Lübecker Ornat

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Senior Hermann Friedrich Behn im Lübecker Ornat, Porträt von Rudolph Suhrlandt 1822
Johann Gottlob Carpzow, Lübecker Superintendent, vor 1768

Das[1] Lübecker Ornat, auch bezeichnet als die Lübsche Tracht, ist die Amtskleidung der Pastoren der evangelisch-lutherischen Kirche in Lübeck bzw. des Lübecker Teils des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg der Nordkirche.[2]

Das Lübecker Ornat sowie das sehr ähnliche Hamburger Ornat unterscheiden sich vom Talar durch seine Zweiteiligkeit (Unter- und Oberhabit), den Schnitt und die Halskrause (Mühlsteinkragen) statt des Beffchens.[3]

Der Unterhabit (alter Name: Summar) ist ein eng geschnittener Talar nach Art einer Soutane, vorn durchgeknöpft mit 17 bezogenen Knöpfen, die symbolisch an die 10 Gebote und die sieben Bitten des Vaterunsers erinnern.[4]

Der Oberhabit ist aus dem vorn offenen Renaissance-Mantel der Gelehrten und Honoratioren, der Schaube, entstanden und entspricht im Wesentlichen der sogenannten spanischen Tracht der Senatoren der Hansestädte.[5] Dazu gehören der Besatz mit Samtborten, der tief gefältelte Rückenteil, Prunkärmel[6] und die weißleinene, getollte Halskrause. Anders als beim Hamburger Ornat sind die Samtborten beim Lübecker Ornat glatt und ohne Verzierungen; außerdem gibt es einen Stoffriegel auf der Brust.

Auch wenn es heute fast ausschließlich im Gottesdienst gebraucht wird, ist das Ornat (wie auch der Talar) also kein liturgisches Gewand im eigentlichen Sinn, sondern aus der Ausgehkleidung entstandene Standes- und Amtstracht.[7] Nach der Reformation wurde das Ornat ab etwa 1600 die allgemeine Amtstracht der lutherischen Prediger. 1811 bestimmte König Friedrich Wilhelm III. den Talar als Amtskleidung der Geistlichen und Beamten in Preußen. Das Ornat blieb nur noch in den Hansestädten erhalten.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Das Ornat (Neutrum), vgl. beispielsweise: Doris Pause: Hamburger Ornat; Ev. Luth. Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg: Pastor Liberman in Lübecker Auferstehungskirche eingeführt, 13. April 2014.
  2. Ordnung über die liturgischen Gewänder in der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche vom 15. Dezember 2010 (Online)
  3. Antje Bednarek-Gilland, Hermann-Peter Eberlein: Amtskleidung zwischen Distinktion und Reklerikalisierung. In: Thomas Klie, Jakob Kühn (Hrsg.): FeinStoff. Anmutung und Logiken religiöser Textilien. Kohlhammer, Stuttgart 2021, S. 87–102, hier S. 91.
  4. Kristian Fechtner, Thomas Klie: Evangelische Textilien. Programmatische Überlegungen. In: Thomas Klie, Jakob Kühn (Hrsg.): FeinStoff. Anmutung und Logiken religiöser Textilien. Kohlhammer, Stuttgart 2021, S. 87–102, hier S. 16, Anm. 42.
  5. Ottfried Jordahn: Das Zeremoniale. In: Hans-Christoph Schmidt-Lauber et al. (Hrsg.): Handbuch der Liturgik. Liturgiewissenschaft in Theologie und Praxis der Kirche. Vandenhoeck & Ruprecht, 3. Auflage Göttingen 2003, S. 436–462, hier S. 448.
  6. Vgl. G. Bunz: Die gottesdienstlichen Gewänder der Geistlichen, namentlich in der evangelischen Kirche 12 (1879), S. 188: [Der Summar Lübecks und Schleswig-Holsteins] „besteht in einem langen, vorn herunter zugeknöpften Talar mit langen Aermeln. In Lübeck wird darüber ein Schultermantel getragen, dessen offene Aermel an den Seiten herabhängen.“
  7. Ottfried Jordahn: Das Zeremoniale. In: Hans-Christoph Schmidt-Lauber et al. (Hrsg.): Handbuch der Liturgik. Liturgiewissenschaft in Theologie und Praxis der Kirche. Vandenhoeck & Ruprecht, 3. Auflage Göttingen 2003, S. 436–462, hier S. 449.