Löwendenkmal der Universität Leipzig

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Das Denkmal nach 1924 im früheren Augusteum

Das Löwendenkmal der Universität Leipzig war ein Kriegerdenkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen 1396 Studenten und Hochschullehrer der Universität Leipzig.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die feierliche Enthüllung des von August Gaul (1869–1921) gestalteten und von Max Esser (1885–1945) und Ludwig Nick (1873–1936) vollendeten Denkmals erfolgte am 31. Oktober 1924 in der Wandelhalle im Augusteum der Universität Leipzig.[1] Gestiftet wurde es von dem Fabrikanten und Kommerzienrat Heinrich Toelle aus Blauenthal im Erzgebirge.[2][3] Es zeigt wie viele derartiger Denkmäler die gedankliche Nähe der Studenten wie auch vieler Professoren zum untergegangenen Kaiserreich und Rechtfertigung des I. Weltkriegs als angeblichem "Verteidigungskrieg". Diese symbolisieren bzw. heroisieren Werte wie Stärke, Wehrhaftigkeit, Treue zum Vaterland und Opferbereitschaft. Dieser Löwe ist als Grablöwe in seiner Funktion zu charakterisieren.

Über den Namen stand:

„IM WELTKRIEGE STARBEN FÜR
DEUTSCHLANDS BESTAND UND
EHRE 1396 MÄNNER VON DIESER
UNIVERSITÄT“

Der Name des ältesten Gefallenen auf dem nicht mehr erhaltenen Sockel war der des Deutsch-Amerikaners Caspar René Gregory (1846–1917), der zugleich der älteste Kriegsfreiwillige im deutschen Heer gewesen war. Der Sockel aus Sandstein, der wie ein Sarg gestaltet war, ist nicht im Zweiten Weltkrieg, sondern im Zuge der Sprengung der Universität 1968 vernichtet worden.

Der Löwe im Neuen Augusteum (2016)

Der Löwe aus Kirchheimer Muschelkalkstein hat nach mehreren Umzügen u. a. im Treppenhaus des Rektoratsgebäudes nunmehr 2014 im Neuen Augusteum seinen definitiven Aufstellungsort gefunden, an einer nicht sehr prominenter Stelle. Dass sein Erhaltungszustand so schlecht ist, liegt nicht zuletzt daran, dass er seit den 1970er Jahren bis 1993 auf dem Sachsenplatz im Freien Wind und Wetter ausgesetzt war. Die Namen der Gefallenen sind dennoch leicht zu rekonstruieren, aufgrund z. B. einer bereits 1925 erschienenen Schrift zu dem Denkmal, in der die Namen der Gefallenen und deren Studienrichtungen verzeichnet sind.[4] Das verweist auf größere Anstrengungen, da nicht von jedem Gefallenen eine Gefallenenmeldung an die Universität eingegangen war. Vermutlich ist dies in solchen Fällen über die Todesanzeigen in den Tageszeitungen erfolgt. Nach Siegfried Hoyer war mit 16 % der Anteil an Gefallenen unter den Studenten der Universität Leipzig im Vergleich zu anderen deutschen Hochschulen besonders hoch.[5] Von den 1396 Gefallenen waren 1370 Studenten, 12 Dozenten und Assistenten und 14 Angestellte.[6] Nach neuesten Forschungen muss die Zahl der Toten oder für tot Erklärten und Vermissten allerdings wohl nach oben korrigiert werden.[7]

Die Einweihung fand anlässlich des Rektorenwechsels der Universität statt. Die Einweihungsreden hielten der scheidende Rektor, der Ägyptologe Georg Steindorff (1861–1951), und der Klassische Archäologe Franz Studniczka (1860–1929), der das Denkmal initiiert hatte. Das Denkmal fand auch Erwähnung in der Rede des antretenden Rektors der Universität, des Theologen Franz Rendtorff (1860–1937).[8] Studniczka nannte bei der Einweihung den Löwen „Ausdruck für Heldenkraft und Heldenmut, sogar im Unterliegen“. Anspielend auf vergangene Epochen setzte Studniczka mit Verweisen auf andere Löwendenkmäler fort: „In diesem Sinne hütet z. B. auf dem Schlachtfeld von Chäronea, wo der Makedonenkönig Philipp II. der Unabhängigkeit Griechenlands ein Ende machte, ein steil dasitzender Riesenlöwe das Grab der gefallenen Thebaner, und in Luzern verewigt der sterbende Löwe Thorwaldsens die bis in den Tod bewährte Treue der Schweizergarde des unglücklichen Franzosenkönigs im Jahre 1792.“

