Kurz (Adelsgeschlecht)

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Wappen Kurz vom Thurn nach Wappenbrief 1489
Wappen der Kurz vom Thurn aus Tirol
Grabmal der Familie Kurz von Goldenstein in Salzburg

Kurz bzw. Kurz zum Thurn und Goldenstein, Kurz-Thurn-Goldenstein, Kurz-Goldenstein und Kur(t)z von Senftenau ist der Name eines alten, ursprünglich aus Tirol stammenden und später auch in Salzburg und Süddeutschland ansässigen gewordenen Adelsgeschlecht. Während die in den Freiherren- und Grafenstand erhobene Zweig in Süddeutschland im oder nach dem 17. Jahrhundert erlosch, besteht der in dem Ritterstand verbliebene Zweig in Österreich gegenwärtig fort.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kurz, ursprünglich ein Pustertaler Geschlecht, gelten als Erbauer des Ansitzes Roter Turm in Toblach, nach dem sich die ältere Linie Kurz zum Thurn nannte. Zunächst erscheinen sie 1320[1] als Ministerialen der Grafen von Görz. Das Geschlecht zählte vermutlich nicht zum tirolischen Uradel, da erst auffallend spät die Eintragung in die Tiroler Adelmatrikel erfolgte. Des Weiteren fehlen die Kurz unter den nach dem Aussterben der Görzer im Steuerverzeichnis aufgenommenen Edelleuten des Pustertales. Hinzu kommt, dass die Familie einer Adelsbestätigung bedurfte, die der Uradel nicht benötigte.[2] Am 11. April 1536 bestätigte Kaiser Karl V. in Rom der Familie den rittermäßigen Adelsstand, mit dem Recht sich nach ihren Ansitzen nennen zu dürfen. Ausweislich Johann Siebmachers Wappenbuch von 1605 waren sie damals bereits unter den Reichsfreiherren eingeordnet, im österreichischen Staatsarchiv ist jedoch die formale Verleihung (oder Bestätigung) vom 7. März 1623 von „Freiherrenstand für das Reich und die Erbländer, Bewilligung sich nach den Gütern nennen zu dürfen, Wappenbesserung, privilegium de non usu“ für Philipp, Rat des Pfalzgrafen bei Rhein und Herzogs von Bayern, Hofmeister von Elisabeth, Pfalzgräfin bei Rhein und Herzogin von Bayern, sowie Johann Jakob Kurz von Senftenau, Reichshofrat und Kämmerer des Erzherzogs Leopold, erhalten,[3] auf Betreiben des Kurfürsten von Bayern hin, mit Fürbittschreiben an den Kaiser, ebenfalls von 1623, zur Erhebung der Brüder Hans Jakob Kurtz von Senftenau, Reichshofrat, und Philipp Kurtz von Senftenau, bayerischem Rat und Pfleger zu Friedberg, Hofmeister der Kurfürstin, in den Freiherrenstand „proprio motu“,[4] 1638[5] von Kaiser Ferdinand III. (für die Linie in Niederdorf) die Bestätigung des Adels, 1619 die Adelsbank sowie 1690 die freiherrliche Linie die Aufnahme auf die Herrenbank der tirolischen Landstände.

Sebastian Kurz von Senftenau († 1568/69), der ab spätestens 1533 bis ca. 1560 in den Diensten der Fugger stand, war mit Magdalena Hühnlin aus Lindau, einer Tochter des Fuggerfaktors Jakob Hühnlin (auch: Hiendl;[6] 1492–1557) verheiratet.[7] Durch die Heirat von Sebastian Kurz mit Margaretha Hiendl (Hühnlein) von Senftenau brachte der Zweig, der sich danach Kur(t)z von Senftenau nannte, das gleichnamige Gut Senftenau bei Lindau am Bodensee an sich. Sebastian Kurtz, „kaiserlicher Hofdiener“, erhielt am 31. Mai 1552 die kaiserliche Bestätigung des Kaufs der Burg Senftenau, sowie Bestätigung des kaiserlichen Schutzes und Schirmes.[8] 1563 bat Sebastian Kurz von Senftenau um kaiserliche Bestätigung für seine Burg und Veste Senftenau.[9] Vermutlich waren die Kurz als Besitzer von Senftenau dem Patriziat der Reichsstadt Lindau angehörend.[2] Ausweislich des vierten Siebmacherbandes vom Beginn des 18. Jahrhunderts wurden die Kurz auch zu den adeligen Patriziern der Reichsstadt Kempten gezählt.

