Krummelsches Haus

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Krummelsches Haus um 1900
Krummelsches Haus 2020
Reliefs von unbekanntem Künstler
Allegorische Darstellung: Gott liebt die Stadt um Gerechtigkeit mit der Abbildung einer Stadtansicht, wohl Wernigerodes

Das Krummelsche Haus ist ein denkmalgeschütztes Haus in Wernigerode in Sachsen-Anhalt.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es befindet sich im östlichen Teil der Wernigeröder Innenstadt auf der Südseite der Breiten Straße an der Adresse Breite Straße 72.

Architektur und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das dreigeschossige barocke Fachwerkhaus wurde im Jahr 1674 errichtet. Bauherr war der Kornhändler Henricus Krummel, auch als Heinrich Grumel benannt, dessen Name neben Anna Borchert inschriftlich vermerkt ist. Neben den Namen sind bürgerliche Wappen dargestellt. In älteren Veröffentlichungen wird das Gebäude auch als Frankenfeld´sches Haus mit der Nummer 408 der Breiten Straße bzw. Krummel-Frankenfeld´sches[1] oder Gerlitz’sches Haus[2] angegeben.

Die oberen Geschosse kragen jeweils vor. Die Balkenköpfe sind mit als Fratzen dargestellten Gesichtsmasken, die Füllhölzer als Stäbe gestaltet. Die Fassade ist reich verziert, die Gefache unterhalb der Fenster der Obergeschosse sind mit allegorischen Reliefdarstellungen verziert. Im obersten Geschoss befinden sich die Darstellungen der Kontinente Europa und Asien sowie die Elemente Luft und Erde und ganz rechts das religiöse Thema Thuet Busse. Im mittleren Geschoss sind die Darstellungen, Gott liebt die Stadt um Gerechtigkeit, wohl mit einer die Stadt Wernigerode zeigenden Darstellung, der unbestechliche Richter, Afrika, des Menschen Sterblichkeit und Amerika zu sehen. Die beiden Erdteile wurden hier jedoch bereits beim ursprünglichen Einfügen gegenüber der Beschriftung vertauscht. In der Zeit um 1810 wurde in der mittleren Fensterachse im Erdgeschoss ein Auslagenfenster eingebaut.

Im Jahr 1875 wurden die ursprünglich im zweiten Obergeschoss befindlichen Speicherfenster und eine Tür entfernt und durch Fenster ersetzt. Im Erdgeschoss wurde ein Ladengeschäft im Stil des Neobarock eingefügt, dessen Fassade sich an der Gestaltung der übrigen Fassade orientiert. Die Schnitzarbeiten wurden von Gustav Kuntzsch ausgeführt. Das Auslagenfenster wurde dabei entfernt. Die Veränderung der Fassade wurde in der damaligen Zeit in der Öffentlichkeit kritisiert.[3] Mehrfach versuchten spätere Besitzer des Hauses zwischen 1906 und 1952 die bemerkenswerte Fassade des Hauses zu verkaufen, was jedoch verhindert wurde. Aufgrund der starken Verzierung der Fassade, die die Fachwerkkonstruktion verdeckt, ging man in der Vergangenheit unrichtiger Weise davon aus, dass es sich bei dem Bau nicht um ein Fachwerkhaus handelt.

Im örtlichen Denkmalverzeichnis ist das Haus unter der Erfassungsnummer 094 03267 als Wohn- und Geschäftshaus verzeichnet.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ute Bednarz, Helga Neumann: Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, Regierungsbezirk Magdeburg, Deutscher Kunstverlag München Berlin 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 1007.
  • Ursula Thiemer-Sachse: America – zu den Erdteil-Allegorien am Krummel´schen Hause in Wernigerode am Harz. In: Mitteilungen 2002 der Carl Justi Vereinigung zur Förderung der kunstwissenschaftlichen Zusammenarbeit mit Spanien, Portugal und Iberoamerika, Dresden 2002, S. 3 ff. (Digitale Bibliothek, abgerufen am 7. März 2016).
  • Hermann Dieter Oemler: Fachwerk in Wernigerode, Oemler Verlag, Wernigerode 1999, ISBN 3-9805751-1-X, S. 40 f.
  • Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen, Siebentes Heft, Kreis Wernigerode, Hrsg.: Historische Commission für die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt, Verlag Otto Hendel, Halle an der Saale 1883, Nachdruck Naumburger Verlagsanstalt 2001, ISBN 3-86156-059-3, S. 134 ff.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Krummelsches Haus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen, Siebentes Heft, Kreis Wernigerode, Hrsg.: Historische Commission für die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt, Verlag Otto Hendel Halle an der Saale 1883, Nachdruck Naumburger Verlagsanstalt 2001, ISBN 3-86156-059-3, Seite 134
  2. Karl Otto Hartmann: Die Baukunst in ihrer Entwicklung von der Urzeit bis zur Gegenwart; eine Einführung in Geschichte, Technik u. Stil. C. Scholtze, Leipzig 1910, OCLC 2832621, S. 148 (online).
  3. Hermann Dieter Oemler: Fachwerk in Wernigerode, Oemler Verlag, Wernigerode 1999, ISBN 3-9805751-1-X, S. 40.
  4. Kleine Anfrage und Antwort Olaf Meister (Bündnis 90/Die Grünen), Prof. Dr. Claudia Dalbert (Bündnis 90/Die Grünen), Kultusministerium 19. März 2015 Drucksache 6/3905 (KA 6/8670) Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Magdeburg.pdf, Seite 2363 (Memento vom 8. August 2021 im Internet Archive)

Koordinaten: 51° 50′ 7,5″ N, 10° 47′ 24,5″ O