahme, am 7. November 1225 bei Gevelsberg erschlagen wurde.[4] Die Vogtei über das Kloster lag in der Hand der Stifterfamilie, nachdem aber Graf Friedrich wegen Mordes mit Acht und Bann belegt worden war, nahm Erzbischof Heinrich I. von Köln am 17. August 1227 das Kloster in seinen Schutz und befreite es von der Vogteigerechtsamkeit. Zeugen waren u. a. die Grafen von Arnsberg und von der Mark.[5]

Über die Ordenszugehörigkeit und die Besetzung der Neugründung mit einer geistlichen Korporation geben die frühesten Quellen keine Hinweise. Erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist die Zugehörigkeit zum Prämonstratenserorden urkundlich bezeugt. Schutzpatronin des Klosters war von Anfang an die hl. Jungfrau Maria.[6] Die Leitung des Instituts lag in der Anfangszeit in den Händen einer Priorin. Seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts übernahm ein Propst diese Aufgabe. Er leitete und repräsentierte das Kloster unter Mitwirkung einer Priorin und des Konvents. Das Amt des Propstes wurde in der Regel von Angehörigen der Ministerialen-Geschlechter der Grafen von Limburg und der Grafen von der Mark bekleidet. Zwischen 1227 und den 1490er Jahren sind urkundlich 16 Pröpste namentlich bezeugt. Der Konvent setzte sich ebenfalls aus Angehörigen des landsässigen niederen Adels der Grafschaften Mark und Limburg zusammen. Von 1270 bis 1804 sind 110 Konventualinnen und Kapitularinnen namentlich bekannt. Der klostereigene sogenannte Küchenhof, mit ca. 70–80 Morgen Größe, diente der Versorgung.[7] Sämtliche Gebäude des Klosters waren von einer Ringmauer umgeben.

Insgesamt waren drei Elseyer Bruderschaften bekannt. Die früheste urkundliche Erwähnung nennt 1375 die Bruderschaft „Unserer Lieben Frau“. Eine Sakramentsbruderschaft erscheint von 1436 bis 1457. Urkundlich erwähnt wurde 1436 erstmals auch die Bruderschaft der Heiligen Fabian und Sebastian, die als Patrone der Stiftskirche besondere Verehrung genossen. Wie die 499 in dem Elseyer Totenbuch Registrum mortuorum Fabiani et Sebastiani ab 1523 registerartig verzeichneten Namen zeigen, fanden Geistliche und Laien beiderlei Geschlechts Aufnahme in die Bruderschaft. Die Güter der Bruderschaften, deren Erträge ursprünglich wohl karitativen Zwecken zugeführt wurden, kamen nach ihrer Auflösung während der Reformation an die hiesigen Armen.

Im Zuge der fortschreitenden Säkularisierung ihrer Lebensweise vollzog die Korporation im späten 15. Jahrhundert die Umwandlung in ein adeliges freiweltliches Damenstift. Die weltlichen Geschäfte übernahm nun eine Äbtissin. Das Stift wurde aber im Laufe der Zeit immer stärker nur eine Versorgungsinstitution für Töchter des Adels. Da die Frauen keine Nonnen unter strengem Gelübde waren, durften sie Eigenbesitz haben und konnten das Stift wieder verlassen, etwa wenn sie heiraten wollten. Die Seelsorge wurde ab 1499 einem Pfarrer übertragen. Diese bewohnten den stiftseigenen Wiedemhof mit dessen sämtlichen Einkünften, Renten und Gerechtigkeiten. Von den verschiedenen Stiftspredigern erlangte vor allem der Pfarrer Johann Friedrich Möller (1750–1807) eine große Bekanntheit und Ausstrahlung. Seine theologischen und historischen Arbeiten sowie sein politisches Engagement reichten weit über die Territorien der Grafschaften Mark und Limburg hinaus. Letzter Pfarrer vor der Aufhebung des Stifts wurde ab 1808 Melchior Wilhelm Hülsemann (1781–1865).

