Kretingalė

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Kretingalė
Wappen
Wappen
Wappen
Staat: Litauen Litauen
Bezirk: Klaipėda
Rajongemeinde: Klaipėda
Amt: Kretingalė
Koordinaten: 55° 50′ N, 21° 11′ OKoordinaten: 55° 50′ N, 21° 11′ O
 
Einwohner (Ort): 936 (2011)
Zeitzone: EET (UTC+2)
Postleitzahl: 96044
 
Status: Städtchen
 
Kretingalė (Litauen)
Kretingalė (Litauen)
Kretingalė
Stadtpanorama
Evangelisch-Lutherische Kirche
Straßenbrücke über die Danė bei Kretingalė
Park in Kretingalė

Kretingalė (deutsch Deutsch Crottingen) ist ein Städtchen (lt. miestelis) im Bezirk Klaipėda der Republik Litauen. Der Ort ist Zentrum des Amtsbezirks (Seniūnija) Kretingalė und gehört zur Rajongemeinde Klaipėda. Zu Kretingalė gehört auch die Ortsstelle Gut Gaußen.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kretingalė liegt im Westen Litauens an der Danė (deutsch Dange), 14 km nordöstlich des Gemeindesitzes Klaipėda. 7 km nordöstlich von Kretingalė liegt die (schon immer litauische) Stadt Kretinga. Durch den Ort führt die kurze Nationalstraße 168 von Klaipėda nach Kretinga. Kretingalė ist Bahnstation an der Bahnstrecke Vilnius–Klaipėda.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem Friede vom Melnosee war Crottingen über 500 Jahre die Grenzstadt des Deutschordensstaats, Preußisch Litauens und ab 1871 des Deutschen Reichs zu Russland. Nach dem Ersten Weltkrieg lag es im (französisch besetzten) Memelland, das 1923 von Litauen annektiert wurde und zu dem Kretingale seitdem bis auf die Zeit der nochmaligen Zugehörigkeit zum Deutschen Reich zwischen 1939 und 1945 gehört.

Ortsname[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name weist auf sumpfiges Gelände. Nehrungskurisch „kretene“ = sumpfig. Der Zusatz „deutsch“ wurde zur Unterscheidung zum damals jenseits der ostpreußischen Grenze gelegenen Ort (Litauisch) Krottingen, lt. Kretinga, gewählt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Kretingalė sind archäologische Funde aus der frühen Bronzezeit belegt. Der Ort Deutsch Crottingen wurde spätestens im 17. Jahrhundert als kölmisches Gut gegründet. Seit 1652 gab es dort eine Kirche. Im Jahr 1874 wurde der Ort ein Gutsbezirk innerhalb des Amtsbezirks Crottingen im Kreis Memel. Im Jahr 1892 bekam der Ort Bahnanschluss nach Memel. 1907 wurde Deutsch Crottingen eine Landgemeinde. 1939 gehörten auch der ehemaligen Gutsbezirk Adlig Crottingen (lt. heute Šlikiai) und die ehemalige Landgemeinde Standschen (Stančiai) zur Landgemeinde Deutsch Crottingen.

Während der Zugehörigkeit zur Litauischen Sozialistischen Sowjetrepublik war Kretingalė Sitz eines Umkreises (lit. apylinkė). Seit 1995 ist der Ort Sitz eines Amtsbezirks. Als solcher bekam der Ort im Jahr 2014 ein Wappen.

Kretingalė hat eine Hauptschule.

Jahr Einwohner[1]
1910 115
1970 473
1979 796
1989 900
2001 977
2011 936

Evangelisch-Lutherisches Kirchspiel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1654 erhielt Deutsch-Crottingen ein eigenes evangelisches Kirchspiel, das vom Kirchspiel Memel abgezweigt wurde und auch für einige Nachbardörfer zuständig war, darunter Nimmersatt und Karkelbeck; Gottesdienste wurden in litauischer und deutscher Sprache abgehalten.[2] Es war das nördlichste preußische Kirchspiel überhaupt. Am Ende des 19. Jahrhunderts zählte es 5200 Seelen, unter denen sich jedoch nur 400 Deutsche befanden.[2]

Im Jahr 1652 war in Deutsch Krottingen eine hölzerne Kapelle erbaut worden, die 1699 einen Turm und Glocken erhielt. 1741 wurde eine neue Kirche aus Feldsteinen mit einem hölzernen Turm erbaut. Als dieser 1801 bei einem Sturm schief wurde, trug man den oberen Teil ab und bedeckte den unteren Turmteil mit einer Haube. 1875 erhielt die Kirche eine Orgel und es wurde ein massiven Turm mit achteckigem Oberteil aus Backstein angebaut.

Pfarrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Lehmann, 1654–1664
  • Johann Ludovici, 1664–1671
  • Martin Martini, 1671–1679
  • Johann Heinrich Griesinger, 1679–1685
  • Valentin Dach, 1685–1692
  • Michael Gurski, 1692–1700
  • Friedrich Behrend, 1700–1705
  • Erdmann Haack, 1705–1731
  • Gabriel Engel, 1731–1761
    • Adjunkt: Jacob Preuß, 1749–1761
  • Jacob Preuß, 1761–1778
  • Jacob Hausendorf, 1779–1788
  • Johann Gottfried Ziegler, 1788–1846
    • Adjunkt: Andreas Rudolf Zippel, 1841–1846
    • Adjunkt: Friedrich Wilhelm Thiel, 1845–1846[3]
  • Friedrich Wilhelm Thiel, 1846–1859[3]
  • Cölestin Gotthold Ebel, 1860–1868
  • Carl Albrecht Hillenberg, 1869–1881[4]
  • August Jussas, 1882–1890
    • Verwalter: August Wilhelm Hch. Hartung, 1890–1891
    • Verwalter: Karl Ed. Albert Salewski, 1891–1899
  • Karl Ed. Albert Salewski, 1899-
  • Wilhelm Atrott, 1934–1938
    • Hilfsprediger: Bruno Janz, -1941
  • Bruno Janz, 1941–1945

In den Kirchenbüchern nach 1944 werden erwähnt Jonas Armonaitis, Pfarrer 1957–1974, und Saulius Varanavičius im Jahre 2009.

Söhne und Töchter des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Amtsbezirk Kretingalė[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1995 besteht die Kretingalės seniūnija, die der Rajongemeinde Klaipėda zugeordnet ist. Zum Amtsbezirk gehören neben dem Städtchen Kretingalė das weitere Städtchen Plikiai und 42 Dörfer mit insgesamt 5.005 Einwohnern (Stand 2021). Der Amtsbezirk ist in die sechs Unterbezirke (lit. Seniūnaitija) Girkalių seniūnaitija, Kalotės seniūnaitija, Karklės seniūnaitija, Kretingalės seniūnaitija, Naujosios Kalotės seniūnaitija und Plikių seniūnaitija eingeteilt. Zum Amtsbezirk gehören:

Der Amtsbezirk Kretingalė im Nordwesten der Rajongemeinde Klaipėda
Ortsname deutscher Name Unterbezirk
Anaičiai zu Ußnaiten Girkaliai
Bendikai Rund-Görge Kalotė
Bruzdeilynas Brusdeilinen Girkaliai
Dargužiai Dargußen Karklė
Egliškiai zu Eglischken Kretingalė
Gibišėliai Gibischen-Peter Girkaliai
Girkaliai Girnkallen-Matz Girkaliai
Grabiai Grabben Karklė
Graudūšiai Grauduß-Bartel Girkaliai
Grauminė Graumen Plikiai
Kalotė Kollaten Kalotė und Neu-Kalotė
Karklė Karkelbeck Karklė
Katkai Girngallen-Gedmin Plikiai
Kibelkščiai Ilgauden-Mauserim Girkaliai
Kiokiai Kiaken Girkaliai
Kopūstai Klauspußen Kretingalė
Kretingalė Deutsch Crottingen Kretingalė
Kukuliškiai zu Karkelbeck Karklė
Kunkiai Kunken-Görge Karklė
Kuršeliai Klein Kurschen Plikiai
Lankučiai Lankutten Girkaliai
Letūkai Klauswaiten Girkaliai
Medikiai Meddicken Plikiai
Melašiai Ramutten-Jahn Girkaliai
Nemirseta zu Nimmersatt Girkaliai
Normantai Paul-Narmund Kalotė
Pakamoriai Packamohren Plikiai
Peskojai Peskojen Kretingalė
Pipirai Pipirrn Kretingalė
Plikiai Plicken Plikiai
Potrai Patrajahnen Kretingalė
Raišiai Raischen-Jettkandt Girkaliai
Sarčiai Zarten Kretingalė
Skudžiai Woydußen Plikiai
Stančiai Standschen Kretingalė
Šaipiai Scheipen-Thoms Karklė
Šimkai Szimken Plikiai
Šlikiai Adlig Crottingen Kretingalė
Trakiai Groß Kurschen Plikiai
Triušiai Truschen Plikiai
Vytaučiai Wittauten Plikiai
Vitiniai Wittinnen Kretingalė
Zeigiai Szodeiken-Jonell Kalotė
Žiobriai Szabern-Wittko Plikiai

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Deutsch Krottingen, rechts der schiffbaren Dange, Kreis Memel, Ostpreußen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Deutsch Krottingen (meyersgaz.org)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kretingalė – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Volkszählungsdaten
  2. a b Franz Tetzner: Die Kuren in Preußen. In: Globus, Band LXXV, Nr. 6, vom 4. Februar, Braunschweig 1899, S. 89-96, insbesondere S. 93, rechte Spalte (Google Books).
  3. a b Thiel (1806–1887) war Angehöriger des Corps Masovia.
  4. Hillenberg († 1881) war Angehöriger des Corps Littuania.