Kommunistische Partei Belgiens

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Kommunistische Partij van België
Parti Communiste de Belgique
Gründung 1921
Auflösung 1989
Jugend­organisation Jeunesse communiste de Belgique
Zeitung De Roode Vaan
Le Drapeau Rouge
Aus­richtung Kommunismus,
Marxismus-Leninismus
Internationale Verbindungen Komintern

Die Kommunistische Partei Belgiens (Kommunistische Partij van België / Parti Communiste de Belgique; abgekürzt KPB/PCB) war eine von 1921 bis 1989 bestehende belgische Partei. Sie vertrat einen marxistisch-leninistischen Standpunkt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wahlplakat 1947

Gegründet wurde die Partei auf dem Vereinigungskongress der Kommunistischen Partei (unter der Leitung von War Van Overstraeten) und der Belgischen Kommunistischen Partei (einer Abspaltung der Belgischen Arbeiterpartei unter der Leitung von Joseph Jacquemotte) am 3./4. September 1921 in Anderlecht.

1925 zog die Partei erstmals mit zwei Abgeordneten (Van Overstraeten und Jacquemotte) in das belgische Parlament ein. Etwa 10 Jahr später, 1936, waren es bereits 9 Abgeordnete.

Die Auseinandersetzungen innerhalb der kommunistischen Bewegung Ende der 20er Jahre machten auch vor der Belgischen KP nicht halt, 1927 wurden Van Overstraeten und andere Mitglieder wegen pro-trotzkistischer Positionen ausgeschlossen.

Während der deutschen Besatzung Belgiens ging die Partei in den Untergrund und beteiligte sich am Widerstand. Herausragendes Ereignis dieser Zeit war die führende Beteiligung am Streik der 100.000.

Bei den Wahlen von 1946, den ersten nach dem Zweiten Weltkrieg, erzielte die KP ein Ergebnis von 12,7 % der Stimmen und 23 Sitzen im Parlament. Von 1946 bis 1947 war sie Teil der Koalition mit Sozialisten und Liberalen unter den Premierministern Achille Van Acker und Camille Huysmans.

Am 18. August 1950, in der Hochphase der Auseinandersetzung um eine belgische Republik oder die Weiterführung der Monarchie, wurde der Parteivorsitzende Julien Lahaut ermordet.

Anfang der 1950er kam es zu internen Konflikten um die Frage der Wiederaufnahme eines Bündnisses mit den Sozialisten. Auf dem Parteitag 1954 führte dies zum vollständigen Tausch der Führung. In Folge des Bruchs zwischen China und der UdSSR traten 1963 ein Drittel der Mitglieder der bedeutenden Brüsseler Gebietsorganisation aus, um eine pro-chinesische KP zu gründen.

Auf dem Parteitag von 1982 wurden die flämische und wallonische Sektion der Partei in ihren Rechten aufgewertet, welche fortan auch eigene Parteitage durchführten. 1989 trennten sich beide voneinander und es entstanden die Kommunistische Partij und die Parti Communiste als vollständig eigenständige Organisationen.

Nachfolgeorganisationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kommunistische Partij löste sich 2009 auf. Ihre Mitglieder sind seitdem in der Parti Communiste organisiert, die auf diese Weise faktisch wieder zu der Kommunistischen Partei in Belgien wurde. Die Kommunistische Partij war Mitglied der Europäischen Linken. Sie gab die Zeitung Agora („Jetzt“) heraus, letzter Nationaler Sekretär war Jaak Perquy.

Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihre beiden wichtigsten Publikationsorgane, Le Drapeau Rouge und De Roode Vaan, erschienen zeitweise als Tageszeitungen.

Parteiführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Amtszeit Name Bezeichnung
1923–1928 Adhémar Hennaut Sekretär des ZK
1934–1936 Joseph Jacquemotte Generalsekretär des ZK
1936–1943 Julien Lahaut, Xavier Relecom, Georges Van den Boom Sekretäre des ZK
1943–1954
1945–1950
Edgar Lalmand
Julien Lahaut
Generalsekretär des ZK
Parteivorsitzender
1954–1961 Ernest Burnelle Nationaler Sekretär
1961–1968 Ernest Burnelle Parteivorsitzender
1968–1972 Marc Drumaux Parteivorsitzender
1972–1989 Louis Van Geyt Parteivorsitzender

Parteitage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bezeichnung Datum
Gründungs-/Vereinigungsparteitag 3. – 4. September 1921
I. Parteitag 1. – 2. April 1922
II. Parteitag Januar 1923
außerordentlicher Parteitag 23. – 25. Januar 1925
III. Parteitag Januar 1927
IV. Parteitag 1.–3. März 1928
V. Parteitag 9. – 10. Mai 1931
VI. Parteitag 31. Oktober – 2. November 1936
VII. Parteitag 12. – 15. August 1939
VIII. Parteitag 30. Mai – 2. Juni 1946
IX. Parteitag 15. – 18. Mai 1948
X. Parteitag 23. – 26. März 1951
XI. Parteitag 9. – 12. Dezember 1954
XII. Parteitag 12. – 22. April 1957
XIII. Parteitag 16. – 18. April 1960
Bezeichnung Datum
XIV. Parteitag 13. – 15. April 1963
XV. Parteitag 28. – 30. November 1964
XVI. Parteitag 23. – 24. Oktober 1965
XVII. Parteitag 10. – 11. Dezember 1966
XVIII. Parteitag 16. – 17. Dezember 1967
XIX. Parteitag 15. – 17. November 1968
XX. Parteitag 19. – 21. März 1971
XXI. Parteitag 14. – 16. Dezember 1973
außerordentlicher Parteitag 16. – 17. November 1974
XXII. Parteitag 9. – 11. April 1976
XXIII. Parteitag 30. März – 1. April 1979
XXIV. Parteitag 26. – 28. März 1982
XXV. Parteitag Februar 1986
XXVI. Parteitag 18. – 19. März 1989

Mitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mitte der 1960er hatte die Partei laut Außenministerium der USA etwa 10.000 Mitglieder.[1]

Wahlergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Wahl Stimmen % Mandate
1925 Parlamentswahl 34.149 1,6 % 2
1929 Parlamentswahl 42.237 1,9 % 1
1932 Parlamentswahl 64.552 2,9 % 3
1936 Parlamentswahl 143.223 6,1 % 9
1939 Parlamentswahl 90.856 4,7 % 9
1946 Parlamentswahl 300.099 12,7 % 23
1949 Parlamentswahl 376.765 7,5 % 12
1950 Parlamentswahl 234.541 4,7 % 7
1954 Parlamentswahl 184.108 3,6 % 4
1958 Parlamentswahl 100.145 1,9 % 2
1961 Parlamentswahl 162.238 3,1 % 5
1965 Parlamentswahl 236.721 4,6 % 6
1968 Parlamentswahl 175.410 3,4 % 5
1971 Parlamentswahl 156.213 3 % 5
1974 Parlamentswahl 107.481 2 % 2
1977 Parlamentswahl 151.444 2,7 % 2
1978 Parlamentswahl 180.234 3,3 % 4
1979 Europawahl 145.796 2,7 % -
1981 Parlamentswahl 138.978 2,3 % 2
1984 Europawahl 87.379 1,5 % 0
1985 Parlamentswahl 71.695 1,2 % 0
1987 Parlamentswahl 51.046 0,8 % 0

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Communist Party of Belgium – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Roger W. Benjamin, John H. Kautsky: Communism and Economic Development. In: The American Political Science Review, März 1968, S. 122 ff., JSTOR:1953329