Sebastians Sohn, der kaiserliche Reichshofrat Jacob Kurz von Senftenau, sowie sein Neffe, Ferdinand Sigmund Freiherr Kurz von Senftenau, ebenfalls Reichshofrat, stiegen bis zu Amt und Würde des Reichsvizekanzlers des Heiligen Römischen Reiches auf. Zusammen mit seinen Brüdern, dem Diplomaten am kurfürstlichen Hof in München, Maximilian Kurtz von Senftenau, sowie Philipp, kurbayerischem geheimen Rat, erhielt Ferdinand Sigmund 1636 die Würde eines Grafen zu Valley und Drosendorf.[10] 1689 wurden die Kurz von Senftenau in den niederösterreichischen Herrenstand aufgenommen und sind darauf, im 17. oder nach Beginn des 17. Jahrhunderts, erloschen.

Der heute noch einzig bestehende,[11] im Ritterstand verbliebene Zweig Kurz zum Thurn war vom 15. bis zum 18. Jahrhundert in Niederdorf (Südtirol) ansässig und machte dort große Stiftungen für die Armen des Dorfes. Das Kurz'sche Wappen ist heute das Gemeindewappen von Niederdorf.[11] Gregor Kurtz, zu Niederdorf in Tirol, erhielt am 15. September 1638 in Wien eine kaiserliche Bestätigung bzw. Neuverleihung des seinen Voreltern Sigmund, Simon, Heinrich Kurtz am 11. April 1536 verliehenen rittermäßigen Adelsstandes für das Reich und die Erblande, Wappenbesserung, privilegium denominandi, privilegium fori, kaiserlichen Schutz und Schirm, Salva Guardia sowie das privilegium de non usu.[12] Der nachmalige Zweig Goldenstein (Kurz zum Thurn und Goldstein bzw. Kurz von Goldenstein) war im 16. Jahrhundert nach Salzburg übergesiedelt und kaufte dort Schloss Goldenstein in Elsbethen, nach dem er sich benannte.[13] Nach dem österreichischen Adelsaufhebungsgesetz von 1919 verlor die Familie ihre Adelsprivilegien und nennt sich seitdem in Österreich Kurz-Thurn-Goldenstein bzw. Kurz-Goldenstein.

Besitzungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1398 führte die Familie noch den einfachen, halben Steinbock im Wappen. Kaiser Friedrich III. genehmigte 1489 den doppelten Steinbock. Als Freiherren führten sie das Wappen wie im Stammbuch angegeben, dabei sind das Schildhaupt und die Herzstelle als Wappen des Heiligen Römischen Reichs und Österreichs Gnadenzeichen.[2]

Persönlichkeiten des Geschlechts[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Otto Titan von Hefner: Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland, Band 2, Nürnberg 1863, S. 314.
  2. a b c Jahrbuch der Heraldischen Gesellschaft „Adler“ in Wien. Gerold, 1891, 98.
  3. Österreichisches Staatsarchiv: AT-OeStA/AVA Adel RAA 237.7 (Abgerufen am 7. April 2024.) Österreichisches Staatsarchiv: AT-OeStA/AVA Adel RAA 236.51 (Abgerufen am 7. April 2023.)
  4. Österreichisches Staatsarchiv: AT-OeStA/HHStA (Abgerufen am 7. April 2024.)
  5. Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon. Leipzig 1864, S. 338 f.
  6. Norbert Lieb: Die Fugger und die Kunst: Im Zeitalter der Hohen Renaissance, 1958, S. 147.
  7. Quellen und Regesten zu den Augsburger Handelshäusern Paler und Rehlinger 1539–1642; Wirtschaft und Politik im 16./17. Jahrhundert, herausgegeben von Reinhard Hildebrandt, Stuttgart 1996, S. 209.
  8. Österreichisches Staatsarchiv: AT-OeStA/AVA Adel RAA 236.62 (Abgerufen am 7. April 2024.)
  9. Österreichisches Staatsarchiv: AT-OeStA/HHStA (Abgerufen am 7. April 2024.)
  10. Philipp, kurbayerischer geheimer Rat, und Maximilian, kurbayerischer geheimer Rat, Hofmarschall und Kämmerer, und Ferdinand Kurtz von Senftenau, kaiserlicher Reichshofrat und Kämmerer, Brüder, erhielten am 13. Dezember 1636 in Regensburg den Grafenstand für das Reich und die Erblande, sowie das privilegium de non usu: Österreichisches Staatsarchiv: AT-OeStA/AVA Adel RAA 236.64 (Abgerufen am 7. April 2024.)
  11. a b Eduard Widmoser: Südtirol A-Z: Kr-N. Südtirol-Verlag, 1988, ISBN 978-3-87803-007-2, S. 65.
  12. Österreichisches Staatsarchiv: AT-OeStA/AVA Adel RAA 236.65 (Abgerufen am 7. April 2024.)
  13. ÖCV - Reg.R SR Prof. i.R. Ludwig Kurz-Thurn-Goldenstein. Abgerufen am 2. April 2024.