Kurs Sonderreife

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Der Kurs Sonderreife (auch: HSR-Lehrgang; umgsprl. „Hasen-Abitur“, „Bretter-Abi“, „Pressluft-Abi“) war in der DDR eine Form des verkürzten Abiturs zum Erwerb der Hochschulreife (HSR). Der drei-, später auch sechsmonatige Kurs wurde bis in die 1960er Jahre Offiziersschülern der Offiziershochschulen (OHS) der NVA angeboten.[1]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zulassung zu einem Kurs Sonderreife an einer OHS war nicht nur für Fähnrichschüler- bzw. Unteroffiziersschüler möglich, sondern für jeden Bewerber, der über eine abgeschlossene Facharbeiterausbildung verfügte. Die HSR-Ausbildung an den OHS der NVA und Grenztruppen der DDR erfolgte etwa ab 1973 in Spezialklassen nach den Lehrplänen der Erweiterten Oberschulen (EOS) durch zivile Lehrer.[2]

Da für die Vermittlung des Abiturstoffs jedoch nur die Hälfte der üblichen Zeit zur Verfügung stand, wurden die Fächer Biologie, Kunsterziehung und Geschichte nicht unterrichtet. Unterrichtsschwerpunkt waren Mathematik, Physik, Chemie und Russisch. Die Hauptfächer wurden derart konzentriert angeboten, dass diesbezüglich der HSR-Lehrgang die Unterrichtsqualität der EOS und der Berufsausbildung mit Abitur (2 Jahre Berufsausbildung, 1 Jahr Schule) erreichte. Die technische Ausbildung erfolgte in Spezialkabinetten, deren materielle Ausstattung zum damaligen Zeitpunkt einen sehr hohen internationalen Standard verkörperte. Die Abiturprüfungen erfolgten nach den Regeln des DDR Zentralabiturs ohne Einschränkungen.

Sofern während des HSR-Lehrgangs die erbrachten schulischen Leistungen nicht ausreichten bzw. das Abitur nicht bestanden wurde, hatte der betroffene Offiziersschüler nach Entlassung aus dem Lehrgang den ungekürzten 18-monatigen Grundwehrdienst abzuleisten.

Die Kursteilnehmer trugen als Offiziersschüler in der Hochschulreifeausbildung die betresste Schulterklappe der Unteroffiziere mit einem aufgelegten metallfarbenen gotischen 'S'.[3][4] Jahrgangsstreifen waren nicht vorgesehen – diese wurden erst ab dem ersten regulären Fachstudienjahr an einer OHS erworben.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eberhard Poppe: Mensch und Bildung in der DDR; Erforschung und Darstellung des Rechts auf Bildung als sozialistisches Menschenrecht zur Förderung und Entwicklung allseitig gebildeter Menschen. Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1965, OCLC 11432436.
  • Hartmut Zimmermann, Horst Ulrich, Michael Fehlauer, Bundesministerium für Innerdeutsche Beziehungen.: DDR Handbuch. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1985, ISBN 3-804-68642-7.
  • Wilfried Kopenhagen, Hans Mehl, Knut Schäfer: Die NVA. Land-, Luft- und Seestreitkräfte. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-613-02624-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Info-Artikel des Bundesarchivs (Militärarchiv) (Memento vom 1. Oktober 2007 im Internet Archive)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dienstgrade der Landstreitkräfte der NVA. auf nva.bizhat.com, abgerufen am 2. März 2014.
  2. Hochschulzugang in der DDR auf wissenschaftsrat.de, abgerufen am 2. März 2014. (PDF, S. 70.)
  3. Klaus-Ulrich Keubke, Manfred Kunz: Militärische Uniformen in der DDR 1949–1990. Mittler & Sohn. Schwerin 2004, ISBN 3-813-20835-4.
  4. Offiziersschüler in der Berufs- bzw. Hochschulreifeausbildung. auf sammlerpunkt.de.tl, abgerufen am 2. März 2014.