Knowledge Modeling and Description Language

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Knowledge Modeling and Description Language („Sprache für Wissensmodellierung und -beschreibung“, kurz KMDL) ist eine Methode zur Modellierung, Analyse und Bewertung wissensintensiver Geschäftsprozesse. Die KMDL gehört zu den Methoden des geschäftsprozessorientierten Wissensmanagements, welches die Aktivitäten des Wissensmanagements auf die Geschäftsprozesse fokussiert. Sie ermöglicht es neben den klassischen Geschäftsprozessen die Wissensflüsse und -transformationen systematisch zu erfassen und zu analysieren.[1]

Methode[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

KMDL ist in der Version 2.1 eine semiformale Modellierungssprache und dient der Visualisierung, Analyse, Bewertung und Verbesserung von Wissenskonversionen in wissensintensiven Geschäftsprozessen. Die KMDL hat sich kontinuierlich von einer an die klassische Geschäftsprozessmodellierung angelehnten Sprache, angereichert um Wissenselemente, zu einer stärker formalisierten Modellierungssprache zur Beschreibung von Wissenskonversionen entwickelt. Nachstehend ist der KMDL-Sprachstandard in der Version 2.1 beschrieben. Dazu wird zunächst ein Überblick über der Sprache zu Grunde liegende Konzepte gegeben, im Anschluss der Sprachstandard vorgestellt und zum Abschluss ein Beispielprozess präsentiert.

Die Methode der KMDL umfasst derzeit

  • das Konzept, welches das zu modellierende System abgrenzt,
  • die Beschreibungssprache, welche den Modellumfang spezifiziert und
  • das Vorgehensmodell, welches das Vorgehen bei der Modellierung, Analyse und Bewertung bestimmt.

Ziel der KMDL-Modellierung ist es neben dem Aufzeigen von ablauftechnischen Prozessverbesserungen, Wissensmanagementaktivitäten direkt am Ort der Wertschöpfung einzusetzen. Darüber hinaus bieten die erhobenen Wissenskonversionen unter anderem Anhaltspunkte zur Beurteilung der Unternehmenskultur z. B. bezüglich des gemeinsamen Wissensaustauschs, des Umfangs des im Prozessverlauf explizierten Wissens und der Nutzung bestehender Wissensmanagementsysteme.

Beschreibungssprache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Beschreibungssprache definiert drei Sichten:

  • Prozesssicht
  • Aktivitätssicht
  • Kommunikationssicht

Die Prozesssicht beschreibt den relevanten betrieblichen Ablauf aus der Perspektive des Ablaufs von Tätigkeitsfolgen (Prozessschritten). Auf dieser Ebene ist erkennbar, welche Aufgaben nacheinander abgearbeitet werden müssen und welche Alternativen existieren. Außerdem werden in der Prozesssicht den Aufgaben die Ressourcen zugeordnet, die zur Bearbeitung der Aufgabe genutzt werden. Die verwendeten Objekte orientieren sich an etablierten Sprachen zur Geschäftsprozessmodellierung. Adaptiert wird das Konzept der Rolle aus dem Workflow-Management (im Workflow-Management fassen Rollen über die Beziehung "hat Rolle" Personen zusammen, die in einer bestimmten Menge von Charakteristika übereinstimmen. Dabei kann es sich sowohl um bestimmte Qualifikationen (z. B. "kann Programm X bedienen") als auch bestimmte Kompetenzen (z. B. "besitzt Prokura") handeln.[2]) und der Softwareentwicklung.

Die Prozesssicht berücksichtigt ausschließlich die organisatorische und operationale Sicht. Modelliert wird damit, welche Rollen die Aufgaben ausführen und welche Informationssysteme verwendet werden. Die inhaltliche Sicht, also die bearbeiteten Artefakte (Informations- und Wissensobjekte), werden in der Aktivitätssicht verfeinert.

Die Aktivitätssicht bildet den Kern des Sprachstandards KMDL v2.1 und erlaubt eine detaillierte Beschreibung der ablaufenden Wissensumwandlungen bei der Aufgabenerfüllung. Die KMDL-Aktivitätssicht beschreibt damit die Wissenskonversionen auf einer granularen Ebene. Aufgrund des Modellierungsaufwandes wird in der Regel nur für wissensintensive Aufgaben eine Modellierung der Aktivitätssicht vorgenommen. In der Aktivitätssicht ist der äußere Rahmen die näher zu betrachtende Aufgabe aus der Prozesssicht. Die Aufgabe besteht aus einer Reihe von Aktivitäten, den sogenannten Konversionen.[3]

Mit der Weiterentwicklung der KMDL v2.2 wurde eine weitere Sicht ergänzt. Die Kommunikationssicht beschreibt den Ablauf der Kommunikation innerhalb der betrachteten Organisation. In dieser Ebene ist zu erkennen, wie die Kommunikation in der Organisation verläuft, wo die Schwerpunkte und wo die Defizite in der Kommunikation liegen. Sämtliche verwendete Objekte orientieren sich am Sprachstandard KMDL.