1587 während des Kölnischen Krieges wurde das Stift durch Brandschatzung ein Raub der Flammen. Bis Mitte des 17. Jahrhunderts dauerte der Neubau der Kurienhäuser an gleicher Stelle unterhalb der Pfarrkirche.[8] Nach der in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wirksam gewordenen Reformation waren Angehörige des katholischen, lutherischen und reformierten Bekenntnisses im Stift vertreten. Ein Stiftsamtmann übernahm gegen Entgelt ab 1680 einen Teil der administrativen Aufgaben der früheren Pröpste. Letzter Stiftsamtmann war bis Ende 1811 Friedrich Moritz Casimir Holtschmit (1766–1844).

Die Existenzgrundlage der Korporation bildete das im 13. Jahrhundert vornehmlich durch Schenkung, im 14. und 15. Jahrhundert durch Kauf erworbene Grundeigentum. Die erste Schenkung war 1223 das pomerium et mansus Gerwini des Friedrich von Isenberg und die Verpfändung von einer Mühle und Haus Barme.[9] Die mit Abstand größten Besitzungen des Klosters waren der von der Adelsfamilie Ovelacker 1266 gekaufte Niederschulten-Hof in Langendreer (Wert 1811: 20.281 Francs) und der von Rutger von Horst 1293 geschenkte Schultenhof in Suntum bei Bochum-Laer (Wert 1811: 32.241 Francs). Dessen jährliche Abgabe an das Stift betrug im Jahr 1811: 80 Scheffel Roggen, 80 Scheffel Gerste, 104 Scheffel Hafer, 4 Scheffel Weizen, 4 Schweine und 4 Scheffel Erbsen. Der größte Besitz in der Nähe des Klosters war der 1405 von Johann von Letmathe gekaufte Nagels Hof in Reh, mit jährlicher Abgabe (1811) von: 28 Scheffel Roggen, 8 Scheffel Gerste, 24 Scheffel Hafer, 1 Scheffel Weizen, 3 Schweine, 8 Hühner, ¼ Scheffel Rübensamen, 50 Schobben Stroh und 1 Fuder Heu. Besitzgröße: 98 ½ Scheffelsaat Ackerland, 1 Kamp in der Größe von 2 Scheffelsaat, 2 Wiesen und der „Eichhoff“.

Weitere außerhalb liegende Besitzungen gab es in Hengsen (7 Höfe), Sölde (2), Schüren (1) und Wellinghofen (1). Zeitweise auch in Laer, Oespel, Renninghausen, Wickede, Tiefendorf und Genna. Die meisten Besitzungen aber in der Umgebung des Stifts, so in Elsey (20 Höfe), Reh (7), Henkhausen (7), Holthausen (2), Haßley (1), Ergste (2) und Leckingsen (1). Damit war das Stift nach dem Landesherrn und den Herren von Brabeck zu Letmathe der drittgrößte Grundbesitzer der Grafschaft. Der Erwerb des adeligen Hauses Berchum im Jahre 1793 durch das seit 1753 rein protestantische Stift gab diesem vor allem eine Stimme auf dem Landtag der Grafschaft Limburg.

Vor der Aufhebung verfügte das Stift neben umfangreichem Wald- und Wiesenbesitz über 53 Höfe und Kotten unterschiedlicher Größe. Unter den 11 Stiften und Klöstern des Ruhr-Departements nahm Elsey damit hinsichtlich seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, mit durchschnittlich 8400 Francs jährlicher Einnahmen, den 9. Platz ein und zählte somit zu den kleinsten Stiften in diesem Verwaltungsbezirk.[10]

Im Zusammenhang mit einer Neuordnung des Finanzwesens im Großherzogtum Berg wurde das Stift Elsey durch ein kaiserlich-französisches Dekret vom 22. Juni 1811 aufgehoben.[11] Nach dem Ende der französischen Herrschaft standen ab November 1813 die Stiftsgüter, der Grundbesitz und die Vermögenswerte unter preußischer Verwaltung. Als die jahrelangen Streitigkeiten über die Pensionsansprüche der letzten Äbtissin und ehemaliger Stiftsdamen beigelegt waren, übertrug 1825 die preußische Regierung dem Fürsten Emil Friedrich I. von Bentheim-Tecklenburg die Güter und Nutzungsrechte des aufgehobenen Stifts. Damit fand die damals bereits über 500-jährige Geschichte von Kloster und Stift schließlich ein Ende.[12][13]

Erhalten sind heute noch die denkmalgeschützte romanische Pfarrkirche, fünf denkmalgeschützte Kurienhäuser der Stiftsdamen und der ehemalige Stiftskornboden (heute Küsterhaus).

Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Elsey ist auch heute noch eine Patronatsgemeinde des Fürsten zu Bentheim-Tecklenburg in Rheda-Wiedenbrück.

Priorinnen und Äbtissinnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anna Christine Katharina von dem Bottlenberg, die viertletzte Äbtissin von Elsey, regierte von 1753 bis 1776.
Ehemalige Stiftskurie des Klosters Elsey, ab 1789 Wohnhaus der Äbtissin

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Edeltraud Klueting: Das (freiweltliche) adelige Damenstift Elsey. Geschichte, Verfassung und Grundherrschaft in Spätmittelalter und Frühneuzeit. Freunde der Burg Altena, Altena 1980 (Altenaer Beiträge 14, ISSN 0516-8260; zugleich: Bochum, Ruhr-Univ., Diss., 1976).
  • Gerhard E. Sollbach: „Die Anhänglichkeit der Stiftsdamen an ihr Institut ist nicht mehr so stark wie damals“ – Das unrühmliche Ende des Stifts Elsey vor 200 Jahren. In: Hohenlimburger Heimatblätter, 73. Jg. (2012), H. 9, S. 289–300.
  • Johann Dietrich von Steinen: Westphälische Geschichte, Teil 4 (1760), V. Kapitel Vom Hochadlich Freyweltlichen Stift Elsey, S. 1351–1360, Uni Münster, pdf [9]
  • Clemens Kreuzer: Die Elseyer Geschichte des Langendreerer Niederschulten-Hofes. In: Hohenlimburger Heimatblätter, 77. Jg. (2016), H. 12, S. 401–425.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kloster Elsey – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „Ehemaliges Stift Elsey (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Ruhr 423)“. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. (abgerufen am 13. Juli 2022) [1]
  2. Ralf Blank / Stephanie Marra / Gerhard E. Solbach: Hagen – Geschichte einer Großstadt und ihrer Region, Klartext Verlag, Essen 2008, S. 161–164
  3. Westfälisches Urkundenbuch (Hrsg.): Vereine für Geschichte und Alterthumskunde Westfalens, Band VII, 1. Abt. 1200–1237, Münster 1901, Urk 238, S. 102/03 [2]
  4. Wilhelm Bleicher / Reinhold Stirnberg: Zur Rekonstruktion des Klosters Elsey von 1223, pdf [3]
  5. Westfälisches Urkundenbuch, Band VII, 1. Abt. 1200–1237, Münster 1901, Urk 294, S. 123 [4]
  6. Germania Sacra – Klosterdatenbank – Prämonstratenserinnenabtei Elsey [5]
  7. Claudia Friske: Landesherrliche Forsthoheit und adelige Markenherrschaft in der westfälischen Grafschaft Limburg, Münster 2005, S. 116
  8. Hermann Esser: Hohenlimburger Heimatbuch, Verlag Mark & Kreutzberg, Hohenlimburg 1925, S. 44, pdf [6]
  9. pomerium = Obstgarten oder freier Platz? und mansus = Land des Gerwini (Lage unbekannt), Mühle und Haus Barme links der Lenne, heute Flurbezeichnung Barmerfeld Nähe Sundernhof.
  10. Edeltraud Klueting: Stift Elsey und seine räumliche Verflechtung im südlichen Westfalen. In: Westfälische Zeitschrift Bd. 126/27 1976/77, S. 27–50, pdf [7]
  11. Walter Vollmer: Westfälische Städtebilder. Berichte und Betrachtungen. C. Bertelsmann Verlag, Gütersloh 1963, S. 261.
  12. Edeltraud Klueting: Das (freiweltliche) adelige Damenstift Elsey. Geschichte, Verfassung und Grundherrschaft in Spätmittelalter und Frühneuzeit. Altenaer Beiträge, Band 14, 1980, S. 26–213
  13. Esser, Hermann: Hohenlimburg und Elsey, Dortmund 1907, S. 44–45, Digitale Sammlungen der Universitäts- und Landesbibliothek Münster, pdf [8]
  14. Anton Fahne: Geschichte der westphälischen Geschlechter, 1858, S. 81 mit Stammtafel

Koordinaten: 51° 21′ 36,8″ N, 7° 33′ 42,7″ O