Komm, süßer Tod (Bach)

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Komm, süßer Tod, Erstdruck 1736

Komm, süßer Tod ist ein geistliches Lied für Solostimme und bezifferten Bass[1] von Johann Sebastian Bach. Den zugrundeliegenden fünfstrophigen Text dichtete ein unbekannter Verfasser um 1724. Bach komponierte das Lied (BWV 478) für das 1736 in Leipzig erschienene Musicalische Gesang-Buch Georg Christian Schemellis.[2] Dort hat es die Nummer 868, in der Neuen Bach-Ausgabe (NBA) die Nummer 59.

Eigenart und Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der im Text formulierten Todes- und Himmelssehnsucht gibt Bachs melismenreiche Melodie gestisch – zweifach absteigender Melodiebeginn; Sextsprung auf „führe mich“ – und harmonisch intensiven Ausdruck. Durch diese Expressivität bei Einfachheit der musikalischen Mittel gehörte das Lied lange zu den bekanntesten Werken Bachs und war auch in populären Hausmusiksammlungen enthalten.[3]

Bachs Melodie regte andere Komponisten zu Bearbeitungen an, so Max Reger zu einem Choralvorspiel für Orgel.[4] Leopold Stokowski schuf eine Bearbeitung für großes Orchester, Virgil Fox eine für romantische Orgel; bekannt geworden ist auch das Arrangement für Cello und Klavier von Alexander Iljitsch Siloti durch die Interpretation von Pablo Casals. Knut Nystedt lässt in seiner Bearbeitung Immortal Bach (Unsterblicher Bach) aus dem Jahr 1988 die beiden Anfangszeilen zunächst vierstimmig a cappella vortragen, dann singen fünf vierstimmige Chöre diese Zeilen gleichzeitig in verschieden gedehntem Tempo. 2022 schuf der Komponist, Jean François de Guise, eine Choralkantate, in der er das Bach'sche Lied zur Grundlage nahm und Teile einfügte, in dem als Seitenmelodie der Choral, Herzliebster Jesu, mit anklingt. Die Besetzung ist Mezzosopran, Flöte, Violine und Klavier. Verlegt wurde das Werk im Verlag Musical Arts Edition.

Text[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1.
Komm, süßer Tod, komm, selge Ruh!
Komm, führe mich in Friede,
weil ich der Welt bin müde,
ach komm, ich wart auf dich,
komm bald und führe mich,
drück mir die Augen zu.
Komm, selge Ruh!

2.
Komm, süßer Tod, komm, selge Ruh!
Im Himmel ist es besser,
da alle Lust viel größer,
drum bin ich jederzeit
schon zum Valet bereit,
ich schließ die Augen zu.
Komm, selge Ruh!

3.
Komm, süßer Tod, komm, selge Ruh!
O Welt, du Marterkammer,
ach! bleib mit deinem Jammer
auf dieser Trauerwelt,
der Himmel mir gefällt,
der Tod bringt mich darzu.
Komm, selge Ruh!

4.
Komm, süßer Tod, komm, selge Ruh!
O, dass ich doch schon wäre
dort bei der Engel Heere,
aus dieser schwarzen Welt
ins blaue Sternenzelt,
hin nach dem Himmel zu.
O selge Ruh!

5.
Komm, süßer Tod, komm, selge Ruh!
Ich will nun Jesum sehen
und bei den Engeln stehen.
Es ist nunmehr vollbracht,
drum, Welt, zu guter Nacht,
mein Augen sind schon zu.
Komm, selge Ruh!

Heutige Notenausgaben und Aufführungen verwenden gewöhnlich die Strophen 1, 2 und 5.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Nikolaus Forkel: Johann Sebastian Bach. Verlag Lothar Borowsky, München, o. J. (Textvorlage C. F. Peters, Bureau de Musique, Leipzig, 1855)
  • Bach/Schemelli: Geistliche Lieder und Arien. Edition Peters, Leipzig, o. J., ISMN 979-0-014-03023-0 (Suche im DNB-Portal)
  • J. S. Bach: Die Gesänge zu Schemellis Musikalischem Gesangbuch BWV 439–507. Bärenreiter, Leipzig, ISMN 979-0-006-43470-1 (Suche im DNB-Portal)
  • Johann Sebastian Bach – Komm süsser Tod – BWV 478. Partitur, Verlag Annie Bank B.V.

Diskographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • cpo: Schemelli-Gesangbuch – 57 Sacred Songs, BWV 439-507 (Doppel-CD), 9. November 2006

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Max Seiffert, Vorwort zur Ausgabe der Bachlieder in Schemellis Gesangbuch, Bärenreiter-Ausgabe 888, 1968
  2. Johann Nikolaus Forkel: Johann Sebastian Bach, 144
  3. z. B. Max Friedlaender (Hrsg.): Deutscher Liederschatz, Leipzig (Peters), o. J., S. 116
  4. 1893/94, ohne Opuszahl, Beilage des Monthly Musical Record, Leipzig 1894, siehe Max-Reger-Institut, Karlsruhe: Max Reger Werke, Instrumentalmusik (Memento des Originals vom 20. Januar 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www1.karlsruhe.de