Kollegiatkirche Neuenburg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kollegiatkirche Neuenburg

Die Kollegiatkirche Neuenburg (frz. Collégiale de Neuchâtel) ist ein reformiertes Gotteshaus der Église réformée évangélique du canton de Neuchâtel in Neuenburg, Schweiz. Es handelt sich um eine dreischiffige Basilika mit Zwillingstürmen. Auffallend ist der ausgeprägte Vierungsturm mit eigenen Fenstern (Obergaden). Das Dach ist mit farbigen Ziegeln gedeckt. Sie steht neben dem Schloss Neuenburg und war einst Stiftskirche und Maria geweiht (Notre Dame). Der gotische Kreuzgang im Norden der Anlage ist erhalten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Bau der Kirche wurde um 1190 begonnen, zuerst im romanischen Stil, während die oberen und die westlichen Partien sowie der Kreuzgang der Gotik zuzurechnen sind. Die Türme wurden später erbaut, der Südturm in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, der Nordturm während der Restauration zwischen 1867 und 1870. Die Formensprache der Architektur ist nüchtern und verzichtet weitgehend auf typisch gotische Elemente wie Krabben, Fialen oder Wimperge. Dagegen ist qualitativ hochstehende Bauplastik vorhanden.

Farbig bemaltes Kreuzrippengewölbe

Seit dem Bau der Kirche wurde die Kirche mehrfach restauriert. Eine grosse Restaurierung und gleichzeitig Veränderung des Erscheinungsbildes fand ab 1867 durch den Architekten Léo Châtelain unter der Oberaufsicht des Kirchenbauarchitekten Ferdinand Stadler statt.[1] Dieser Zustand war Leitlinie bei der letzten Restaurierung, die 2008 begonnen und im Frühjahr 2022[2] beendet wurde.

Die Kirche gehört der Stadt Neuenburg. Sie wird von der reformierten Landeskirche genutzt. Zudem finden in der Kirche Konzerte statt.

Auf dem Kirchenhof befindet sich eine Statue des Reformators Guillaume Farel.

Orgeln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche beherbergt zwei Orgeln.

Walcker-Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ältere ist ein Instrument des Orgelbauers Eberhard Friedrich Walcker aus dem Jahre 1870. Sie ist derzeit nicht in Nutzung. Das Schleifladen-Instrument hat 45 Register auf drei Manualen und Pedal.

Blick auf die Walcker-Orgel
Grand Orgue C–
Quintaton 16′
Montre 8′
Flûte en bois 8′
Gemshorn 8′
Bourdon 8′
Prestant 4′
Flûte 4′
Doublette 2′
Plein-Jeu 2′
Cornet V 8′
Bombarde 16′
Trompette 8′
Clairon 4′
Positif de dos C–
Bourdon 8′
Montre 4′
Flûte 4′
Doublette 2′
Larigot 113
Cymbale 1′
Cromorne 8′
Récit expressif C–
Bourdon 16′
Principal 8′
Flûte conique 8′
Bourdon 8′
Salicional 8′
Voix Céleste 8′
Prestant 4′
Flûte 4′
Nazard 223
Flageolet 2′
Tierce 135
Plein-Jeu 113
Hautbois 8′
Trompette 8′
Clairon 4′
Pédale C–
Principal 16′
Soubasse 16′
Bourdon 16′
Principal 8′
Bourdon 8′
Prestant 4′
Bourdon 4′
Bombarde 16′
Trompette 8′
Clairon 4′
Orgel von 1996

St-Martin-Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die grosse Orgel wurde 1996 durch Manufacture d’orgues St.-Martin nach einem Entwurf von Guy Bovet erbaut. Das Instrument hat 41 Register auf vier Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch. Das Instrument ist bei einer Höhe von 11 Metern und einem Gewicht von ca. 11 Tonnen auf Luftkissen fahrbar gebaut.

Grand Orgue C–
Montre 16′
Montre 8′
Quintaton 8′
Prestant 4′
Doublette 2′
Tierce 135
Grosse Fourniture
Fourniture
Cymbale
Vox Carlos 8′
Tremblant
Positif C–
Salicional 8′
Bourdon 8′
Prestant 4′
Nazard 223
Flûte 2′
Tierce 135
Larigot 113
Sifflet 1′
Plein-Jeu
Cromorne 8′
Tremblant
Écho expressif C–
Bourdon 8′
Gambe 8′
Flûte 4′
Nazard 223
Flajollet 2′
Cornet II 223
Hautbois 8′
Tremblant
Résonnance expressif C–
Flûte ouverte 8′
Flûte 4′
Grosse Tierce 315
Cornet V 8′
Trompete allemande 8′
Bombarde 16′
Trompette française 8′
Clairon/Trompette 4′/8′
Vox Monika 8′
Tremblant
Pédale C–
Soubasse 32′
Soubasse 16′
Principal 8′
Gros Nazard 513
Posaune 16′
  • Koppeln: IV/I, III/I, II/I, IV/II, III/II, IV/P, III/P, II/P, I/P
  • Effektregister: Rossignol

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die vier Glocken des Geläuts sind auf beide Türme verteilt. Die zweitkleinste Glocke (ges3) wurde zum 400-jährigen Jubiläum der Reformation in Neuenburg gegossen und hängt im Nordturm, der erst 1870 erbaut worden war und in dem bis dahin keine Glocke hing. Die anderen – historischen – Glocken befinden sich im Südturm.[3]

Glocke Giesser Gussjahr Durchmesser Gewicht Schlagton
1 François-Joseph Bournez 1823 1560 mm ca. 2500 kg b2+516
2 Claude-Joseph Livremont 1786 1250 mm ca. 1200 kg es3+216
3 H. Rüetschi 1930 1110 mm 0000775 kg ges3−116
4 1503 0960 mm ca. 0500 kg a3−216

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Le nouvel orgue de la Collégiale de Neuchâtel. Philippe Terrier [Hrsg.] Neuchâtel 1996.
  • Neuchâtel - son château, sa collégiale. Gilles Attinger, Hauterive 1988.
  • Alfred Lombard: L’église collégiale de Neuchâtel. Aux Editions de la Baconnière, Neuchâtel 1931.
  • Alex Billeter: Neuchâtel - la collégiale. Edition du Cernil, Neuchâtel 1976.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Andreas Hauser: Ferdinand Stadler. Krauthammer, Zürich 1976.
  2. Paroisse réformée de Neuchâtel: Collégiale restaurée. April 2022, abgerufen am 3. Oktober 2022 (französisch).
  3. Quasimodo, sonneur de cloches: Neuchâtel, Collégiale réformée Notre-Dame (französisch)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kollegiatkirche Neuenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 46° 59′ 30,8″ N, 6° 55′ 34,6″ O; CH1903: 561026 / 204664