Ähnliche Denkmäler und weitere Bezüge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch in Bad Kösen wurde unter den Denkmälern bei der Rudelsburg für die Gefallenen des Kösener Senioren-Convents-Verbandes das große Relief eines Löwen errichtet und im Beisein der Rektoren der Universitäten Halle Paul Menzer (1873–1960) und Leipzig Max Le Blanc (1865–1943) 1926 eingeweiht. Selbst auf einigen Leipziger Korporationshäusern ließ man Denkmäler für die gefallenen Mitglieder errichten. Das waren die Universitätssängerschaft Paulus, die Sängerschaft Arion, das Corps Saxonia und die Landsmannschaft Cheruscia, von denen nur letzteres erhalten blieb und sich seit 2010 auf dem Haus der Landsmannschaft Plavia-Arminia Leipzig befindet.[9] Die Namen von 13 der insgesamt 39 Cherusker stehen sowohl auf dem Löwen als auch auf dem Relief des „Hermann“, welches sich auf das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald bezieht. Hinzuweisen ist, dass die Landsmannschaft Cheruscia Leipzig auch ein Ehrenbuch für ihre Gefallenen herausgeben hatte, aus dem dieser Zusammenhang klar zu ersehen ist. Darin ist auch eine Abbildung des Löwendenkmals im Augusteum enthalten.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stefan Voerkel: Ein Löwe wandert durch die Stadt : August Gauls Denkmal für die im Ersten Weltkrieg getöteten Universitätsangehörigen, in: Leipziger Blätter; (2014), 65, S. 38–41.
  • Stefan Voerkel: Das Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg getöteten Angehörigen der Universität Leipzig, ein letztes Werk August Gauls, in: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e.V. 3/2014, S. 17–23.
  • August Gaul; Max Esser: August Gauls Kriegerdenkmal, vollendet von Max Esser: der Universitaet Leipzig gestiftet von Heinrich Toelle, Leipzig 1925.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Seit 2016 erinnert eine Installation hinter dem Löwen im Neuen Augusteum an die alte Wandelhalle.
  2. Universitätsarchiv Leipzig: Bestand: Signatur: RA 1720: Heinrich Toelle-Stiftung 1920–1923.
  3. Franz Studniczka und Georg Steindorff verwiesen bei ihren Reden zur Enthüllung des Denkmales auf den Kommerzienrat Toelle in Blauenthal.
  4. August Gaul; Max Esser: August Gauls Kriegerdenkmal, vollendet von Max Esser: der Universitaet Leipzig gestiftet von Heinrich Toelle, Leipzig 1925. (Hinrichs’sche Buchhandlung)
  5. Siegfried Hoyer: Kleine Geschichte der Leipziger Studentenschaft 1409–1989, Leipzig 2010, S. 197. ISBN 978-3-86583-480-5
  6. Ulrich von Hehl: In den Umbrüchen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Die Universität Leipzig vom Vorabend des Ersten Weltkrieges bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1909 bis 1945, in: Geschichte der Universität Leipzig 1409–2009, Bd. 3: Das zwanzigste Jahrhundert 1909–2009, hrsg. im Auftrag des Rektors der Universität Leipzig Professor Dr. iur. Franz Häuser von der Senatskommission zur Erforschung der Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, Leipzig 2009, S. 17–329. Hier S. 65. Diese Angaben stammen von der Rede Studniczka's.
  7. Siegfried Hoyer: Studium und Studentenschaft an der Universität Leipzig im Ersten Weltkrieg, in: Universitätsgeschichte als Landesgeschichte. Die Universität Leipzig in ihren territorialgeschichtlichen Bezügen, hrsg. von Detlef Döring, Leipzig 2007, S. 467–488. Hier S. 484 f. und S. 487 Tab. 1. Hoyer ermittelte eine Gesamtzahl der Vermissten, den an den Kriegsfolgen Gestorbenen, Gefallenen und für tot Erklärten in Höhe von 1457.
  8. Rede des antretenden Rektors Dr. F. Rendtorff vom 31. Oktober 1924, in: Die Leipziger Rektoratsreden: Bd. 2: Die Jahre 1906–1933. Herausgegeben vom Rektor der Universität Leipzig Professor Dr. iur. Franz Häuser zum 600-jährigen Gründungsjubiläum der Universität Leipzig im Jahr 2009, Berlin-New York 2009, S. 1417–1438.
  9. http://d-nb.info/1074586875
  10. Ecce Cherusciae: 1914–1918. Chemnitz o. J. [nach 1924]