Inzwischen ist eine erste Darstellung des Sprachstandards KMDL 3.0 erschienen[4]. Dieser umfasst einige Änderungen:

  • Die Aktivitätssicht wird in Wissensperspektive umbenannt, aus der Prozesssicht wird die Prozessperspektive. Beide Perspektiven enthalten jeweils mehrere Sichten.
  • Die von Nonaka übernommene Konversion als Umwandlung expliziten Wissens in neues expliziten Wissens wird ebenso wie die Informationsobjekte auf die Prozessperspektive verlagert, da dies in den meisten klassischen Methoden zur Geschäftsprozessmodellierung genauso durchgeführt wird.
  • Es wird ein neues physisches Objekt eingeführt, aus dem eingebettetes Wissen entnommen werden kann. Diese neue Konversion wird interpretierende Extraktion bezeichnet.
  • Schließlich werden Vorschläge unterbreitet, die Konversionen quantitativ zu bewerten. Dazu werden Ursprungs- und Endwerte zu Artikulations- bzw. Interpretationsfähigkeit, Allgemeinheitsgrad, fachlicher Einsicht und Erfahrung miteinander verglichen.

Vorgehensmodell[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Vorgehensmodell unterteilt sich in 7 Phasen:

  • Phase 0: Projektanbahnung
  • Phase 1: Identifikation wissensintensiver Geschäftsprozesse
  • Phase 2: Aufnahme der ausgewählter Geschäftsprozesse
  • Phase 3: Analyse der aufgenommenen Geschäftsprozesse
  • Phase 4: Sollkonzeption
  • Phase 5: Umsetzung des Konzepts
  • Phase 6: Evaluation.

Die Partizipation des Projektpartners ist dabei ein unabdingbares Element des KMDL-Vorgehensmodells.

Werkzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Modellierung von KMDL-konformen Prozessen steht der sogenannte Modelangelo[5] zur Verfügung. Dies führt dazu, dass verschiedene Sichten auf den jeweiligen Prozess ermöglicht, die syntaktische Korrektheit der Modelle überprüft, Verbesserungspotenziale in Prozessen über vordefinierte Muster identifiziert sowie Auswertungen erzeugt werden. Dieses Werkzeug basiert auf dem Eclipse-Framework sowie GMF. Mit Hilfe des Modelangelo ist es dem Nutzer möglich die einzelnen Sichten der KMDL zu modellieren und zu verifizieren.[6]

Für die Prozesssicht ergibt sich dabei folgende Darstellung mit dem Modelangelo:

Für die Aktivitätssicht ergibt sich dabei folgende Darstellung mit dem Modelangelo:

Wissens- und Informationsobjekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wissensobjekte (hellrot)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wissensobjekte stellen Wissen von Personen oder Team in einem Wissensgebiet dar. Dabei wird oft folgendes abgebildet: Kompetenzen, Fähigkeiten, Erfahrung, Einstellungen und Verhalten einer Person. Es gibt dabei unterschiedliche Ausprägung von Wissen: fachlich, methodisch, soziale Fähigkeiten und Handlungsfähigkeiten. Wissensobjekte sind dementsprechend personengebunden.

Informationsobjekte (violett)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Informationsobjekte sind explizite Darstellungen von Wissen. Das Wissen existiert in z. B. in Form: eines Textes, Zeichnung, Diagrammes oder auch in elektronischer Form z. B. als: Datenbank, Audiodatei, Videodatei, elektronisches Dokument oder Tabelle. Informationsobjekte sind unabhängig von Personen.[7]

Formen der Wissensumwandlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einem KMDL-Model spielt die Umwandlung von Wissen eine wichtige Rolle.[7] Dabei werden unterschiedliche Umwandlungen berücksichtigt und als bunter Pfeil dargestellt. Grundlage dafür ist das SECI-Modell von Ikujiro Nonaka und Hirotaka Takeuchi.

Sozialisation (grün)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitergabe personenbezogenem stillschweigendem Wissen von Person zu Person. Dabei wird Wissen oft durch die mehrfache informelle Weitergabe verfälscht.

Externalisierung (blau)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Umwandlung von personenbezogenem stillschweigendem Wissen (Wissensobjekt) in personenunabhängiges Wissen (Informationsobjekt).

Internalisierung (rot)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Umwandlung von Information in stillschweigendes Wissen, wie z. B. das Lesen eines Buches.

Kombination (schwarz)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine oder mehrere Informationen werden zu einem neuen Informationsobjekt kombiniert (nicht mehr in KMDL 3.0).

Interpretierende Extraktion (braun)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wissen wird aus einem physischen Objekt entnommen (ab KMDL 3.0).

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Norbert Gronau(Hrsg.), Wilhelm Hasselbring(Hrsg.): M-WISE: Modellierung wissensintensiver Prozesse im Software Engineering, Gito Verlag. Berlin, 2006.
  2. Junginger, S.: Workflowbasierte Umsetzung von Geschäftsprozessen. Dissertation. Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und Informatik. Universität Wien. 2001
  3. Nonaka, I.; Takeuchi, H.: The Knowledge-Creating Company. How Japanese Companies Create the Dynamics of Innovation, Oxford University Press, New York, 1995.
  4. Norbert Gronau: Knowledge Modeling and Description Language 3.0 - Eine Einführung (E-Book). GITO mbH Verlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-95545-357-2 (eblib.com [abgerufen am 25. Mai 2021]).
  5. Modelangelo. Abgerufen am 25. Mai 2021.
  6. https://wi-lex.de/index.php/lexikon/informations-daten-und-wissensmanagement/wissensmanagement/wissensmodellierung/modellierungsmethoden/knowledge-modeling-and-description-language/
  7. a b Norbert Gronau, J. Fröming: Geschäftsprozessmanagement in Wirtschaft und Verwaltung. Analyse, Modellierung und Konzeption. 2. Auflage. Berlin 2017, ISBN 978-3-95545-192-9.